Entsetzen über Schicksal von Zwangsarbeitern

Gerhard Hausen referiert am GymSL über grausame Arbeitsbedingungen


Gerhard Hausen im Forum des GymSL.
Gerhard Hausen im Forum des GymSL.

Gerhard Hausen, ehemaliger Redaktionsleiter der Westfälischen Rundschau im Kreis Olpe, referierte vor Schülern der 9. Klasse und der Oberstufe am Gymnasium der Stadt Lennestadt (GymSL) über das Thema Zwangsarbeit im Kreis Olpe während der Nazi-Diktatur in den Jahren 1933 bis 1945. In Unternehmen, auf Bauernhöfen und in Handwerksbetrieben seien Menschen zur Arbeit gezwungen worden.


Über 8,5 Millionen ausländische Zivilarbeiter seien von Deutschen aus den von Ihnen besetzten Ländern verschleppt worden, so Hausen. Über das Stammlager Hemer seien über 1000 von ihnen auch nach Maumke gelangt, wo sich das größte Zwangsarbeitslager im Kreis Olpe befand.
Mehr als 100 Betriebe im Kreis
Wie Hausen ausführte, mussten die Arebiter dort und in mehr als 100 Betrieben der Nachbargemeinden stundenlang Schwerstarbeit leisten und litten meist an Unterernährung; Hunderte starben unter katastrophalen hygienischen Zuständen. Auch eine würdige Bestattung sei ihnen nicht vergönnt gewesen: Allzu oft hätten es sich die zumeist katholischen Einwohner verboten, Russen, Ukrainer und Menschen anderer Konfession auf ihren Friedhöfen zu beerdigen. Zeugnis davon lege der noch existierende sowjetische Ehrenfriedhof in Maumke ab.
Laut Geschichtslehrer Daniel Kalbfleisch, Organisiator der Veranstaltung, löste während des Vortrags vor allem der Brief einer 18-jährigen Zwangsarbeiterin aus Osteuropa, die von den Schikanen durch Wachmannschaften berichtete, unter den Schülern besondere Betroffenheit aus: Fassungslos seien die Zuhörer auch gewesen, als sie erfuhren, dass sogar 12-jährige Kinder ihren Eltern in Osteuropa entrissen und zur Sklavenarbeit ins Sauerland geschickt worden waren. Die Schüler waren sich nach dem Vortrag einig: Die Bevölkerung habe weit mehr über die Geschehnisse wissen müssen, als sie später bereit gewesen war, zuzugeben. Die schiere Anzahl an Betrieben und beteiligten Personen jedenfalls lege diesen Schluss nahe. Erstaunt und erschrocken zeigten sich die Schüler außerdem darüber, dass die Mehrheit der Verbrechen bis heute ungesühnt geblieben sei. (LP)
Mehrere Experternrunden im Schuljahr
Mehrmals im Jahr lädt das GymSL Experten ein, die in Vorträgen Stellung zu Themenbereichen nehmen, die sie entweder selbst erlebt (z.B. Zeitzeugen) oder recherchiert/geschrieben (z.B. Literarischer Herbst) oder erforscht haben (z.B. Neue Erkenntnisse Hirnforschung). (LP)
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