Kerstin Brauer (CDU): Mehr Frauen für die Politik

LokalPlus-Interview


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Kerstin Brauer (CDU) zu Besuch in der LokalPlus-Redaktion: Im Interview nahm sie Stellung zum Thema „Frauen und Politik". von Nils Dinkel
Kerstin Brauer (CDU) zu Besuch in der LokalPlus-Redaktion: Im Interview nahm sie Stellung zum Thema „Frauen und Politik". © Nils Dinkel

Kreis Olpe. „Wie schön wäre die Welt, wenn Frauen mal was zu sagen hätten“, sagt Kerstin Brauer mit einem Augenzwinkern. Seit Jahren engagiert sich die 47-jährige Altenhundemerin in der Männerdomäne Politik. In Zeiten, in denen Armin Laschet und Friedrich Merz öffentlich und vehement über den CDU-Vorsitz ringen, erklärt die Polizistin im Gespräch mit LokalPlus, warum mehr Frauen der Politik gut täten und aus welchen Richtungen in der politischen Landschaft der Gegenwind weht.


Frauen und Politik – ist das wie Männer und kochen?

Kerstin Brauer: (lacht) Eigentlich ist das ein fantastischer Vergleich. Es gibt sehr gute Köche, und es gibt auch sehr gute Frauen in der Politik. Man lässt sie nur nicht. Ganz anders als in Südwestfalen ist das im Ruhrgebiet: Dort ist die CDU nicht vorreitende Partei, sondern die SPD. Die Frauen der CDU haben die Chance bekommen, für den Landtag zu kandidieren, und fast alle haben es geschafft. Weil hier in Südwestfalen alles so gut läuft, ändern wir auch nichts. Im Landtag sitzt mit Anke Fuchs-Dreisbach nur eine Frau.

Wie kamen Sie zur Politik?

Früher hatte ich mit Politik nichts zu tun. Erst, als meine Kinder im Kindergarten waren, wurde ich dort Vorsitzende des Elternvereins und habe mit Hilfe des Teams die Nachmittagsbetreuung eingeführt, später auch in der Altenhundemer Grundschule. Diese Erfahrungen waren ausschlaggebend, mich in der Politik zu engagieren: Wenn man was bewegen will, muss man sich in den richtigen Stellen einbringen. 2008 bin ich in die CDU eingetreten, weil das die Partei ist, die in Südwestfalen am meisten reißen kann.
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Wie ging es politisch weiter?

Ich bin ziemlich schnell – mit Unterstützung des damaligen Ortsvereinsvorsitzenden Franz Rotter – in den Lennestädter Stadtrat gekommen. Fast gleichzeitig hat mich Jutta Eick mitgenommen in Richtung FrauenUnion auf Kreisebene. In dieser Zeit habe ich super tolle, willensstarke Frauen kennengelernt, die viel kämpfen mussten, aber ihren Weg gefunden haben.

Politik – ein großes Hobby oder eine Bestimmung?

Eindeutig ein Hobby – es gibt auch noch wunderschöne andere Sachen als Politik. Dank der Politik kommt man mal aus dem schönen Sauerland heraus nach Düsseldorf oder Berlin. Ich mag mein Hobby Politik, weil ich auf viele verschiedene, tolle Menschen treffe und von jedem kann man irgendwas lernen. Politik ist so facettenreich wie mein Beruf als Polizistin. Und das wichtigste: Ich selbst kann etwas bewegen. So habe ich beispielsweise mal mit Hilfe anderer starker Vereine wie Landfrauen und kfd eine Veranstaltung zum Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht“ in der Olper Stadthalle organisiert – es war großartig.

Fühlen Sie sich als Frau ernstgenommen?

In den Bereichen, wo die Männer es zulassen, werde ich ernst genommen. Wenn es aber um Posten oder Kandidaturen geht, wird man als Frau gerne in die zweite Reihe geschoben. Da versuche ich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen: Politik ist viel mehr als die Auseinandersetzung mit einem einzelnen. Vor allem die FrauenUnion fängt mich oft auf, die Gespräche mit anderen Frauen über deren ähnliche Erfahrungen bauen mich auf.

Was machen Frauen in der Politik anders als Männer?

Wir sind mehr sozial eingestellt, denken mehr in der Gemeinschaft und haben nicht nur das angestrebte Ziel im Blick. Wir denken breiter, auch weiter nach vorne, was die Entscheidung, die wir treffen, irgendwann mal für ein Ergebnis haben kann – daher zögern wir manchmal auch mehr.

Auch als Polizistin arbeiten Sie in einem Beruf, in dem vorwiegend Männer beschäftigt sind. Hilft das bei der Politik?

Vor allem bei meinen Bewerbungen um politische Ämter hat mir das viel gebracht. Durch meinen Beruf bin ich durchsetzungsfähiger, diese Durchsetzungskraft stand mehr im Fokus. In bestimmten Situationen baue ich dann eine Mauer um mich auf, um die Sachen nicht an mich heranzulassen.

Was sind Ihre Pläne?

Ich möchte wesentlich mehr Frauen in die Mandate oder auch in die Vorsitze der CDU bekommen. Auch wenn es für mich vielleicht keine Möglichkeit gibt, ein Mandat zu bekommen, möchte ich ein Brückenbauer für die kommende Generation sein. Grundsätzlich möchte ich auch das Selbstbewusstsein für alle Frauen stärken: Starke Frauen, die oft im Hintergrund stehen, sollten mehr in den Fokus kommen und sich nicht immer nur zurücknehmen, nur weil sie eine Frau sind.
Politische Posten:
  • Vorsitzende der FrauenUnion Lennestadt
  • Vorsitzende der FrauenUnion Kreis Olpe
  • Vorsitzende der FrauenUnion Südwestfalen
  • Mitglied des Landesvorstandes der FrauenUnion
  • CDU-Stadtrat Lennestadt
  • Beisitzerin im Bezirksvorstand der CDU
  • Beisitzern im CDA-Bezirk Südwestfalen
  • Arbeitskreis Innen auf FrauenUnionsBasis
  • Arbeitskreis Innen unter Innenminister Herbert Reul
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