Großer Warnstreik der IG Metall bei KDK Automotive in Grevenbrück

Für den Erhalt der Arbeitsplätze


  • Lennestadt, 20.05.2021
  • Wirtschaft
  • Von Nils Dinkel
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Warnstreik bei KDK Automotive an der Dr. Paul Müller-Straße in Grevenbrück: Die Mitarbeiter gingen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze auf die Straße. von Nils Dinkel
Warnstreik bei KDK Automotive an der Dr. Paul Müller-Straße in Grevenbrück: Die Mitarbeiter gingen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze auf die Straße. © Nils Dinkel

Grevenbrück. Etwa 150 Beschäftigte des Unternehmens KDK Automotive haben sich am Donnerstagnachmittag, 20. Mai, an einem Warnstreik beteiligt. Dazu hatte die IG Metall aufgerufen.


Der Zugang zum Betriebsgelände blieb Medienvertretern seitens des Unternehmens verwehrt. Der Betriebsratsvorsitzende Ayhan Kalembasi sowie IG Metall-Bevollmächtigter André Arenz nahmen sich vor dem Werkstor Zeit für die Presse. Nachdem die Gewerkschaft am Montag, 17. Mai, Kenntnis von der geplanten Werksschließung erhalten hat (LokalPlus berichtete), sei sofort klar gewesen, sich dagegen zur Wehr zu setzen, betonte Arenz.

Er sagte, dass die Gewerkschaft sich für die Standorterhaltung einsetze. „Die Schließung ist geplant und nicht beschlossen“, so Arenz. Für den schlimmsten Fall wolle er das Möglichste für die IGM-Mitglieder herausholen, die mehr als 50 Prozent der Beschäftigten stellen.

Keine Unterschrift nach Tarifverhandlungen

Ihn ärgere, dass bei den letzten Tarifverhandlungen im Winter 2019/20 die Unterschrift seitens KDK Automotive ausgeblieben sei. Die Beschäftigten hätten alles für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze getan und sogar, auf die Jahre summiert, auf insgesamt acht Millionen Euro verzichtet. Das hätte den Beschäftigten jedoch Planungssicherheit für sieben Jahre gegeben.

André Arenz ist IG Metall-Bevollmächtigter. von Nils Dinkel
André Arenz ist IG Metall-Bevollmächtigter. © Nils Dinkel

„Dies“, so Arenz, „war heute nur ein zweistündiger Warnstreik. Im Grundsatz können wir den Druck erhöhen. Es sind längere Arbeitsniederlegungen möglich!“ Die Gewerkschaft wolle nun in die Verhandlungen zum Interessenausgleich und Sozialtarif einsteigen.

Laut Arenz sei als der erster Schritt der Unternehmensführung geplant, die Produktion in Grevenbrück zu beenden. Die Verwaltung und das Engineering sollten zunächst erhalten bleiben. „Diese Pläne können sich bei einem asiatischen Konzern schnell ändern. Wir setzen uns hier für alle ein“, betonte Arenz.

„Erst Feierabend, wenn Licht ausgeht“

„Hier ist erst Feierabend, wenn das Licht ausgeht“, sprach sich der Betriebsratsvorsitzende Ayhan Kalembasi seinen Frust von der Seele. Man habe es zwar befürchtet, fassen könne man es trotzdem nicht. Kalembasi sowie alle Beschäftigten empfinden das geplante Aus für den Standort als „Schlag ins Gesicht“. Verstehen kann er die Entscheidung nicht so ganz. Es sei ein großer Auftrag in Aussicht gewesen, der in Grevenbrück habe landen sollen.

Ayhan Kalembasi ist Betriebsratsvorsitzender bei KDK Automotive in Grevenbrück. von Nils Dinkel
Ayhan Kalembasi ist Betriebsratsvorsitzender bei KDK Automotive in Grevenbrück. © Nils Dinkel

Das Unternehmen mit etwa 260 Beschäftigten arbeitet im Drei-Schicht-Betrieb. Etwa ein Drittel der Belegschaft ist 50 Jahre oder älter. Der Altersdurchschnitt im Unternehmen beträgt laut Kalembasi 33 Jahre. „Die meisten haben noch nie etwas anderes gesehen. Für sie ist es die erste Ehe im Arbeitsleben.“

Viele Inhaberwechsel

Er ist seit 28 Jahren für das Unternehmen tätig, das damals noch RSL R. Schmidt GmbH hieß. Allein seit 2003 habe es mehrere Inhaberwechsel gegeben: Kendrion, KeyPlastics, ICT und zuletzt KDK Automotive. „Herr Schmidt würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das heute erleben würde“, erinnerte der Betriebsratsvorsitzende an den 2015 verstorbenen ehemaligen Geschäftsführer.

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Bürgermeister Tobias Puspas sagte, dass die Entscheidung nicht einer Insolvenz geschuldet, sondern strategischer Natur sei. Eine Schließung eines Unternehmens in dieser Größenordnung sei nicht im Interesse der Stadt.

„Nicht im Interesse eines Bürgermeisters“

„Ich will ein Zeichen setzen, um zu signalisieren, dass wir uns das so nicht wünschen. Das ist nicht im Interesse eines Bürgermeisters“, betonte Puspas. In den vergangenen Jahren sei im Unternehmen wohl vieles schief gelaufen. „Die Hausaufgaben wurden hier nicht gemacht“, sagte Puspas zum letzten Sozialplan aus dem Jahr 2003.

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