Pilger Mateusz Steringer erreicht Santiago de Compostela

Jakobsweg


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Mateusz Steringer hat den Jabobsweg bezwungen und nimmt viele Eindrücke mit nach Hause. von Mateusz Steringer
Mateusz Steringer hat den Jabobsweg bezwungen und nimmt viele Eindrücke mit nach Hause. © Mateusz Steringer

Lennestadt/ Santiago. Der gebürtige Lennestädter Mateusz Steringer hat es geschafft: Er hat sein Ziel, nach Santiago de Compostela zu gelangen, erreicht und den Jakobsweg damit überstanden. Steringer hatte die etwa 850 Kilometer lange Reise am Sonntag, 13. Mai, in St. Jean-Pied-de-Port mit seinem Mountainbike begonnen. Die „Ziellinie“ überquerte er schließlich am Freitag, 24. Mai.


Vom zweithöchsten Punkt während seiner gesamten Tour aus startete Steringer am Mittwoch, 23. Mai, in Padornelo in Richtung Puertomarín. Daher stand eine zunächst eine recht bergige Abfahrt an. Der 62 Kilometer lange Weg hatte bei etwa 450 Höhenmetern leichte Steigungen. „Ich war an diesem Tag wenig motiviert“, so Steringer. Nachmittags kam er dort an. In Puertomarín kam der 28-Jährige in einem prall gefüllten Zehn-Bett-Zimmer unter.

In der Unterkunft traf er unter anderem ein Paar aus Paraguay, fünf US-Amerikaner und deutsche Seniorinnen. „Die Stadt liegt am See. Es gab eine Terrasse mit Seeblick, und ich habe mir die Kathedrale angeschaut“, so Steringer. Ab Puertomarín fuhr der Pilger mit einem zweiten Polster, um sein Gesäß zu schonen.  

Am Donnerstag, 24. Mai, trat Steringer, der mittlerweile in der Landeshauptstadt Düsseldorf wohnt, noch einmal für 41 Kilometer auf 603 Höhenmetern in die Pedale. Das Ziel: Melide – die letzte Station vor Santiago de Campostela. Auf dem Weg nach Melide rastete er kurz und traf überraschend auf das kolumbianische Pärchen, das er in einer Unterkunft getroffen hatte. Außerdem traf er auf zwei deutsche Frauen, die sich beim Pilgern kennengelernt hatten und seither gemeinsam unterwegs waren.
Vorletzte Etappe
In Melide checkte der Radfahrer im Hotel ein. „Da es die letzte Etappe vor Santiago war, war ich bedacht darauf, mich auszuruhen“, sagt Steringer. Er schaute sich die Stadt an und kam an einem „speziellen Restaurant“ vorbei. Wegen eines zu erwarteten Déjà-vus mit der Schweineohrensuppe (LokalPlus berichtete) nahm er hiervon jedoch Abstand.

Letztmals musste Steringer dann am Freitag, 25. Mai, Kräfte aufbringen. Auf ihn wartete eine 59 Kilometer lange Radtour auf 650 Höhenmetern durch jede Menge Schlamm. „Ich habe mich richtig eingesaut“, so Steringer. In Santiago angekommen, checkte er in einer großen Herberge, einem ehemaligen Jungeninternat, mit etwa 150 Betten ein. Er hatte jedoch ein Einzelzimmer. „Es erinnerte an ein Klosterzimmer. Eine spärliche Einrichtung mit Tisch, Bett Spülbecken und Stuhl. Aber die Anlage war sehr schön“, sagt der 28-Jährige.
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Pilger Mateusz Steringer erreicht Santiago de Compostela
Die Stadt und die Kathedrale de Compostela schaute sich Steringer am Samstag, 26. Mai, an. Das Pilgerbüro, in dem er die heiß ersehnte Urkunde in Empfang nehmen konnte, war ihm zu voll. Später ging Steringer wieder hierher und musste zwei Stunden warten, bis er seine Urkunde erhielt.

„Es war sehr langweilig und frustierend. Ich hatte mir ein schöneres Ende vorgestellt", zeigt er sich etwas enttäuscht vom offiziellen Abschluss. Nachdem sich Steringer auf seinem Zimmer ausgeruht hatte, kehrte er in der Caféteria der Herberge ein.
Wendung für frustrierendes Ende
„Da ist etwas Unglaubliches passiert. Ich bin draußen eine rauchen gegangen und wurde von Anna (27 Jahre, Dresden) angesprochen. Sie hatte mitbekommen, dass ich aus Deutschland bin“, sagte Steringer. Geschätzte 20 Minuten später stieß ein weiterer deutscher Pilger hinzu: Benjamin aus Heidelberg schloss sich ebenfalls an. Abends ging die Gruppe aus. „Bis halb sieben haben wir gefeiert“, freut sich der Wahl-Düsseldorfer.

Am Sonntag, 27. Mai, besuchte Steringer schließlich die Pilgermesse in der Kathedrale. „Es war sehr eindrucksvoll uns sehr rührend. Man fühlte sich mit den anderen Pilgern verbunden.“ Highlight für ihn war ein riesiges Weihrauchfass. Der sogenannte „Botafumeiro“ ist ein 1,60 Meter großes Weihrauchfass, das an einem etwa 66 Meter langen Seil von der Decke hängt, von Männern in Bewegung gesetzt und schließlich bis zur Kathedralendecke geschwungen wird.
Rückreise am gleichen Tag
Anschließend traf sich der gebürtige Lennestädter erneut mit Anna. „Wir haben intensive Gespräche geführt, die mich meinen gesteckten Zielen hier näherbrachten. Abends stieß Benjamin aus Heidelberg zur Gruppe hinzu." Das Trio ging essen und stellte fest, dass am Montag, 28. Mai, alle in den gleichen Flieger steigen würden. Ehe Steringer ins Flugzeug stieg, gab er sein Mountainbike bei der Post auf. Das Fahrrad war ihm während seiner Reise immer treu geblieben. „Ich hatte keinerlei Reparaturen an meinem Drahtesel“, freut sich Steringer.

Mit etwa einer Stunde Verspätung hob der Flieger nach Hause schließlich ab. Zwei Stunden später landete Steringer in Frankfurt-Haan. Sein Cousin holte ihn ab. Anna setzten sie in Köln ab.

„Es sind alle heil zu Hause angekommen. Der Camino Francés ist in Spanien geendet, der Weg hat dort aber erst ein Stück weit begonnen. Ich habe einiges über mich gelernt. Vieles, was auf dem Weg passiert ist, lässt sich gut auf den Alltag ummünzen. Es war eine sehr interessante Erfahrung und ist auf jeden Fall empfehlenswert“, lautet das Fazit des langjährigen Lennestädters.
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