Kirchveischeder entsetzt: Insektenparadies einfach abgemäht

Stadt Lennestadt erklärt warum


  • Lennestadt, 27.07.2023
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  • Von Nicole Voss
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Das Paradies für Insekten ist dem Mäher zum Opfer gefallen. von privat
Das Paradies für Insekten ist dem Mäher zum Opfer gefallen. © privat

Kirchveischede. Wie einige weitere Kirchveischeder echauffiert sich Andreas Schlüngermann über die Vorgehensweise der Stadt Lennestadt beim Mähen einer Fläche an der Straße „Am Knapp“ in Kirchveischede. Dort ist eine Dreiecksfläche, mit hunderten von Kugeldisteln – ein Paradies für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge gemäht worden.


In seiner Mail an LokalPlus schreibt Schlüngermann: „Die Landschaftspfleger der Stadt Lennestadt haben wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Alle Jahre wieder lässt die Stadt von einer Gartenfachkraft (?) mit ihrem „Böschungshobel“ die Straßenränder in Kirchveischede mähen. Unter anderem auch ein Paradies für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge, dessen Bewuchs niemanden störte. Nun herrscht dort Ödnis.“

Der Kirchveischeder weist daraufhin, dass Naturschützer und Kommunen immer wieder bitten, Flächen insektenfreundlich zu gestalten. Die Stadt Lennestadt selbst lasse Blumenwiesen anlegen, mähe aber derartige natürlich gewachsene Flächen mit Kräutern und Blumen rigoros ab.

Andreas Schlüngermann kann nicht verstehen, dass es jetzt so aussieht. von privat
Andreas Schlüngermann kann nicht verstehen, dass es jetzt so aussieht. © privat

„Vielleicht sollte man die Landschaftspfleger der Stadt einmal mehr für die Natur sensibilisieren und entsprechend schulen, damit solcher Frevel in Zukunft vermieden wird. Für dieses Jahr ist der gedeckte Tisch für die Insekten leider abgeräumt und der Schaden lässt sich nun nicht mehr rückgängig machen. Traurig aber wahr“, betont Andreas Schlüngermann.

Auf Nachfrage von LokalPlus nehmen Michael Bette, Leiter des Bauhofes und Marvin Feldhaus, Umweltschutzbeauftragter der Stadt Lennestadt, Stellung zum Sachverhalt. „Die Fläche wurde aufgrund der anstehenden Samenreife gemäht. Damit wird eine übermäßige Verteilung der Samen und somit Verbreitung der Distelpflanzen im Umfeld unterbrochen. Die vorhandenen, abgemähten Pflanzen treiben wieder aus“, erklärt Michael Bette.

Mehrschürige Mahd

Marvin Feldhaus erklärt in diesem Zusammenhang das Konzept der „Mehrschürigen Mahd“ - insbesondere der „Zweischürige Mahd“. Darunter verstehe man ein Bewirtschaftungskonzept für Grünflächen, das zum einen den Nährstoffeintrag in den Boden verringere und zum anderen auch die Entwicklung einer artenreichen Flora (und damit auch einer artenreichen Fauna) bezwecke.

“Grünflächen werden bei diesem Konzept nur maximal zweimal pro Jahr gemäht, einmal zwischen Juni und Juli und das zweite Mal ab September. Das Mahd-Gut muss dann von der Fläche entfernt werden, ansonsten bleibt die Wiese (Grünfläche) den Rest des Jahres unangetastet und sich selbst überlassen„, so MArvin Feldhaus.

Dieses Konzept werde auch bei Ausgleichsflächen der Stadt Lennestadt angewandt und diene dem Zweck, eine ökologisch wertvolle Grünfläche zu erhalten. Damit werde die Entwicklung einer natürlichen Blumenwiese gefördert.“

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