Endlich: Ins Lichtspielhaus Lennestadt zieht wieder Leben ein
Zu Besuch im Altenhundemer Kino
- Lennestadt, 01.07.2021
- Verschiedenes
- Von Kerstin Sauer
Altenhundem. Acht Monate lang war es still im Lichtspielhaus Lennestadt. Keine stampfenden Kinderfüße, kein ausgelassenes Lachen, kein mit leisem Knall aufploppendes Popcorn. Jetzt erwacht das Altenhundemer Kino wieder aus seinem Dornröschenschlaf. Ab Donnerstag, 1. Juli, heißt es: Endlich wieder Kino!
Christin Cordes strahlt: Die 32-Jährige freut sich so sehr, dass endlich wieder Leben in ihr Lichtspielhaus einzieht. Noch einmal geht sie durch die leeren Säle, prüft, ob die Sitze gesaugt, die Böden gewienert sind. Hebt den Vorhang ein Stück an, um zu kontrollieren, ob er richtig fällt. Prüft im Keller, um genug Getränke, Snacks und natürlich Popcorn-Mais da sind.
Knapp vier Wochen hatten Christin Cordes und alle Kinobetreiber in Deutschland Zeit, sich auf den Neustart am 1. Juli vorzubereiten. „Das hört sich viel an“, weiß die junge Frau, aber: „Ware muss bestellt und eingeräumt, die Säle müssen geputzt werden. Wir müssen Gläser spülen, dekorieren, die Schaukästen bestücken, Plakate austauschen, das Vorprogramm planen und die Filme bewerben.“
Außerdem galt es, ein Programm zusammenzustellen – eine Mammutaufgabe, wie Christin Cordes erklärt: „Dadurch, dass die Kinos schon von März bis Juli 2020 geschlossen waren und dann ab dem 1. November wieder, herrscht derzeit ein Filmstau: Viele Filme liegen seit März 2020 brach und warten darauf, endlich gezeigt zu werden.“
Ein Beispiel: James Bond. Schon im April 2020 sollte „Keine Zeit zu sterben“ groß durchstarten. Jetzt geht er erst Ende September an den Start. Ähnlich sieht es bei „Dune“, „Ostwind“ und „Ghostbusters“ aus.
Während sich die Filme immer weiter stauten, herrschte im Altenhundemer Kino gähnende Leere. „Es war eine harte Zeit“, erinnert sich Christin Cordes nur ungern an die vergangenen acht Monate zurück. Am 1. November war der letzte Kino-Tag. „Das hat uns bitter getroffen“, sagt die 32-Jährige mit Blick auf Filme wie „Jim Knopf“ und „Drachenreiter“, die nicht mehr gezeigt werden konnten. „Wir hatten so ein gutes Kino-Programm. Außerdem haben wir zu Weihnachten immer unser Hauptgeschäft.“
Der Dank der jungen Frau geht an dieser Stelle vor allem an alle treuen Kino-Fans, die sie sowohl in Altenhundem als auch im JAC-Kino in Attendorn unterstützt hätten: „Wir haben unsere Ware im November zu günstigen Preisen angeboten und an den Adventssamstagen Gutscheine und Popcorn verkauft. Die Besucher haben uns toll unterstützt.“
Hat sie denn damals noch an eine schnelle Wiedereröffnung geglaubt? Christin Cordes schüttelt den Kopf: „Ich war mir sicher, dass wir auf keinen Fall Weihnachten schon wieder öffnen dürfen. Ich hatte auf Januar gehofft. Danach war ich mir sicher, dass es mit den Osterferien weitergeht für uns.“
Doch zu dieser Zeit war bei sämtlichen Regelungen und Prognosen von den deutschen Kinos noch nicht einmal die Rede: Schulen, Einzelhandel, Wirtschaft – über alles wurde diskutiert. Leidtragende waren die Kulturtreibenden, denen erst viel später eine Perspektive geboten wurde.
Doch Christin Cordes jammert nicht und stellt klar: „Ich hatte immer Verständnis für die Gesamtsituation. Schließlich standen Menschenleben auf dem Spiel. Aber das Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Bereichen habe ich nicht verstanden.“
Denn, so betont die 32-Jährige: „In unseren Kinos ist es sicherer als am Arbeitsplatz. Unsere Räume sind super belüftet: Unter den Sitzen kommt Frischluft in die Säle und oben wird die Luft wieder abgesaugt.“ Außerdem achtet die junge Frau darauf, dass die Besucher im Schachbrettmuster sitzen und genug Abstand zwischen ihnen liegt.
Doch trotz aller guten Voraussetzungen: Die Kinos blieben weiterhin geschlossen. Lange Monate, in denen Christin Cordes vor allem von ihrer Familie unterstützt wurde. Und in der sie die gemeinsame Zeit mit ihrer jetzt einjährigen Tochter Helena, „unserem Sonnenschein“, wie sie lachend erzählt, genießen konnte. Die Kleine gab ihr Trost, ebenso wie Freunde, Mitarbeiter und Besucher, die per E-Mail oder über die Social-Media-Kanäle ihre Unterstützung versicherten.
An ihr Team richtet Christin Cordes ein besonders dickes Lob: Auch, wenn aufgrund von Schulabschluss oder Studium nicht alle dabei bleiben konnten, so konnte sie doch immer auf ihre Mitarbeiter zählen. Auch jetzt, wo es darum ging, das Lichtspielhaus Lennestadt innerhalb kürzester Zeit aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Die langen Monate des Lockdowns nutzte die 32-Jährige für einige Renovierungsmaßnahmen. So wurde der größte Altenhundemer Kinosaal „Camera“ mit einer komplett neuen Tontechnik und einer neuen Leinwand ausgestattet. Im Attendorner JAC wurden Gehörlosenschleifen installiert. „Hätten wir gewusst, wie lange wir geschlossen haben, hätten wir noch mehr renoviert“, weiß Christin Cordes und betont: „Wir glauben ans Kino, die Investitionen lohnen sich.“
„Peter Hase“, „Catweazle“, „Monster Hunter“, „Nobody“, „Das Mädchen deiner Träume“ – Christin Cordes ist zufrieden mit der Auswahl an Filmen, die sie zum Start auf die Leinwände bringen möchte. Und freut sich, ihre Besucher ab dem heutigen Donnerstag, 1. Juli, endlich wieder persönlich in Empfang nehmen zu dürfen.