Machbarkeitsstudie „DigiDocs“: Das wünschen sich Ärzte und Patienten
Offenheit gegenüber telemedizinischen Angeboten
- Lennestadt, 01.09.2021
- Verschiedenes
- Von Kerstin Sauer
Lennestadt/Kirchhundem. Eine „Vorreiterrolle“ spielt Lennestadt beim Thema ärztliche Versorgung im ländlichen Raum: Das erklärte Dr. Olaf Gaus vom Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS) in seinem Vortrag zum Thema „DigiDocs“ im Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport und Soziales am Dienstagabend, 31. August. Umfassend stellte er die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie aus den vergangenen Monaten vor.
Sowohl im Kreis Olpe als auch darüber hinaus betreut FoKoS derzeit verschiedene Projekte zum Thema Ärzteversorgung der Zukunft. Lennestadt ist mit seiner Studie besonders weit, so Dr. Gaus, und warf einen Blick auf die Anfänge des Projektes.
Basis des Projektes ist die Frage: „Was machen wir, wenn es in einigen Jahren nicht mehr genug Ärzte in Lennestadt und Kirchhundem gibt?“ Eine Lösung könnte sein, auf digitale Unterstützung zurückzugreifen. Ob dazu die Bereitschaft sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten besteht, wurde in diversen Umfragen ermittelt.
So sei das Konzept einer Videosprechstunde, so führte Dr. Gaus aus, für viele Patienten gut vorstellbar. „Geeignete Zielgruppen könnten chronisch kranke Patienten, z.B. bei Diabetes, sein. Auch die Psychiatrie sehen die Ärzte als mögliches Anwendungsgebiet.“
Offen stehen viele Patienten demnach auch weiteren ergänzenden telemedizinischen Angeboten gegenüber, beispielsweise einer Online-Rezeptbestellung und einer Online-Terminvergabe.
Dr. Gaus: „Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die zukünftige medizinische Versorgung ein wichtiges Thema für die Befragten ist. Unsicherheit herrscht vor allem beim Thema Datenschutz und technisches Know-how.“ Aufklärung und Schulungen, um die die Technikkompetenz zu stärken, seien hier erforderlich.
Großen Wert legten die Befragten auf die persönliche Begegnung mit dem eigenen Hausarzt. Und auch, wenn der Großteil dem Einsatz von Telefon- und Videosprechstunden offen gegenüber stehe, wünschen sich die Patienten dafür den eigenen oder einen bekannten Hausarzt. Hier bestehe die Möglichkeit, sowohl junge Ärzte mit einzubinden als auch erfahrene Lennestädter und Kirchhundemer Hausärzte, auch im Rentenalter oder im Erziehungsurlaub, als Telemediziner.
Nach der Simulation einer Videosprechstunde zogen auch die örtlichen Hausärzte eine erste Bilanz: Vorteile sehen die Ärzte in der größeren Flexibilität und der Ortsunabhängigkeit, außerdem hätte man mehr Zeit für den Patienten. Verbesserungsbedarf sehen die Ärzte jedoch bei den Themen „gelenktere Gesprächsführung, beschleunigte Diagnose und Medikationsentscheidung“.
„Zusätzliche telemedizinische Angebote sind gewollt“, betonte Gaus abschließend. Sowohl bei der Ärzteschaft als auch bei den Patienten, die mehr Zeit mit und weniger Zeit beim Arzt verbringen möchten. Dr. Gaus. „Die einhellige Meinung in der Ärzteschaft war, das Projekt weiterzuentwickeln.“ Vorstellbar sei eine gemeinsame Plattform für alle Lennestädter und Kirchhunderm Ärzte, über die eventuell eine gemeinsame Terminvergabe und Urlaubsvertretung erfolgen könne, und testweise ein lokal ansässiger DigiDoc.
Alle am Projekt Beteiligten stimmen sich nun gemeinsam über die weiteren Schritte ab – dann könnte „DigiDocs“ in Lennestadt in die nächste Runde gehen.