Neues Schulfach an der Oene-Elspe-Tal-Schule: „Natur und Garten“

Grundschüler lernen mit und in der Natur


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Unkraut zwischen den Erbsen-, Kartoffel- und Radieschen-Pflanzen? Das geht gar nicht, sind sich die Kinder, Schulleiterin Rebecca Friesekothen (hinten l.), Lehrerin Franziska Halbe (hinten 2.v.l.) und Naturpädagogin Liesel Kipp (r.) einig. Also: Weg damit! von Kerstin Sauer
Unkraut zwischen den Erbsen-, Kartoffel- und Radieschen-Pflanzen? Das geht gar nicht, sind sich die Kinder, Schulleiterin Rebecca Friesekothen (hinten l.), Lehrerin Franziska Halbe (hinten 2.v.l.) und Naturpädagogin Liesel Kipp (r.) einig. Also: Weg damit! © Kerstin Sauer

Elspe/Oedingen. Neben Mathe und Deutsch steht an der Oene-Elspe-Tal-Schule mit den Standorten Elspe und Oedingen seit März ein neues Unterrichtsfach auf dem Stundenplan: Natur und Garten. Raus auf das Außengelände, pflanzen, pflegen und erleben – keine Frage: Die rund 250 Kinder beider Schulen lieben diese eine Schulstunde in der Woche. Und nicht nur sie: Auch das 18-köpfige Kollegium blüht sprichwörtlich auf, wenn Gartenarbeit und praktische Naturkunde auf dem Stundenplan stehen.


Lehrerin Franziska Halbe hat die Klasse 2a in drei Gruppen aufgeteilt: Während die erste den Auftrag „Schneckenkontrolle“ erhält und die zweite „Sommerfarben“ in der Natur sucht, haben sich die übrigen Schüler um ein etwa vier Mal ein Meter großes Beet versammelt. Auf einem großen Stein steht in bunten Farben „2a“. In regelmäßigen Abständen blitzt es grün aus der Erde. Kartoffeln, Radieschen, Erbsen – all das haben die Zweitklässler vor einiger Zeit eingepflanzt. Doch was ist das? Wuchert da etwa eine Distel?

Wunsch nach Gemeinschaft

Der Anstoß für das neue Konzept „Naturnahe und erlebnispädagogische Schule“ kam von einer Kollegin. Schulleiterin Rebecca Friesekothen erzählt: „Nach den Sommerferien“ – und nach einem langen, außergewöhnlichen Schuljahr mit Distanzlernen, Isolation und wenigen Kontakten – „habe ich meine Kollegen gefragt: In welche Richtung wollt ihr gehen?“

Die Antwort einer Kollegin kam prompt: „Wir müssen mit den Kindern raus gehen. Gemeinsam etwas machen.“ Denn das Gemeinschaftsgefühl hatte in der Coronazeit gelitten. Und wo kann man besser wieder zusammenfinden als in der Natur, im gemeinsamen Arbeiten und Erleben? Einstimmig wurde entschieden: Wir möchten naturnahe und erlebnispädagogische Schule werden.

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Die Oedinger Grundschüler verbringen ihre Natur-und-Garten-Stunde an den Hochbeeten oder im Waldklassenzimmer.

Unterstützung von Expertinnen war schnell gefunden: Liesel Kipp, Natur-Pädagogin und an der Schule als I-Kraft tätig, und Anita Jung (Agraringenieurin und Naturpädagogin) erarbeiteten für die Schule ein mehrseitiges Konzept. Definierten Ziele, entwarfen Pläne für einen Schulgarten und eine Kräuter-Spirale, stellten einen Zeitplan für das Pflanzen, die Pflege und die Ernte auf.

Beete, Kräuter-Spirale, Waldklassenzimmer

Die Außengelände der beiden Schulen eignen sich perfekt für das Lernen in der Natur: Während in Oedingen das Waldklassenzimmer, Hochbeete und ein Kräutergarten für die Unterrichtsstunde „Natur und Garten“ genutzt werden, hat in Elspe jede Klasse ein eigenes Beet, eine Kräuter-Spirale ist in Planung. Hinzu kommen an beiden Schulen Obstbaumwiesen, die in Kooperation mit dem Gymnasium der Stadt Lennestadt geplant werden.

Seit März verbringen die einzelnen Klassen nun jeweils eine Stunde – es sei denn, es regnet in Strömen, dann geht es rein zur Mini-Phänomenta – in der Natur und in ihrem Garten. So wie gerade die Klasse 2a, die ihr Beet nach weiterem Unkraut absucht. Liesel Kipp hält die Lösung für das grüne Problem in der Hand: einen Distel- und Löwenzahnstecher. Denn, so erklärt sie den Kindern. „Unkraut nimmt unseren Pflanzen Nährstoffe und Wasser weg. Deswegen müssen wir es entfernen.“

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Das wunderbare Außengelände der Grundschule in Elspe lädt förmlich dazu ein, in der Natur zu arbeiten. Jede Klasse - so wie hier die Klasse 2a - hat ein eigenes Beet.

Kein Problem für die jungen Gärtner: Mit Feuereifer machen sie sich daran, die Disteln samt Wurzeln aus der Erde zu ziehen. Während die einen strahlend mit ihren Händen in der Erde wühlen, haben sich andere Kinder Handschuhe übergestreift und betrachten die Erde kritisch. „Viele Kinder kennen die Arbeit in der Natur nicht und haben Angst, Erde zu berühren“, erklärt Liesel Kipp. Nach und nach werden alle an die praktische Arbeit herangeführt. Denn, so betont die Expertin: „Unser Ziel ist, dass die Kinder die Natur (be-) greifen und einen Bezug dazu entwickeln.“

Das Unkraut landet zuerst in einem blauen Eimer und wird dann auf den Kompost geworfen. Ein wichtiger Baustein im Schulgarten, um den Kindern den Kreislauf der Natur zu erklären, wie Rebecca Friesekothen erklärt: „Sie lernen, dass der Kompost bei richtiger Pflege im nächsten Jahr wieder für ihren Garten genutzt werden kann.“

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Experimentieren und beobachten: Ein weiterer Part des erlebnispädagogischen Konzeptes ist die Mini-Phänomenta, die mit Hilfe der Eltern und Lehrer in Elspe aufgebaut wurde.

Selbst Hand anlegen, praktisch arbeiten, beobachten und sich auch in Geduld üben, bis aus den Samen Pflanzen werden: Die Grundschüler aus Elspe und Oedingen lernen für das und mit dem Leben. Und, so sagt Liesel Kipp lachend, „dass Gemüse nicht aus dem Supermarkt, sondern aus der Erde kommt.“

Der besondere Dank des Team gilt den Fördervereinen der beiden Standorte und allen Sponsoren und Firmen, die die Projekte tatkräftig unterstützen.

Ziele der naturnahen und erlebnispädagogischen Orientierung
  • Schulung des Umweltbewusstseins
  • Bildung der Nachhaltigkeit
  • Bildung von ökologischem und biologischem Wissen
  • Förderung der Fein- und Grobmotorik
  • Kooperations- und Teamfähigkeit
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