Meeresbiologe wird deutlich: Wird die Erde für Menschen unbewohnbar?

Veranstaltung der AG „es TUT sich WAS“


Klimafolgenforscher Dr. Udo Engelhard referierte jetzt in Oberelspe. von privat
Klimafolgenforscher Dr. Udo Engelhard referierte jetzt in Oberelspe. © privat

Oberelspe. „Wir die Erde für Menschen unbewohnbar?“ Auf diese Frage hatte Klimafolgenforscher Dr. Udo Engelhard auf dem „Vielfalt Wald“-Hof Kaisr in Oberelspe eine klares Ja zur Antwort: „Sie wird unbewohnbar, wenn weiterhin zusätzliche klimarelevante Gase in die Atmosphäre gelangen – und nicht massiv gegengesteuert wird.“


Zu der Veranstaltung hatte die AG „es TUT sich WAS“ eingeladen und rund 35 Gäste waren der Einladung gefolgt.

Unumkehrbare Kipp-Punkte

Engelhard, früherer Meeresbiologe, erläuterte detailreich und wissenschaftlich fundiert die zahlreichen Zusammenhänge und führte anhand des neuesten Berichts des Weltklimarats den Beweis: „Gelingt es in diesem Jahrzehnt nicht, die Zunahme der klimarelevanten Gase CO2, Methan und Lachgas auf dem jetzigen Niveau zu stabilisieren, dann werden Kipp-Punkte erreicht, die unumkehrbar sind.“

Diese Kipp-Punkte seien die Eisschmelze an den Polen und der damit verbundene Anstieg des Meeresspiegels, das Auftauen des Permafrost und der resultierende gigantische Austritt von Methan sowie die Ablenkung des Jetstreams und Abschwächung des Golfstroms.

Schwere Folgen für die Menschheit

Die abgeschätzten Folgen, vor allem wegen der Hitzeperioden von bis zu 60°C, seien für sehr viele Menschen nicht zu überleben. Dr. Engelhard: „Auch für unser relativ moderates Klima in Mitteleuropa werden sich gravierende Veränderungen ergeben. Als Beispiel können die vergangenen Wochen in Kanada gelten, wo durch Hitze und Brände ganze Dörfer ausgelöscht wurden – und das auf demselben Breitengrad wie Frankfurt. Andere Folgen werden Völkerwanderungen sein, gegen die jetzige Migrationsbewegungen nicht erwähnenswert sind.“

Als einen wichtigen Ausweg beschrieb Dr. Engelhard den sehr schnellen Umstieg auf eine emissionsfreie Stromerzeugung. Aus seiner Sicht bedeutet das einen Kohle-Ausstieg bis 2030 sowie die Unterlassung möglichst aller Verbrennungsprozesse.

100 Prozent Erneuerbare Energie

Ersetzt werden solle dies durch 100 Prozent Erneuerbare Energie (Wind/PV/Geothermie/Speicher) sowie die Elektrifizierung aller Antriebe. „Mobilität erfolgt dann ausnahmslos (Batterie-)elektrisch und der derzeit viel beschworene Wasserstoff wird aufgrund fehlender Effizienz nur für wenige Industrieprozesse genutzt werden können.“

Engelhard betonte, dass das schlechte Gewissen des Einzelnen, immer zu wenig Klimaschutz zu machen, nicht zielführend sei. „Die großen Stellschrauben müssen politisch angegangen werden durch eine Orientierung auf das Gemeinwohl“, so sein Fazit.

Politik muss Verantwortung übernehmen

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Politik Verantwortung übernehmen muss – für Klimaschutz und für die schnelle Gestaltung des Auswegs aus der Klimakrise. „Die Veranstaltung hat gezeigt“, so Gregor Kaiser, Sprecher der AG esTUTsichWAS, „dass viele Aussagen im öffentlich wahrnehmbaren Wahlkampfdiskurs eine reine Farce sind. Es muss schneller, es muss konsequenter gehandelt werden“.

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