In Gedenken an Thomas Morus: Sitzungsjahr 2017 in Lennestadt eröffnet

Bürgermeister Stefan Hundt: "Wir haben gemeinsam viel geschafft"


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Auf Wunsch von Bürgermeister Stefan Hundt trug sich Dr. Dr. Thomas Sternberg in das Goldene Buch der Stadt Lennestadt ein. von Kerstin Sauer
Auf Wunsch von Bürgermeister Stefan Hundt trug sich Dr. Dr. Thomas Sternberg in das Goldene Buch der Stadt Lennestadt ein. © Kerstin Sauer

Altenhundem. Es waren offizielle Stunden der Gemeinsamkeit, unabhängig von politischer Gesinnung, Religion und Einstellung: Mit der inzwischen traditionellen Thomas-Morus-Sitzung haben der Rat der Stadt Lennestadt und viele Bürger am Mittwoch, 11. Januar, das Sitzungsjahr 2017 eröffnet. Es gab viele lobende Worte, man machte sich gegenseitig Mut für die Aufgaben im kommenden Jahr – aber auch kritische Anmerkungen fanden ihre Nische.


Sämtliche Stühle im Ratssaal, der dank einer mobilen Wand neue, größere Dimensionen angenommen hatte, waren besetzt. Auch die Stühle, die Bürgermeister Stefan Hundt noch schnell herbei schaffte, fanden sofort Abnehmer. Gleichzeitig hatten viele Verwaltungsmitarbeiter und Gäste auf der Empore Platz genommen. Alle wollten sie dabei sein, bei der offiziellen Eröffnung des Sitzungsjahres 2017, die mit der Festansprache von Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, ihren Höhepunkt fand.
Sicherheit und Verlässlichkeit
Doch zuvor begrüßte Lennestadts erster Bürger die Gäste. „Wir haben 2017 gemeinsam viel geschafft“, richtete er – mit Blick vor allem auf die Flüchtlingsarbeit – sein Wort an die Vertreter der Fraktionen. Im kommenden Jahr gehe es nun darum, dass endlich konkrete Entscheidungen getroffen werden. Stefan Hundt: „Die Bürger erwarten vor allem Sicherheit und Verlässlichkeit.“

Auch an die Einwohner wandte sich der Bürgermeister: „Wir haben 2016 dank der tollen Unterstützung aus der Bevölkerung – sei es durch Wohnungsangebote oder sonstige Hilfestellungen - viel erreicht.“ Er bat darum, dass die Flüchtlingsarbeit in Lennestadt auch weiterhin von vielen Menschen begleitet werde. Hundt: „Als nächstes muss gemeinsam ein Integrationskonzept entwickelt werden.“
"Grevenbrücker Junge"
Die Festrede der Thomas-Morus-Sitzung 2017 lag in diesem Jahr in den Händen eines „Grevenbrücker Jungen“: Dr. Dr. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und aufgewachsen in Grevenbrück, entführte die Gäste mit seiner knapp einstündigen, aber kurzweiligen und fesselnden Ansprache in die Welt von Lennestadts Patron Thomas Morus.

In seinem Werk „Utopia“ habe Morus eine ideale Gesellschaft entworfen, in der Religionsfreiheit herrsche und alle glücklich und friedlich zusammen lebten. Ein Buch, das mit modernen Gedanken, die heute noch Bestand hätten, angefüllt sei.
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Mit Blick auf das „Utopia“ von heute schlug Sternberg den Bogen in die Gegenwart: So habe man in die Wiedervereinigung Deutschlands viele Hoffnungen und Wünsche gesteckt – doch was sei heute? „Es herrscht ein Kampf der Kulturen“, betonte Dr. Dr. Thomas Sternberg.

Auch das gemeinsame Europa sei ein „Utopia“ gewesen, eine Vorstellung von einem besseren, friedlichen Zusammenleben. „Friede und Freiheit werden nur wahrgenommen, wenn es sie nicht mehr gibt“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Und weiter: „Wir müssen für die europäische Idee kämpfen.“
Persönliche Schicksale hinter der Flucht
Das gelte auch für die Flüchtlingspolitik: „Die Sicherheitsfrage ist natürlich wichtig, aber wir müssen daran denken, dass Flucht und Vertreibung immer mit persönlichen Schicksalen zu tun haben.“ Sein Lob galt der Stadt Lennestadt und den Bürgern, die sich für die Integration von Asylsuchenden stark einsetzen: „Lassen Sie die Menschen mitmachen: im Schützenverein, bei der Feuerwehr, im Musikverein.“

Lobende Worte fand die „ökumenische Zuversicht“, die seiner Meinung in der Bevölkerung immer mehr zunehme. Sternberg: „Ich habe Ökumene zum ersten Mal in meinem Heimatort Grevenbrück kennengelernt: Als in den 60er-Jahren die katholische Kirche renoviert wurde, durften wir die Gastfreundschaft der evangelischen Kirche erleben und dort unsere Gottesdienste feiern.“
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Apropos Ökumene: Am 31. Oktober jährt sich der Reformationstag zum 500. Mal. Ein wichtiger Tag nicht nur für die evangelische Kirche. Woraufhin der evangelische Pfarrer Martin Behrensmeyer einen Wunsch an die Stadtverwaltung richtete: „Es wäre schön, wenn im Terminplan der Stadt Lennestadt am 31. Oktober nicht Halloween stünde.“ Auch kritische Worte wurden bei der Thomas-Morus-Sitzung 2017 gerne entgegen genommen.
Der englische Humanist Thomas Morus
  • geboren am 7. Februar 1478
  • Sohn eines Anwalts und Richters
  • studierte in Oxford Latein und Griechisch
  • schlug auf Wunsch des Vaters eine Laufbahn als Rechtsanwalt ein
  • schrieb lateinische und englische Verse
  • 1516 erschien sein wohl bekanntestes Werk „Utopia“
  • vier Kinder aus erster Ehe, eine zweite Ehe bliebt kinderlos
  • trat 1517 in den Dienst des Königs
  • Gegner von Martin Luther
  • hingerichtet am 6. Juli 1535 auf dem Tower Hill
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