Dr. Gregor Kaiser (Grüne): Lennestädter Bürger mehr beteiligen

LP-Serie: Fragen an die Kandidaten


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Dr. Gregor Kaiser ist der Bürgermeister-Kandidat der Lennestädter Grünen. von privat
Dr. Gregor Kaiser ist der Bürgermeister-Kandidat der Lennestädter Grünen. © privat

Lennestadt. Im Rahmen der LokalPlus-Wahlberichterstattung stellen wir im Vorfeld der Kommunalwahl alle Kandidaten um das Bürgermeisteramt vor. Alle Bewerber haben einen Fragebogen mit identischen Fragen beantwortet. Heute ist Dr. Gregor Kaiser von den Lennestädter Grünen an der Reihe.


Coronabedingt ist der Wahlkampf besonders schwierig. Wie erreichen Sie die Bürger und wie funktioniert der Wahlkampf?

Wir haben uns den Corona-Bedingungen angepasst und werden auf den in den letzten Jahren praktizierten direkten Haustürwahlkampf verzichten. Wir sind präsent auf Instagram und Facebook, verteilen Flyer in die Haushalte und machen Informationsstände in den Dörfern, z.B. am Markt in Altenhundem, beim Kaufpark in Grevenbrück oder am Edeka in Meggen. Da freuen wir uns auf das Gespräch mit den Bürger*innen.

Besonders gut kommen unsere Radtouren durch die drei Täler an, wo wir direkt in den Ortschaften mit Vereinsvertreter*innen, Jugendlichen, Gewerbetreibenden etc. ins Gespräch kommen. Natürlich ggf. mit Mund-/Nasenschutz und auf Abstand.
 von Symbol Grafik: Sophia Poggel
© Symbol Grafik: Sophia Poggel
Welches Thema liegt Ihnen (in Ihrer Kommune) besonders am Herzen und wie wollen Sie es anpacken?

Mir liegen vier Themen besonders am Herzen: der Klimaschutz, die Gesundheitsversorgung, Transparenz und Beteiligung sowie Antirassismus bzw. der Artikel 1 des GG: Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Das gilt für alle Menschen und so sollten wir jeden und jede behandeln. So haben alle Menschen auf der Welt das Recht auf ein gutes, sicheres Leben – und für uns bedeutet das z.B. starke Anstrengungen auch und gerade auf kommunaler Ebene im Klimaschutz.
Lennestädter Themen
Es gilt in Lennestadt den Ausbau von Windkraft und PV (auch Freiflächen-PV) voranzutreiben, die Mobilität nachhaltig aufzustellen (Mitfahrbänke, Car-Sharing, verbesserte Busverbindungen, mehr Radverkehr). Es gilt auch im Gesundheitssektor, den ich für eine elementare Daseinsvorsorge des Staates halte und wo es uns gelingen muss, dezentral für die Menschen da zu sein. Dazu wollen wir einen Kümmer/in im Rathaus beschäftigen, der die Fäden in der Hand hält, Netzwerke aufbaut und als Ansprechperson fungiert – wie es in anderen Kommunen schon praktiziert wird.

Und drittens müssen die Bürger*innen vor Ort mehr beteiligt werden, durch Jugendkonferenz, durch Streaming von Sitzungen, durch mehr Bürger*innenversammlungen, durch einen Bürger*innenrat.

Nennen Sie drei Stichpunkte zur politischen Ist-Situation in Ihrer Kommune!
  • Die dezentrale Unterbringung der Geflüchteten seit 2015 hat sehr gut geklappt (mit Ausnahmen).
  • Corona wird auch die Stadt Lennestadt noch über Jahre beschäftigen – sowohl finanziell als auch im gesellschaftlichen Miteinander.
  • Das ehrenamtliche Engagement ist in vielen Teilen bemerkens- und bewundernswert.
Bodenständigkeit und Ehrlichkeit haben geprägt
Wen haben Sie als Vorbild (muss nicht nur politisch sein) und warum?

Es ist nicht nur eine Person, von der ich sagen könnte, diese sei mein Vorbild, aber viele Menschen haben mich im Laufe meines Lebens geprägt bzw. mein Handeln beeinflusst. Zum Beispiel meine Eltern, deren Bodenständigkeit und Ehrlichkeit zentrale Pfeiler auch in meinem Leben darstellen.

Dr. Wolfgang Sachs vom Wuppertal Institut, der meine Dissertation betreut hat, hat mir durch seine Art, umfassend und konsequent über globale Strukturen und Nachhaltigkeit nachzudenken, gezeigt, wie tiefgehend gesellschaftliche Prozesse vernetzt sind und auch überdacht werden müssen. Ähnlich die Schriften von dem indischen Wirtschaftswissenschaftler und Friedensnobelpreisträger Amartya Sen. Oder auch der Mut der Widerstandskämpfer*innen  im Dritten Reich, sich bedingungslos für die Menschenrechte, für die Freiheit und gegen Unterdrückung und Hass einzusetzen.

Warum fühlen Sie sich im Kreis Olpe zu Hause bzw. damit verbunden?

Wir bewirtschaften hier unseren Forstbetrieb, den ich von meinen Eltern übernommen habe. Mit der Bio-Weihnachtsbaumproduktion sind wir vor 11 Jahren zu neuen Ufern aufgebrochen, und dies macht Spaß, Einkommen und, zugegeben, auch viel Arbeit. Ich bin hier aufgewachsen, ein Teil meiner Freunde lebt hier und die Natur, der Wald geben mir auch die Ruhe, die ich brauche, um nachdenken zu können.

Wir als Familie fühlen uns hier wohl, haben einen großen Gemüsegarten und Obstbäume, meine Geschwister sind in der Nähe und wir helfen uns aus, wenn es nötig ist. Meine Mutter wohnt mit uns im Haus und wir sind mit verantwortlich, dass sie ihr Älterwerden gut leben kann.
Zur Person:
Wohnort: Oberelspe
Geburtsdatum: 27.3.1975
Familienstand: verheiratet, vier Kinder
(erlernter) Beruf: Sozialwissenschaftler, mittlerweile Waldbauer und Bio-Weihnachstbaumproduzent
politischer Werdegang in Stichworten: u.a. Mitglied der AG es TUT sich WAS seit 1992 (mit Unterbrechung 1996-2007), AStA-Vorsitzender in Bonn 1998/99, Vorstandsmitglied im fzs (freier zusammenschluss der studierendenschaften, bundesweite Dachorganisation) 1999, Gründungsmitglied von Attac Bonn 2001; Organisation bundesweite Kampagne gegen Biopiraterie 2002-2010; Mitarbeit Lokale Agenda Lennestadt 2010 ff; Kandidatur für den Rat der Stadt Lennestadt 2014 als unabhängiger Kandidat für B90/Die Grünen; Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen seit 2014 erst als Sachkundiger Bürger, dann als ordentliches Mitglied; Eintritt in die Partei 2017; Kandidatur für den Landtag 2017; Ratsmitglied seit 2017; Fraktionsvorsitzender seit 2019; Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Wald, Landwirtschaft, ländlicher Raum von B90/Die Grünen NRW seit 2018; Mitglied im Landesvorstand der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der FBG Oberelspe seit 2011.
Hobbys: Reisen, Kegelclub, Lesen, Politik
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