„Mein größter Wunsch? Arbeiten und mich einbringen“

Interview: Nabil, Mohammad und Ammar sind aus Syrien geflohen und wohnen in der ehemaligen Hauptschule


  • Lennestadt, 22.12.2015
  • Von Marius Eckhardt
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Geschäftiges Treiben herrscht in der Küche der ehemaligen Elsper Kaiser-Otto-Hauptschule. Überall brutzelt und dampft es, viele verschiedene exotische Gerüche liegen in dere Luft. „Gegen Abend trifft man hier die meisten Bewohner an.", erzählt die ehrenamtliche Helferin Karin Sopart. „Derzeit leben hier rund 50 Flüchtlinge aus zwölf verschiedenen Nationen."


Anfang November kamen die ersten Asylbewerber in dem Schulgebäude an. Sie erlebten eine so große Welle der Hilfsbereitschaft, dass momentan nicht einmal mehr Sachspenden aufgrund von Platzmangel angenommen werden können. Etwa 25 ehrenamtliche Helfer betreuen und unterstützen die Asylbewerber regelmäßig in ihrem Alltag, erledigen Behördengänge mit ihnen oder geben Sprachunterricht.
Im gemeinsamen Aufenthaltsraum sitzen Nabil, Mohammad und Ammar aus Syrien. Mit LokalPlus haben sie über ihr altes und ihr neues Leben gesprochen. Nabil, welchem Beruf sind Sie in Syrien nachgegangen, bevor Sie nach Deutschland gekommen sind? Nabil: Ich habe in einer kleinen Firma, die Süßigkeiten herstellt, als Patissier gearbeitet. Welche Stationen haben Sie auf ihrer Flucht durchlaufen, bevor Sie in Elspe ankamen? Nabil: Ich war in Minsk, Weißrussland. Dann bin ich weiter durch Polen gereist. Danach bin ich in eine Unterkunft in Bielefeld gekommen und von da weiter nach Höxter, bis ich am Ende hier in Elspe gelandet bin.
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„Mein größter Wunsch? Arbeiten und mich einbringen“
Wie fühlen Sie sich in Elspe und wie empfinden Sie die Menschen hier? Mohammat: Wir fühlen uns hier sehr gut! Die Menschen tun ihr Bestes, um den syrischen Menschen zu helfen. Im Moment befinden wir uns in der Vorweihnachtszeit. Wie fühlt sich das für Sie an?
"In meinem Land sieht es vor Weihnachten ähnlich aus"
Nabil: Das gefällt uns sehr gut. In meinem Land sieht es vor Weihnachten ähnlich aus wie hier. Überall Dekoration und Lichter, aber das war vor dem Krieg. Ich bin Christ, und wir haben auch Weihnachten zusammen gefeiert. Vielleicht besuche ich dieses Jahr einen Freund in Hagen. Und wie kommen hier die Menschen, die aus so vielen verschiedenen Ländern stammen, miteinander klar? Nabil: Klar gibt es manchmal kleinere Probleme, aber im Großen kommen wir alle sehr gut miteinander aus.
"Manchmal wurden wir auf der Straße angeschrien"
In Deutschland gibt es vielerorts Ablehnung, die Flüchtlingen entgegenschlägt, auch im Kreis Olpe. Haben Sie davon etwas mitbekommen? Nabil: An anderen Orten, an denen ich vorher war, habe ich das schon mitbekommen, aber hier in Lennestadt nicht. Mohammad: Manchmal wurden wir auf der Straße angeschrien, aber mehr auch nicht. Hier sind alle Menschen herzlich, und wir fühlen und sehr willkommen. Haben Sie noch Familie in Syrien? Nabil: Ja, meine Schwester ist noch da. Sie arbeitet in einer Bank. Durch die Bomben gibt es nur noch fünf bis sechs Stunden Strom täglich, und die Wasserversorgung ist schlecht. Im Moment ist es außerdem sehr kalt, bis minus 5 Grad. Wie sehen Sie Ihre Zukunft? Nabil: Ich möchte wirklich sehr gerne arbeiten und mich hier einbringen. Das wäre mein Wunsch.
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