Endspurt für das Open-Air-Musical „Die Kinder des Monsieur Mathieu“

Altenhundem. Zeitsprung im Gymnasium der Stadt Lennestadt: Jeans, Hoodies und Turnschuhe sucht man an diesem Morgen vergebens. Heute tragen die Mädchen geflochtene Zöpfen oder Dutt, Faltenrock und Bluse, während sich die Jungs und Männer in kurze Hosen mit Hosenträgern und übergroße Anzüge geschmissen haben. Falscher Film? Nein: Richtiges Musical – willkommen zur Probe für „Die Kinder des Monsieur Mathieu“.

Es ist die letzte Ferienwoche, und doch wuseln an diesem Morgen 50 Darsteller zwischen 10 und 62 Jahren durch das GymSL-Forum. Täglich proben die Schüler, Ehemaligen, Lehrer und Gäste in diesen Tagen, um bei den drei Open-Air-Aufführungen (siehe unten) auf dem Altenhundemer Marktplatz als Auftakt zur Lennestädter Kulturwoche voll durchstarten zu können.

Hier und da ein herzhaftes Gähnen hinter vorgehaltener Hand, ein Tuscheln auf der einen, ein Kichern auf der anderen Seite – den Rest des Morgens ziehen die Darsteller die Probe mit Feuereifer und Engagement durch.

Cut: Das GymSL-Forum ist ein Klassenraum. Die Schüler toben über Tische und Bänke, schreien, lachen. Der Lehrer Monsieur Mathieu kommt herein. Alle werden still. „Freeze!“, schallt der Ruf der musikalischen Leiterin Christa Maria Jürgens durch das Forum. Die Darsteller bleiben abrupt stehen. Wie eingefroren. Gleichzeitig beginnt eine weitere Szene auf der Nebenbühne.

„Das ist besonders schwierig für die Schüler“, weiß Jürgens, „sie müssen stillhalten, dürfen die Augen nicht bewegen.“ Da bei den Aufführungen auf dem Marktplatz zwei Bühnen bespielt werden, könne man so zwei Szenen parallel laufen lassen.

Und – wie laufen die Proben? Christa Maria Jürgens strahlt stolz: „Im September haben wir nach Corona musikalisch bei Null angefangen. Nach fast einem Jahr können diese jungen Leute ein zweistündiges Musical, teilweise mit französischem Gesang, aufführen.“

Cut: Vorsingen für den Schulchor. Nach und nach treten einzelne junge Darsteller nach vorne, um mal leise wispernd, mal laut schmetternd ein Solo zu vorzutragen. Glasklare Stimmen wechseln sich mit dem (extra) falschen Gesang von Louisa ab. Das Mädchen blickt hilfesuchend zu Christa Maria Jürgens, die ihr aufmunternd zunickt. Super gemacht – weiter so!

Gemeinsam mit Michael Nathen am Klavier, Souffleuse Andrea Stiesberg und Kostümbildnerin Cordula Assmann hat Christa Maria Jürgens alles im Blick. Sie ist Ratgeberin und Lehrerin, strenge Regisseurin oder auch mal die freundliche Schulklingel.

Mit liebevoller Strenge spornt sie die Darsteller an, kritisiert, macht Mut, fordert Wiederholungen und muntert auf. Ein Fels in der Brandung, der für die 50 Darsteller enorm wichtig ist, suchen sie doch immer wieder mit Blicken nach ihrer Bestätigung. Dann ruft sie lachend: „Guckt mich nicht an, ich bin gar nicht da!“

Cut: Monsieur Mathieu – heute gespielt von Niklas Scerbakov – fordert den aggressiven Mondain auf vorzusingen. Provokant und lautstark schreiend schmettert Mondain alias Sophie Hellner einige Zeilen, stürmt dabei mit bösem Blick auf den Lehrer zu. Er weicht einen Schritt zurück. Christa Maria Jürgens lacht: „Bleib standhaft, Niklas, nicht zurück gehen, du musst böse gucken“, fordert sie den jungen Mann auf. Und fügt schmunzelnd hinzu: „Nicht einfach – Niklas ist einfach nur freundlich.“

So wie ihn lobt die Leiterin an diesem Morgen vor allem auch Martin Busch, Lehrer am GymSL: Von Anfang an sei er bei den Aufführungen dabei gewesen und hätte ein „unglaubliches schauspielerisches Talent“. Das beweisen übrigens auch weitere Gast-Darsteller: Schulleiterin Birgitta Pieters, ihr Stellvertreter Mark-André Vogt, Bürgermeister Tobias Puspas, Britta Heß (Bereichsleiterin Schulen) und Gleichstellungsbeauftragte Carola Heer.

Cut: Rasend schnell wird der Klassenraum ab- und der Schlafsaal aufgebaut. Während die anderen Mädchen zu viert in engen Metallbetten und kratzigen Wolldecken schlafen, träumen zwei junge Schülerinnen von ihrer Zukunft. Heidi und Elli singen ein Solo auf Französisch. Text- und notensicher, immer ein Strahlen auf dem Gesicht. Wenn eine stockt, hilft die andere. Christa Maria Jürgens nickt anerkennend: „Ich möchte, dass ihr euch gegenseitig unterstützt. Und wenn ihr mal stolpert, dann zeigt es nicht. Dann merkt es niemand.“

Nach mehr als zwei Stunden Probe ist Pause. Die jungen Darsteller plündern ihre Brotdosen, während die älteren nochmal ihre Szenen durchsprechen. Noch einige Probestunden und -tage liegen vor ihnen. Doch das Leitungsteam ist sich sicher: Die Aufführungen werden das Publikum begeistern. Und jeder Darsteller wird Großartiges leisten.

Die Aufführungen sind am

• Freitag, 11. August, um 19.30 Uhr,
• Samstag, 12. August, um 19.30 Uhr und am
• Sonntag, 13. August, um 17 Uhr

auf dem Marktplatz in Altenhundem. Karten gibt es im Vorverkauf im WieWoWatt… in Lennestadt.