Medizinische Versorgung im Kreis: „Wir hätten früher beginnen müssen“

Zahlen und Fakten im Lennestädter Ausschuss


  • Lennestadt, 08.03.2023
  • Politik
  • Von Kerstin Sauer
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Ein Hausarzt berät einen Patienten (Symbolfoto) - doch wie sieht dieses Szenario in Zukunft aus, wenn immer mehr Ärzte im Kreis Olpe in den Ruhestand gehen? von Pixabay.com
Ein Hausarzt berät einen Patienten (Symbolfoto) - doch wie sieht dieses Szenario in Zukunft aus, wenn immer mehr Ärzte im Kreis Olpe in den Ruhestand gehen? © Pixabay.com

Kreis Olpe/Lennestadt. Das Problem ist seit Jahren bekannt, jetzt wird es in Angriff genommen. „Viel zu spät“, wie Heinz Vollmer (SPD) und Christa Orth-Sauer (Grüne) im Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport und Soziales am Dienstag, 7. März, betonten. Es geht um die drohende medizinische Unterversorgung im Kreis Olpe.


In einem Vortrag stellte Christina Röcher, von der Servicestelle für Ärzte zur Sicherung der medizinischen Versorgung im Kreis, die Ist-Situation dar. Und schloss sich gleich zu Anfang oben genannter Meinung an: „Wir hätten früher beginnen müssen.“

Die meisten Ärzte, vor allem die Allgemeinmediziner, im Kreis Olpe seien älter als 55 Jahre, zehn haben sogar die 70 überschritten. Doch Nachfolger zu finden gestalte sich mehr als schwierig, erklärte Christina Röcher und verwies auf veraltete Praxis-Ausstattungen und zahlreiche Einzel- statt Gemeinschaftspraxen. „Das ist für junge Mediziner weniger attraktiv. Auch hier gewinnt die Work-Life-Balance immer mehr an Bedeutung, junge Medizinerinnen möchten lieber in Teil- als in Vollzeit arbeiten.“

Sichtbarkeit und Austausch fehlen

Christina Röcher engagiert sich auf vielen Ebenen, um Ärzte in den Kreis Olpe zu locken. “Wenn Sie jemanden kennen, der Medizin studiert, geben Sie mir Bescheid - ich rufe ihn sofort an“, sagte sie mit einem Lachen.

Um herauszufinden, woran es im Kreis mangelt, wurden auch die heimischen Ärzte selbst befragt. Tenor: Es fehlt an Sichtbarkeit – im Kreis Olpe mache jede Kommune „ihr eigenes Ding“, anstatt gemeinsam und stark aufzutreten – sowie an Unterstützung, beispielsweise durch die Kommune. Auch den Austausch unter den Ärzten und mit der Kommune vermisst ein Großteil der hiesigen Mediziner.

„Wir müssen Vollgas geben!“

Um junge Mediziner in den Kreis Olpe zu holen, wurde das Pilotprojekt „Local Hero“ (siehe Link) gestartet. Im Rahmen dieses Projektes kommen acht Medizinstudenten insgesamt fünf Wochen lang in den Kreis Olpe, um in Hausarztpraxen Erfahrungen zu sammeln. Auch Quereinstiege durch Weiterbildungen seien möglich, erklärte Christina Röcher und berichtete von guten Erfahrungen.

„Wir müssen anfangen, über den Tellerrand zu schauen“, forderte Röcher die Ausschussmitglieder auf. Betonte aber gleichzeitig: „Ich werde nicht alle Ärzte über 60 ersetzen können – ich kann auch keine Wunder vollbringen. Aber wir sind auf einem guten Weg.“

Ein Weg, der laut Heinz Vollmer (SPD) viel zu spät beschritten wurde: „Das ist keine Kritik an Ihrer Arbeit“, betonte er in Richtung Christina Röcher, „aber wir sehen die Situation viel dramatischer: Wir müssen jetzt Vollgas geben.“

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