Julian Sengelmann liest aus seinem kritischen Liebesbrief an Kirche

Lesung und Austausch im Ev. Gemeindehaus Grevenbrück


Aus Hamburg nach Lennestadt: Julian Sengelmann las im Ev. Gemeindehaus - und genoss den Abend auch selbst. von privat
Aus Hamburg nach Lennestadt: Julian Sengelmann las im Ev. Gemeindehaus - und genoss den Abend auch selbst. © privat

Grevenbrück. Die ersten Fragen, die Julian Sengelmann nach einer mehr als sechsstündigen Zugfahrt noch am Bahnhof stellte, waren: „Lennestadt – wo ist das eigentlich? In welchem Bundesland bin ich?“ Der Schauspieler, Sänger, Moderator, Synchronsprecher, Autor und Pfarrer reiste auf Einladung der Ev. Kirchengemeinde Attendorn-Lennestadt für eine Lesung aus Hamburg an.


Im Ev. Gemeindehaus Grevenbrück las der promovierte Theologe aus seinem kritischen Liebesbrief an Kirche „Glaube ja, Kirche nein? Warum sich Kirche verändern muss“.

Hemmschwelle beim Betreten einer Kirche?

Gleich zu Beginn bedankte er sich, unterstützt vom Applaus der Gäste, direkt bei Diakonin Kristina Ashoff für die Einladung, die Organisation und die Gastfreundschaft. Anschließend nahm er die gespannt lauschenden Gäste mit hinein in einen skurrilen, schon überspitzt beschrieben wirkenden, aber tatsächlich erlebten Gottesdienst und wies auf die (Hemm-) Schwelle hin, die beim Betreten einer Kirche überschritten werden muss.

Der Hamburger, der 2017 als Botschafter für das Reformationsjubiläum fungierte, sprach auch die DNA der protestantischen Kirche an. Die Fragen „Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal in der Kirche? Und warum waren Sie beim letzten Mal zum letzten Mal in der Kirche?“ brachten zum Nachdenken.

Gründe erforschen

„Wenn wir verstehen möchten, warum Kirche sich verändern muss, müssen wir herausfinden, warum Menschen nicht mehr hingehen wollen“, so Julian Sengelmann. Und zählte direkt die sechs häufigsten Gründe auf.

Schmunzeln über seine Erfahrungen mit dem Angebot für Ü50-Jährige, Lachen über den Hang von „Kirchens“ zu Alliterationen und Kopfnicken bei Thesen wie „Glaubensfragen sind Lebensfragen“ wechselten sich ab – unterbrochen auch manchmal von dem Gefühl, sich in manchen seiner Beschreibungen wiederzuerkennen.

Gast steht Rede und Antwort

Nach einer Pause nahm sich der Autor noch viel Zeit für Fragen und auch kritische Anmerkungen: Themen wie die Kirchenmusik, die Sprache im Gottesdienst, die mediale Ausstattung, Konkurrenzveranstaltungen, personelle Ressourcen, die Einbindung von Menschen und die Gewinnung junger Menschen brachten die Gäste zur Sprache. Und Julian Sengelmann stand sehr empathisch und wertschätzend Rede und Antwort.

Auch nach dem offiziellen Schluss gingen die Gespräche und Überlegungen noch bis Mitternacht weiter. Marietta Hamm aus der Buchhandlung Hamm in Altenhundem war mit einem Büchertisch vor Ort, und so nutzten viele die Gelegenheit, ihr soeben gekauftes Buch direkt von seinem Verfasser signieren zu lassen.

„Klasse Lesung“

Einhellige Rückmeldungen der Gäste: „Klasse Lesung!“. Fazit des Autors am Morgen danach via Insta: „Ach, das war schön und intensiv, kritisch und konstruktiv gestern in Lennestadt.“

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