Rat will sich für erneute Ausnahmeregelung stark machen

Lessing-Realschule: Elterninitiative fordert Dreizügigkeit


  • Lennestadt, 17.02.2016
  • Von Sven Prillwitz
    Profilfoto Sven Prillwitz

    Sven Prillwitz

    Redaktion

Topnews
Vor dem Beginn der Ratssitzung bat die Elterninitiative „Lessing-Realschule Grevenbrück – Schuljahr 2016/17“ Bürgermeister Stefan Hundt darum, sich in Arnsberg für eine erneute Dreizügigkeit an der Lessing-Realschule in Grevenbrück einzusetzen. von s: Sven Prillwitz
Vor dem Beginn der Ratssitzung bat die Elterninitiative „Lessing-Realschule Grevenbrück – Schuljahr 2016/17“ Bürgermeister Stefan Hundt darum, sich in Arnsberg für eine erneute Dreizügigkeit an der Lessing-Realschule in Grevenbrück einzusetzen. © s: Sven Prillwitz

Gewissermaßen begann die Ratssitzung der Stadt Lennestadt am Mittwoch, 17. Februar, bereits auf dem Flur: Vertreter der neu gegründeten Elterninitiative „Lessing-Realschule Grevenbrück – Schuljahr 2016/17“ und zahlreiche Viertklässler baten Bürgermeister Stefan Hundt darum, sich bei der Bezirksregierung in Arnsberg für eine erneute Dreizügigkeit einzusetzen. In der Vorwoche hatte die Realschule aufgrund der hohen Anmeldezahlen 30 Ablehnungsbescheide verschicken müssen (LokalPlus berichtete). Der Rat beschloss bei vier Gegenstimmen, sich für eine erneute Ausnahmeregelung und damit für die Bildung von drei statt zwei Eingangsklassen einsetzen zu wollen.


Aufgrund des großen öffentlichen Interesses war das Thema kurzfristig der Tagesordnung hinzugefügt worden. Hundt lobte das Engagement der Eltern und Schüler ausdrücklich, verwies aber gleichzeitig auf ein Gespräch, das die Stadt mit der oberen Schulaufsicht der Bezirksregierung im Januar geführt hatte. Danach müsste die Stadtverwaltung in Arnsberg die dauerhafte Erhöhung der Zügigkeit an der Lessing-Realschule beantragen und dafür diverse Voraussetzungen erfüllen (siehe Infokasten). Das sei der juristisch nächste Schritt, nachdem bereits im Vorjahr die Bildung einer dritten Klasse einmalig per Ausnahmeregelung genehmigt worden war.
Voraussetzungen für eine dauerhafte Zügigkeit
• Der Bedarf der Mehrklassenbildung muss anhand der eigenen Schülerzahlen nachgewiesen werden. • Diesem Vorhaben müssen alle benachbarten Schulträger zustimmen („regionaler Konsens“). • Die Mehrklassenbildung muss zur Vermeidung von Beschulungsproblemen in der Region / zur Sicherstellung der Schulpflichterfüllung erforderlich sein. (Quelle: Tischvorlage zur Ratssitzung der Stadt Lennestadt am 17. Februar)
Die Ratsfraktionen von CDU, SPD und UWG erklärten, die Elterninitiative nach Kräften unterstützen und damit dem Elternwillen nachkommen zu wollen. Während die UWG in Person der Fraktionsvorsitzenden Kerstin Bauer eine dauerhafte Dreizügigkeit für die Realschule beantragen wollte, warben Gregor Schnütgen (CDU) und Heinz Vollmer (SPD) dafür, sich zunächst für eine erneute Ausnahme einzusetzen, um „die Kuh vom Eis zu kriegen“ (O-Ton Vollmer).
„Die Realschule in Grevenbrück verzeichnet bei den Anmeldungen weiteren Zuwachs. Andere Kommunen würden sich um diese Zahlen reißen“, sagte Vollmer. Angesichts des guten Images, das die Schule auch über die Stadtgrenzen hinaus offensichtlich genieße, sollte die Stadt in einem weiteren Schritt überlegen, die Realschule künftig als interkommunales Modell zu führen und damit eine dauerhafte Dreizügigkeit zu ermöglichen.
Gegenwind von den Grünen
Gegen eine erneute Ausnahmeregelung und gegen eine dauerhafte Dreizügigkeit an der weiterführenden Schule in Grevenbrück sprach sich dagegen die Fraktion Bündnis ´90/Die Grünen entschieden aus. „Die Überlegung, die Sekundarschule zu gründen, kam damals nicht aus dem luftleeren Raum, sondern weil sich alle Entscheidungsträger einig waren, dass das dreigliedrige Schulsystem nicht mehr zeitgemäß ist“, sagte Christa Orth-Sauer. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen bezeichnete den Erhalt der Realschule als „schwerwiegenden Fehler“, der zu einer „Schwächung der Sekundarschule als zukunftsweisender Schule“ führe.
Diesen Vorwurf wiesen Gregor Schnütgen, Heinz Vollmer und Bürgermeister Stefan Hundt wiederum zurück. Dass an der Sekundarschule von Anfang an sechs Eingangsklassen gebildet werden konnten, sei Beweis genug, dass es sich bei der noch neuen Schulform mit Standorten in Lennestadt und Kirchhundem um ein „Erfolgsmodell“ handle. Die bislang „guten Frequenen bei den Anmeldezahlen“ an den anderen weiterführenden Schulen, deren Anmeldeverfahren gerade begonnen haben, belegen laut Hundt, dass das Schulsystem in Lennestadt äußerst stabil sei.
Bis eine Entscheidung gefallen ist, ob an der Lessing-Realschule erneut eine dritte fünfte Klasse gebildet werden darf, werden noch einige Wochen vergehen. Hundt nannte die Osterzeit Ende März für konkretere Gespräche: „Wir müssen zunächst die Anmeldezahlen an den anderen weiterführenden Schulen abwarten.“ Hier endet die Anmeldephase am 10. März.
Sonderstellung und „Anmeldeüberhang“
• Die Lessing-Realschule in Grevenbrück ist die einzige öffentliche Realschule im Kreis Olpe. Aus diesem Grund müssen auch Viertklässler aus anderen Kommunen beim Anmeldeverfahren unabhängig vom Wohnort für die Aufnahme berücksichtigt werden. • Unter den 62 Kindern, die für das kommende Schuljahr einen Platz an der Realschule bekommen haben, sind 16 Viertklässler, die nicht in Lennestadt wohnen. • Auf der Liste der insgesamt 30 „Nachrücker“ stehen elf Kinder aus Attendorn, Finnentrop und Kirchhundem. • Weil 92 Kinder für 62 zur Verfügung stehende Plätze angemeldet worden waren, musste die Schulleitung der Lessing-Realschule sich in Absprache mit der Bezirksregierung des sogenannten „Anmeldeüberhang“-Verfahrens bedienen. Danach wurden 14 Viertklässler unter dem Kriterium „Geschwisterkinder“ angenommen. Die restlichen 48 Plätze wurden im Losverfahren vergeben – basierend auf der Vorgabe, für ein ausgewogenes Verhältnis von Mädchen und Jungen zu sorgen. (Quelle: Tischvorlage zur Ratssitzung der Stadt Lennestadt am 17. Februar)
Artikel teilen: