Familie Trumpf lebt für die Manege - „Dann kam Corona und alles war vorbei“

Circus Ronelli in Saalhausen


  • Lennestadt, 17.12.2021
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  • Von Nils Dinkel
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Unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie hatte Familie Trumpf eine Heizanlage für das Zirkuszelt gekauft. von Nils Dinkel
Unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie hatte Familie Trumpf eine Heizanlage für das Zirkuszelt gekauft. © Nils Dinkel

Saalhausen. Der Circus Ronelli macht seit einiger Zeit Station in Saalhausen. Hinter der Familie Trumpf, die den Circus betreibt, liegen zwei besonders schwere Jahre.


Ein Leben auf Reisen - dazu fühlt sich Familie Trumpf berufen. Aktuell hat es sie nach Saalhausen verschlagen. Ihr Fuhrpark mit Wohnwagen samt Zirkuszelt an der Winterberger Straße ist schon von weitem zu sehen.

Am 22. November ist die sechsköpfige Familie unweit vom Kurpark angekommen. Ihr Plan sieht vor, Mitte Januar wieder abzureisen. Denn: Normalerweise bereist die Zirkusfamilie etwa 25 Städte im Sauer- und Siegerland sowie im Raum Aachen/Düren. Jedes Jahr.

„Das waren harte eineinhalb Jahre“, resümiert Maike Trumpf. Durch Corona war die Existenz, die sie und ihr Mann Fernando Trumpf sich seit Jahren aufbauen, massiv in Gefahr. Lange blieb die Manege leer. „Wir sind in Hartz IV gerutscht“, sagt Maike Trumpf. Der deutsche Staat sehe das reisende Volk nicht als Kulturgut an. Daher habe es keine Wirtschaftshilfen gegeben.

Euphorischer Start

„Wir hatten gerade eine Heizung für unser Zirkuszelt gekauft, wir starteten euphorisch ins Jahr. Dann kam Corona und alles war vorbei“, erzählt Maike Trumpf. Von März bis Oktober 2020 sei gar nichts gelaufen. Einen Monat später habe man erneut für acht Monate schließen müssen.

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Der Circus Ronelli hat eine schwere Zeit hinter sich. Nun freut sich Familie Trumpf auf das Gastspiel in Saalhausen.

Der Schokoladenfrüchte- und Süßigkeitenverkauf hielt die Familie Trumpf in dieser Zeit am Leben. Sesshaft wurden sie in Schmidt (Eifel). „Uns fiel dort irgendwann die Decke auf den Kopf. Wir haben immer nur die gleichen Menschen gesehen“, schildert Maike Trumpf die schwere Zeit.

Das „Homeschooling“ war für die Kinder in dieser Zeit kein Problem. Sie werden von der Schule für Zirkuskinder in Nordrhein-Westfalen unterrichtet. Ein Lehrer besucht sie regelmäßig. Aber auch den digitalen Unterricht kannten sie bereits. Die Schule steht in Trägerschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland.

„Das ist unser Leben“

Die 33-Jährige ist froh, bis jetzt durchgehalten zu haben. „Wir wollten das hier nicht aufgeben. Das ist unser Leben“, sagte Maike Trumpf, die ihr bürgerliches Leben vor 15 Jahren für eines auf Reisen aufgab.

Maike Trumpf (Mitte) mit ihren Kindern Skyla und Melina (rechts). von Nils Dinkel
Maike Trumpf (Mitte) mit ihren Kindern Skyla und Melina (rechts). © Nils Dinkel

Ihr Ehemann, Fernando Trumpf, ist in dieses Artisten-Leben hineingeboren. Auch die vier Kinder der Familie sind das Leben auf Reisen gewohnt. Die Zwillinge Nevio (6) und Neyphan (6), Skyla (9) und Melina (13) gehören etwa mit Luft- und Kautschukakrobatik fest zum Programm dazu.

Lange blieben in der Manege des Circus Ronelli die Lichter aus; nun soll frischer Wind im pandemischen Alltag wehen.

Weihnachtsvorstellungen

Der Circus Ronelli lädt vom 22. Dezember bis zum 9. Januar ins beheizte Zelt in Saalhausen ein. Sogar an Heiligabend gibt es eine Vorstellung. Mit tierischen und artistischen Attraktionen und „Chase“, der das Weihnachtsfest rettet, ist für kurzweilige Unterhaltung in der Manege gesorgt. Zugang erhalten Genesene und Geimpfte.



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