Hilfe, die verbindet: Das „Lennestadt hilft“-Team macht weiter

Dank an alle Herzensmenschen


  • Lennestadt, 20.03.2022
  • Ukraine
  • Von Kerstin Sauer
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In der zentralen Sammelstelle im ehemaligen Kremer-Outlet in Altenhundem bricht am Montag, 21. März, die dritte Woche an. Und immer kommen noch jeden Tag Helfer, um mit  anzupacken. von Tine Schmidt
In der zentralen Sammelstelle im ehemaligen Kremer-Outlet in Altenhundem bricht am Montag, 21. März, die dritte Woche an. Und immer kommen noch jeden Tag Helfer, um mit  anzupacken. © Tine Schmidt

Lennestadt. Noch vor vier Wochen kannten sie sich gar nicht oder kaum. Inzwischen sind Sabine, Simone, Natalia und Matthäus zu einem Team zusammen gewachsen - gemeinsam mit vielen freiwilligen Helfern, die täglich in der zentralen Sammelstelle in Altenhundem mit anpacken. „Jeder von uns ist ein Mosaiksteinchen. Zusammen ergeben wir ein großes, wunderschönes Bild“, fasst Simone ihre Gedanken zu dem fleißigen Helfer-Team in Worte.


Die zweite Woche in der zentralen Sammelstelle im Kremer-Gewächshaus in Altenhundem liegt hinter den Helfern. Zuvor hatten viele von ihnen schon die Sammelaktion in Kirchveischede unterstützt: Organisiert von Natalia fuhren von dort sage und schreibe sieben Busse in die Ukraine, brachten unzählige Hilfsgüter – und nahmen auf dem Rückweg geflüchtete Menschen mit nach Deutschland.

Am Dienstag, 8. März, wurde die Sammelstelle nach Altenhundem verlegt. Und die Hilfsbereitschaft ist ungebrochen.

Wie Zahnräder, die ineinander greifen

„Täglich kommen neue Helfer, um hier mit anzupacken“, freut sich Matthäus, der zusammen mit den drei Frauen die Organisation vor Ort übernommen hat. Inzwischen funktionieren die Abläufe reibungslos, berichtet er. Jeder weiß, was seine Aufgabe ist, und neue Helfer werden schnell in die Arbeit eingeführt. Wie Zahnräder, die ineinander greifen, bilden alle Helfer ein großes Ganzes und sorgen so dafür, dass die Hilfe schnell und unkompliziert in der Ukraine ankommt.

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Dabei sind es die Erfahrungen und die Erlebnisse, die die Helfer immer weiter antreiben. „Ich habe Kontakt zu einem 26-jährigen Mann in der Ukraine“, erzählt Matthäus. Er habe ein ganz normales Leben gehabt: mochte Autos, hatte eine Freundin, war glücklich und zufrieden.

Wenn Matthäus heute mit ihm spricht, hockt der junge Mann in einem Keller, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, wirkt erschüttert und depressiv. „Mit einigen Freunden hilft er Obdachlosen, deren Häuser zerstört wurden. Und sie sammeln Metall für kugelsichere Westen“, berichtet Matthäus.

Gerüchte halten Menschen von der Flucht ab

Der Bruder dieses Mannes indes wünscht sich, dass seine Frau mit den beiden kleinen Kindern nach Deutschland geht – aber sie weigert sich: Gerüchte sagen, dass die Menschen, wenn sie einmal den Flüchtlingsstatus hier haben, nicht wieder in ihre Heimat dürfen.

Geschichten wie diese sind es, die Matthäus antreiben, immer weiter zu machen. Stunden, Tage, inzwischen Wochen. Ebenso wie Simone und Sabine: Sie bewegt vor allem die unglaubliche Hilfsbereitschaft im Kreis Olpe und darüber hinaus.

„Es ist unfassbar, was hier an Spenden ankommt“, erzählen die Beiden. „Jeden Tag lernen wir diese Herzensmenschen kennen, die einfach nur helfen möchten. Viele haben selbst wenig, möchten aber soviel geben.“

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Wie die ältere Dame, die mit ihrem in die Jahre gekommenen Rollator zur Sammelstelle kam – und einen niegelnagelneuen Rollator spendete. „Sie sagte, an ihren sei sie gewöhnt, der neue könne einem Menschen in der Ukraine helfen“, erzählt Simone sichtlich beeindruckt.

Unfassbare Hilfsbereitschaft

Solche Herzensmenschen dürfen die Frauen jeden Tag kennenlernen:

Ärzte, die die Aktion selbstlos unterstützen.

Ein Lennestädter, der von Anfang an jeden Bus, der in die Ukraine fährt, volltankt.

Die Frau, die nur den Wunsch hatte, einer ukrainischen Frau ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und ihr Parfum schenken wollte.

Die Kinder, die den Karton mit Hilfsgütern mit einem Regenbogen und Friedenstauben bemalt haben.

Unternehmen, Privatmenschen, ganze Ortschaften, die sammeln und spenden.

Tränen des Entsetzens

„Die Leute möchten helfen, weil sie das Schicksal der Flüchtlinge tief berührt“, weiß Sabine und erzählt von älteren Menschen, die selbst noch den Krieg erlebt haben und weinend vor ihr stehen.

Erlebnisse wie diese gehen auch den Organisatoren nahe. Es sei schwierig, abends abzuschalten – viele Schicksale nehme man mit nach Hause, viele Ideen wollen auch abends umgesetzt oder in die Wege geleitet werden. „Einer alleine könnte hier nicht viel bewegen“, weiß Sabine. Und Simone fügt hinzu: „Alle zusammen schaffen was. Jeder hat Ideen, Kontakte, Talente.“

Hilfe muss dringend aufrecht erhalten bleiben

„Wir sind ein Team, das sich gefunden hat. Teilweise wildfremde Leute, die das hier alles“, Matthäus blickt sich in der großen Halle um, „auf die Beine gestellt haben.“ Jetzt sei oberstes Gebot, die Hilfe aufrecht zu erhalten. „Auch in der kommenden Woche ist die Sammelstelle hier in Altenhundem von Montag bis Freitag, 12 bis 17 Uhr geöffnet“, verspricht Matthäus.

Helfer und Unterstützer können sich bei Matthäus Wanzek melden, Tel. 0176/80 52 65 04.

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