Endspurt „Im weißen Rössl“: Proben gehen in die heiße Phase

LokalPlus blickt hinter die Kulissen


  • Lennestadt, 10.08.2021
  • Kultur
  • Von Kerstin Sauer
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„Bitte sehr, bitte gleich!“ Die Stubenmädchen erhalten letzte Anweisungen von Rössl-Wirtin Josepha Vogelhuber. von Kerstin Sauer
„Bitte sehr, bitte gleich!“ Die Stubenmädchen erhalten letzte Anweisungen von Rössl-Wirtin Josepha Vogelhuber. © Kerstin Sauer

Altenhundem. „Drei, zwei, eins…“ Die Stimme von Christa Maria Jürgen schallt kräftig durch das Forum des Gymnasiums der Stadt Lennestadt. Schlagartig wird es still. Konzentration ist angesagt: Die nächste Probe für die Aufführung der Operette „Im weißen Rössl“ steht an. LokalPlus hat den 40 Darstellern einmal über die Schulter geschaut: Wie ist denn die Stimmung in dem berühmten Gasthof am Wolfgangsee?


Montagmorgen, 9.30 Uhr: Erste Kostümprobe im Forum des GymSL. Junge Damen in weiten bunten Röcken, Stubenmädchen im Dienst-Tütü, befrackte Herren und zwischendrin immer mal wieder ein Dirndl.

Bunt wuseln die jungen Darsteller – Schüler des Gymnasiums ab der achten Klasse, ehemalige Schüler und zwei erwachsene Sänger – durch das Forum, zupfen hier am Ausschnitt, rütteln dort am Kragen. Perfekt sitzen die schwarzen, schicken Corsagen der jungen Damen, hier und da sieht man eins der Mädels nach Luft schnappen. Ganz schön eng, ganz schön ungewohnt.

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Verstohlen hält sich ein junges Mädchen die Hand vor den Mund, gähnt herzhaft. Verständlich: Es sind Sommerferien – 9.30 Uhr zählt da eindeutig noch zur Herrgottsfrühe. Christa Maria Jürgens weiß, dass die jungen Leute viel investieren, um bei der Operette mitmachen zu können. „Eine tolle Truppe“, sagt sie, während sie – den Ablaufplan in der einen Hand, einen Kugelschreiber in der anderen – ihren Blick über die Darsteller gleiten lässt.

Vierter Probentag nach den Ferien

Die Kostüme sitzen, Kleinigkeiten werden nebenbei nachjustiert. Die Probe beginnt. Von den Seiten ziehen die 40 Darsteller ein, das erste Stück schallt durch das Forum. Das klappt ja schon ganz wunderbar, oder? „Das ist unser vierter Probentag nach den Ferien“, flüstert Ceyda Inac, die in diesem Jahr ihr Abitur am GymSL absolviert hat, erklärend.

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Sie selbst hat seit der fünften Klasse – mit einer Unterbrechung – bei allen Aufführungen mitgemacht. Und ist voll des Lobes für Darsteller, Initiatoren und das Leitungsteam: „Streng, aber immer herzlich und fair“, sagt sie mit Blick auf Christa Maria Jürgens, die von ihrem Platz aus das Geschehen „auf der Bühne“ genau beobachtet. „Tom, strenger gucken!“ - „Kathi, ein bisschen ironischer!“ - „Wo bleiben die Stubenmädchen?“

Ein dickes Lob von der Chefin

Christa Maria Jürgens, die gemeinsam mit Michael Nathen die musikalische Leitung inne hat, hat genaue Vorstellungen, wie die Operette auf der Bühne umgesetzt werden soll. Wann ein Darsteller mehr Schwung an den Tag legen soll, wie die jungen Leute stehen müssen, wo es noch hakt.

Mit der Leistung ihrer Truppe, so betont sie, sei sie mehr als zufrieden: „Wir konnten lange nur per Zoom proben, und selbst die ersten Präsenz-Proben mit Abstand waren nicht ohne. Alle haben toll mitgemacht.“

Leonard (Tom Baier) himmelt seine Chefin Josepha (Leoni Hermes) an - mit wenig Erfolg. von Kerstin Sauer
Leonard (Tom Baier) himmelt seine Chefin Josepha (Leoni Hermes) an - mit wenig Erfolg. © Kerstin Sauer

Und auch, wenn es super läuft: Es gibt immer wieder Stolpersteine, die aus dem Weg geräumt werden müssen: hier ein Kostümwechsel, dort ein Headset auf und wieder ab, ein Rock, der nicht richtig sitzt, und ein Darsteller, der krank ist. „Das ist was anderes, als wenn man nur trocken seine Texte und Töne übt“, sagt die Gesangsexpertin.

Spontanität ist gefragt, Kreativität und Wissen ebenso: „Ist Piccolo eigentlich männlich oder weiblich?“, ruft ein Darsteller, während Christa Maria Jürgens das Brautpaar kritisch beäugt: „Wir brauchen noch einen Hochzeits-Zylinder“, ruft sie.

Gänsehaut-Feeling und Lach-Momente

Obwohl es erst der vierte Probentag nach (bzw. in) den Ferien ist: Es läuft. Gänsehaut, als die junge Johanna Nies mit ihrer wunderbaren Stimme jodelt. Grinsende Schüler, als Religions- und Lateinlehrer Martin Busch im breitesten Berlinerisch „Ick will mir hier ja nich wohlfühlen“ poltert. Und dem stets schelmisch grinsenden Tom Baier alias Leopold wünscht der Zuschauer schon nach wenigen Minuten von Herzen, dass seine Angebetete Josepha (Leoni Hermes) ihn doch endlich erhört.

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Die komplette Woche – vielleicht mit einem Tag Pause, lässt Christa Maria Jürgens durchblicken – wird noch im GymSL geprobt. Parallel arbeitet Michael Nathen schon seit Monaten mit der Jungen Philharmonie Lennestadt, die die 40 Darsteller bei ihren drei Aufführungen musikalisch unterstützen werden.

Ab Freitag, so hofft das Team, geht es dann vielleicht auf die Bühne auf dem Altenhundemer Rathausplatz, wo die Operette an drei Tagen (siehe Infokasten) aufgeführt wird. Zusätzlich wird es zwei Nebenschauplätze in der Verlängerung der Bühne geben.

Als Christa Maria Jürgens von den Bühnenbildern erzählt, gerät sie ins Schwärmen: „Der Balkon konnte nicht auf die Bühne gebaut werden, das war praktisch nicht umsetzbar. Also hat uns unser Lichttechniker Marco Hufnagel kurzerhand ein Haus mit Balkon gebaut.“ Spontan, professionell, herzlich: Es läuft “Im weißen Rössl“.

Die drei Aufführungen finden am

  • Freitag, 20. August (19.30 Uhr, schon ausverkauft),
  • Samstag, 21. August (19.30 Uhr) und
  • Sonntag, 22. August (17.30 Uhr)

statt. Tickets gibt es unter Tel. 02723/608 403 oder per E-Mail unter k.seidenstuecker@lennestadt.de.

Darum geht es „Im weißen Rössl“

Im Hotelgasthof „Weißes Rössl“ am Wolfgangsee ist Hochsaison, Tagestouristen und Übernachtungsgäste strömen herbei. Der neue Zahlkellner Leopold hat alle Hände voll zu tun, die Horden zu bändigen. Doch seine Hauptsorge, die er auch dem Piccolo anvertraut, ist eine andere: Er ist bis über beide Ohren verliebt in seine Chefin, die Rössl-Wirtin Josepha Vogelhuber, und sie will nichts von ihm wissen.

Dr. Otto Siedler aus Berlin, Hemdhosenfabrikant Wilhelm Giesecke und seine Tochter Ottilie, das Postfräulein Kathi – jeder sorgt auf seine Art für Stimmung und Diskussionen im „Weißen Rössl“. Währenddessen geraten Josepha und Leopold in Streit, die Wirtin kündigt den Zahlkellner.

Neue Gäste kommen an: Der Privatgelehrte Professor Hinzelmann samt Tochter Klärchen und ihre Zugsbekanntschaft Sigismund Sülzheimer junior. Eine Neuigkeit versetzt die Belegschaft des „Weißen Rössl“ in höchste Aufregung: Der Kaiser wird demnächst ankommen und im „Rössl“ absteigen. Josepha holt Leopold zurück, der sich mittlerweile mit Hochprozentigem getröstet hat und harte Bedingungen für seine Weiterarbeit stellt. Der Kaiser erscheint mitsamt seinem Kammerdiener Ketterl, der betrunkene Leopold brüskiert die Festgesellschaft mit einer konfusen Begrüßungsrede. (Inhalt: volksoper.at)

Neugierig geworden, wie es mit Josepha und Leopold weiter geht? Dann sichert euch schnell noch ein Ticket...

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