Ramin Adeeb: In Lennestadt angekommen – und für Lennestadt im Einsatz

Von Mazar-e Sharif nach Meggen


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Ramin Adeeb ist in Lennestadt angekommen. von Kerstin Sauer
Ramin Adeeb ist in Lennestadt angekommen. © Kerstin Sauer

Lennestadt. Immer ein Lächeln auf den Lippen, immer fröhlich, so kennen ihn die Kollegen: Ramin Adeeb aus Mazar-e Sharif ist seit fünf Monaten Teil des Entwicklerteams bei ontavio in Altenhundem. Bis hierher war es ein langer Weg, über den der junge Mann keine großen Worte macht: Vor vier Jahren musste Ramin seine Heimat verlassen, es bestand akute Lebensgefahr, weil er nicht mit dem herrschenden Regime der Taliban arrangieren wollte...


Ende 2015 musste Ramin die Entscheidung treffen, seine Heimat zu verlassen: „Wenn man gegen die Prinzipien derer ist, die die Macht haben in Afghanistan, dann hat man kein sicheres Leben“, erzählt er.

Was man in den Medien hier nicht im Detail mitbekommt, ist in Afghanistan bittere Realität: Regimegegner werden systematisch mundtot gemacht, nach der Präsidentschaftswahl wurde die Lage immer bedrohlicher. So bekam Ramin nach und nach mit, dass Freunde und Bekannte „einfach nicht mehr da waren“, ermordet wurden, die mit ihm für die gleiche Sache eingestanden sind. „Es wurde eng, ich musste weg, sonst wäre ich jetzt wohl nicht mehr am Leben“, fasst er nüchtern zusammen.
Von Mazar-e Sharif nach Meggen
Über den Iran, in den er mit einem Visum einreisen konnte, hat er wie viele andere die Balkanroute genommen und ist über München, Köln und Bielefeld in Meggen angekommen. Drei Monate war er unterwegs, mit dem, was er am Körper trug, und mit seinem Handy.

In Mazar-e Sharif hat der 26-Jährige seine junge Frau zurücklassen müssen, weil ihr Visum nicht rechtzeitig kam. „Und das, weil ich nicht wollte, dass sie ein Kopftuch tragen muss, nicht wollte, dass irgendeine andere Frau das muss. Deswegen und wegen vieler anderer Dinge habe ich die Opposition unterstützt“. So schnell geht es, dass man vor die Wahl gestellt wird: Tod oder Flucht.
Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung
Seit fünf Monaten ist Ramin Teil des Entwicklerteams von ontavio. Das Lennestädter Unternehmen entwickelt und vertreibt digitale Recruitinglösungen für die Mittelständler in der Region und darüber hinaus. Zu den bekanntesten Portalen gehört Karriere Südwestfalen.
 von Gehrig
© Gehrig
Mit den Kollegen wurde er schnell warm, „das passt super“, finden alle. Einen Führerschein hat er noch nicht, so wurde kurzerhand eine Fahrgemeinschaft gebildet. Ramin ist einer von vier Kollegen, die sich um das Bewerbermanagementsystem talentstorm kümmern.

Auch die Stadt Lennestadt nutzt das System, „es ist so cool, dass ich nun für die Stadt Lennestadt, die mich aufgenommen hat und mir zur neuen Heimat geworden ist, etwas tun kann. Ich gehöre nämlich zum Team, das sich um talentstorm kümmert. Auch die Stadt Lennestadt wickelt ihren Bewerbungsprozess damit ab“, strahlt er. „Ich bin echt stolz darauf, es wird in ganz Südwestfalen genutzt.“
Weihnachten wird gefeiert
Sein viertes Weihnachten wird es jetzt sein, das er mit Freunden in Meggen und entspannt zu Hause verbringen wird – weit weg von Frau, Vater, Mutter und Schwester.

Ramin ist Moslem. Weihnachten ist aber wichtig für ihn, weil es ein hohes Fest in seiner neuen Heimat ist. An das Sauerland jedoch musste er sich erst gewöhnen: „Wir mussten von Mazar-e Sharif erst einige Stunden fahren, um in die Berge zu kommen, das war hier erst einmal sehr ungewohnt, manchmal ein wenig bedrückend“.

Aber das Gefühl ist vorübergegangen, Ramin hat sich eingelebt; er würde gerne bleiben, im Sauerland, bei ontavio, gemeinsam mit seiner Frau – das ist Ramins Wunsch für 2020.
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