Künstlerin lädt zu Selbsthilfegruppe für Opfer sexuellen Missbrauchs
Zuhören, erzählen, Mut machen
- Lennestadt, 17.03.2021
- Dies & das
- Von Kerstin Sauer
Maumke. Sie selbst war in ihrer Kindheit ein Opfer sexuellen Missbrauchs. Jahre der Angst und Einschüchterung liegen hinter der Künstlerin Juliana Schmidt aus Maumke. Heute, viele Jahre später, möchte sie eine Selbsthilfegruppe gründen. Denn, so sagt sie: „Durch viele Jahre der Therapie, fühle ich mich stark, habe mir ein neues Selbstwertgefühl aufgebaut, möchte meine Erfahrungen gerne weitergeben.“
Dadurch, dass die Künstlerin ihre Geschichte öffentlich gemacht hat, sei sie nicht mehr nur das Opfer. „Ich fühle dadurch eine besondere Stärke“, beschreibt Juliana Schmidt.
Der Täter indes, so weiß sie, möchte keine Öffentlichkeit: „Er tut alles, um es zu verhindern, mit Einschüchterung und Drohungen.“ Dadurch leide das Opfer unter Angst und Panikattacken, wie sie aus eigener Erfahrung berichten kann: „Auch mich überrollt diese Angst heute immer noch, nur kann ich langsam besser damit umgehen, es lähmt mich nicht mehr so sehr.“
Ihr selbst, so weiß Juliana Schmidt, habe ihre Kunst geholfen weiterzugehen. Ihr Wunsch ist es nun, diese Erfahrungen an andere Betroffene weiterzugeben: „Vielleicht kann ich in einer Gruppe zeigen, wie man in schwierigen Situationen seine Kreativität einsetzt, etwas mit den eigenen Händen erarbeitet, etwas den dunklen Bildern, die immer wieder kommen, entgegensetzt – aus dem Dunkel etwas Schönes macht.“
Denn das, so hat sie erfahren, ist einer der Wege aus der Verzweiflung heraus: „Ich habe in meinem Leben das Dunkle zu Licht gemacht, hell und freundlich. Zu meiner Vergangenheit, die sehr dunkel war, habe ich ein Gegenstück, ein Stück Himmel, geschaffen.“
Natürlich gibt es auch in ihrem Leben noch Momente der Trauer, der Angst. Auch ihr falle, das Leben manchmal immer noch schwer, sagt sie: „Dann möchte ich mich hinsetzen und einfach nur trauern.“ Doch ein Teil von ihr schaffe es immer wieder sich aufzuraffen und etwas Schönes zu schaffen. „Dann weiß ich: Es lohnt sich zu leben.“
Diesen Optimismus möchte Juliana Schmidt an Frauen weitergeben, die ebenfalls Opfer sexuellen Missbrauchs in ihrer Kindheit geworden sind. Sie möchte zeigen, dass niemand alleine ist und dass der Alltag bewältigt werden kann – durch Gespräche, durch gegenseitiges Helfen, um das Trauma zu bewältigen. „Wenn man nicht darüber spricht, bleibt das Trauma wie eingefroren in uns stecken.“ Und durch einen Blick, eine Geste, ein Geräusch oder einen Geruch werde man wieder in die Dunkelheit gezogen, wo Angst und Schrecken herrschen.
Reden, sich gegenseitig unterstützen, durch die Erfahrungen der anderen Kraft finden: Dafür soll die Selbsthilfegruppe, die Juliana Schmidt ins Leben rufen möchte, Raum bieten. „Ich kann kein Therapeut sein“, betont sie, „aber ich kann zuhören, erzählen, Mut machen. Und vielleicht auch durch meine Kreativität eine kleine Hilfestellung geben.“ Schweigepflicht, so die Künstlerin, sei natürlich garantiert.
Juliana Schmidt freut sich über jede Frau, die sich bei ihr meldet: „Nur Mut, ruft einfach an, schreibt mir eine Mail. Ich freue mich über jeden, der diesen Schritt wagt und ins Licht geht.“
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