Erinnerung und Mahnung zugleich

Hinweis auf Schicksal von Zwangsarbeitern


Hans-Joachim Pfeiffer (links) und Bürgermeister Stefan Hundt bei der Einweihung der Gedenktafel. von s: Nils Dinkel
Hans-Joachim Pfeiffer (links) und Bürgermeister Stefan Hundt bei der Einweihung der Gedenktafel. © s: Nils Dinkel

Eine Gedenktafel erinnert seit Donnerstag, 10. März, an das Schicksal von Zwangsarbeitern in Maumke, die im Zweiten Weltkrieg nach Lennestadt verschleppt worden waren. Eine Gruppe engagierter Bürger um den pensionierten Deutschlehrer Hans-Joachim Pfeiffer weihte die Tafel im Beisein von Bürgermeister Stefan Hundt ein. Das Mahnmal steht an der Einmündung B236/„Am Rott".


„Man muss das Geschehene der Würde entsprechend in die Öffentlichkeit bringen“, sagte Hundt. Jahrzehntelang habe man sich damit schwer getan, sich der Geschichte und den Gräueltaten der Nationalsozialisten zu stellen. „Um daraus etwas zu lernen, muss man sich öffnen und informativ mit der Historie umgehen. Es freut mich, dass wir diesen Schritt hier in Maumke unternommen haben, um die Lennestädter Geschichte zu verdeutlichen“, so der Bürgermeister weiter.
„Erinnern und lernen"
Auch Hans-Joachim Pfeiffer, Initiator der Aktion, hielt eine Ansprache an der B236. „Gestern eine eindrucksvolle Kundgebung für Flüchtlinge und gegen Fremdenhass in Kirchhundem, heute die Gedenktafel für Zwangsarbeiter, die aus ihrer Heimat verschleppt und hier unter unmenschlichen Bedingungen leben und schuften mussten.“ Zwei Ereignisse zu unterschiedlichen Zeiten - und doch gebe es Gemeinsamkeiten, so Pfeiffer. „Die Opfer waren und sind Fremde, die von Nazis damals und Neonazis heute nicht als gleichberechtigte Menschen akzeptiert werden.“ Außerdem sagte Pfeiffer, dass der Text und die Bilder auf der Gedenktafel die Menschen daran erinnern und mahnen mögen, aus der Geschichte zu lernen. Weiterhin sei geplant, Schilder in Meggen und Maumke aufzustellen, die den Weg zum ‚Russenfriedhof‘ beschreiben sollen. Auch die Rückseite der Gedenktafel könnte zu diesem Zweck noch verwendet werden.
Zeitzeugen gesucht
Stadtarchivar Jürgen Kalitzki erzählte, dass der Schreiner, der das Mahnmal gebaut hatte, von mehreren Menschen darauf angesprochen worden sei, die sich an die Zeit des Arbeitslagers oder auch die spätere Nutzung als Flüchtlingslager erinnern können. Kalitzki bat Zeitzeugen, sich bei ihm zu melden, um diese Eindrücke verschriftlichen zu können.
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Erinnerung und Mahnung zugleich
Die Gedenktafel wurde von Marx und Moschner gestaltet.
Text der Gedenktafel
„Gegenüber dieser Stelle, zwischen Bahnstrecke und Lenne, befand sich das größte Zwangsarbeiterlager im Kreis Olpe, das ,Ostarbeiterlager der Sachtleben AG´. Im Gedenken an die über 4000 Frauen und Männer aus ganz Europa, die vom Naziregime im Zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945 ins Gebiet der heutigen Lennestadt zur Zwangsarbeit verschleppt wurden. Sie mussten im Meggener Erzbergbau der Firma Sachtleben, in zahlreichen anderen Betrieben und in der Landwirtschaft unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten. 98 Menschen aus dem Zwangsarbeiterlager der Sachtleben Bergbau AG, die aus der Sowjetunion stammten, starben durch die schweren Arbeitsbedingungen in der Meggener Grube, durch mangelhafte Ernährung, fehlende gesundheitliche Versorgung und brutale Behandlung. 13 von ihnen kamen bei einer Explosion unter Tage am 9. Februar 1944, bei der insgesamt 72 Bergarbeiter starben, ums Leben. Die Verstorbenen aus dem Zwangsarbeiterlager wurden nicht auf dem Friedhof des Dorfes beerdigt, sondern im Wald oberhalb von Maumke. 1945 wurde dort auf Weisung der Sowjetischen Militärmission ein Friedhof mit einem Ehrenmal angelegt. Das Schicksal der Verstorbenen sei uns heute Mahnung und Verpflichtung, für Toleranz, Menschenrechte, Frieden und Völkerverständigung einzutreten."
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