Interessiert, kontrovers, provokant: Podiumsdiskussion an Maria Königin
Landtagskandidaten stellen sich Fragen der Schüler
- Lennestadt, 29.04.2022
- Schule & Bildung , Politik
- Von Kerstin Sauer
Altenhundem. Informativ und wortgewandt, vielseitig und teilweise verwunderlich: So hat sich am Freitag, 29. April, die Podiumsdiskussion mit fünf heimischen Landtagskandidaten am Gymnasium Maria Königin in Altenhundem gezeigt. Dabei stellten sich die fünf Kandidaten den Fragen der Schüler aus der EF und der Q1 – und mussten schnell merken: Da sitzen interessierte und kritische junge Leute, die ihre Aussagen auch gerne mal hinterfragten.
Auf der Podiumsbühne in der Turnhalle des Gymnasiums hatten sich die Kandidaten der fünf im Landtag vertretenen Parteien aufgestellt: Christin-Marie Stamm (SPD), Dr. Gregor Kaiser (Grüne), Jochen Ritter (CDU), Henning Schütz als Vertretung für den FDP-Kandidaten Colin Stamm sowie Regine Stephan (AfD). Ihnen gegenüber: Schüler im Alter von etwa 15 bis 17 Jahren. Und wenn einer erwartet hatte, dass die jungen Leute nur eine Pflichtveranstaltung absitzen wollten, der hatte sich gründlich geirrt.
„Auf der Zielgeraden zu den Landtagswahlen“ am 15. Mai begrüßten die Moderatoren, Lehrer Manuel Vormweg und Stefan Voß, ihre politischen Gäste. „Wir hoffen auf eine faire Diskussion und passend zu unseren Turnwochen am MK auch auf einen Wettkampf“, wünschte sich Vormweg – und den sollte er bekommen.
Zu Leitthemen, die von den Moderatoren vorgegeben wurden, äußerten sich die Politiker aus ihrer Sicht. Dabei sorgte vor allem das Thema „Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre“ für Diskussionen. Während SPD, Grüne und FDP befürworten, dass junge Leute ab 16 zur Wahlurne schreiten dürfen, erteilten CDU und AfD dem eine klare Absage.
„Junge Leute müssen mitentscheiden, wer ihre politischen Ziele umsetzen soll“, forderte Christin-Marie Stamm. Und Dr. Gregor Kaiser betonte: „Demokratie lebt vom Mitmachen. Es ist wichtig, möglichst viele zu beteiligen.“ Und auch Henning Schütz war sich sicher, dass „die Jugend in der Politik etwas bewegen kann.“
Dem widersprach Jochen Ritter nicht, blieb aber beim Standpunkt der CDU: „Wir dürfen das Wahlalter nicht isoliert sehen und beliebig variieren. Dann müsste auch das Alter in anderen Bereichen wie Geschäftsfätigkeit und Strafmündigkeit gesenkt werden.“ Ähnlich argumentierte Regine Stephan: „Solange nicht in allen Bereichen das Alter 16 ausschlaggebend ist, können wir nicht nur das Wahlalter runtersetzen.“
Unverständnis bei den Schülern: „Also müssen wir erst geschäftsfähig sein, bevor wir wählen dürfen?“, fragte ein Schüler ironisch. Eine Schülerin fand deutlichere Worte: „Wollen Sie das Wahlalter nicht senken, weil sonst eine andere Partei gewählt werden könnte?“
Anderthalb Stunden hatten die Kandidaten Zeit, sich zu präsentieren, ihre Ziele vorzustellen und persönliche Einblicke zu geben. Zeit, die wie im Flug verging, entspann sich doch schon nach kurzer Zeit eine kontroverse, interessierte, teilweise provokante Diskussion – nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Wechselspiel mit den Schülern.
Und die zeigten schnell, dass auch unter 18-Jährige politisch topfit sein können und immun gegen politisches Blendwerk sind. Senkung der Steuern, Investitionen in die Schulen, Digitalisierung, Präsenz- statt Distanzunterricht – vieles, was den Schülern und Schulen unter den Nägeln brennt, wurde thematisiert. Und einiges mehr – auch über Schützenfest, Golfen, Urlaub sowie die Vorliebe für Bier und Wein wurde gesprochen.
„Engagieren sie sich politisch, interessieren sie sich, reden sie mit“, wünschten sich einige Kandidaten auf der Bühne. Woraufhin eine Schülerin nur lapidar fragte: „Warum sollten wir uns interessieren, wenn wir mit 16 eh noch nicht wählen dürfen?“