DigiDocs-Projekt erprobt überlokale Videosprechstunde

Lennestädter Hausärzte sollen entlastet werden


Digitale Sprechstunden? Die Patientenbefragung gab wichtige Informationen zu Wünschen und Ansichten. von privat
Digitale Sprechstunden? Die Patientenbefragung gab wichtige Informationen zu Wünschen und Ansichten. © privat

Lennestadt. Im Rahmen des DigiDocs-Projekts haben sich kürzlich die Lennestädter Hausärzte und die wissenschaftlichen Mitarbeitenden des DigiDocs-Projekts digital im dritten Ärzteworkshop getroffen.


Als Teil der Digitalen Modellregion Dreiländereck (DMGD) erforscht das DigiDocs-Team seit 2020, wie und unter welchen Voraussetzungen die telemedizinische Gesundheitsversorgung Hausärzte in Zukunft unterstützen kann. Hierfür kooperiert die Lebenswissenschaftliche Fakultät der Universität Siegen mit der Stadt Lennestadt und den dort niedergelassenen Ärzten und tritt auch in den Austausch mit Patienten.

Im dritten Ärzteworkshop ging es neben der Vorstellung der Ergebnisse aus der Bürgerbefragung und ersten Eindrücken der aktuell laufenden Patientenbefragung vor allem um die Umsetzung des In-Praxi-Tests.

Spannende Erkenntnisse aus der Bürgerbefragung

Die Bürgerbefragung im November und Dezember 2020 hat zu spannenden Erkenntnissen geführt. So ist die Sorge der Lennestädter Bürger um die zukünftige hausärztliche Versorgung sehr hoch. Über Altersgruppen hinweg gibt es eine insgesamt hohe Offenheit gegenüber digitalisierten und telemedizinischen Optionen.

Vor allem kleinere, eher administrative Tätigkeiten wie das e-Rezept oder die Online-Terminvereinbarung wurden von fast allen Befragten als positiv bewertet. Abgefragte Optionen wie die Videosprechstunde oder eine direkte Datenübermittlung medizinischer Werte an den Arzt erhielten ebenfalls sehr hohe Zustimmungswerte.

Lösungen für alle erarbeiten

Diese Ergebnisse flossen in die Entwicklung der Patientenbefragung ein, um so tiefergehende Details über die Chancen und Barrieren im Umgang mit Telemedizin zu analysieren. Kernaspekte der Ergebnisse aller oben genannten Schritte werden im Abschlussbericht zum Ende des Projekts im Juli 2021 miteinander in Bezug gesetzt. Daraus soll eine für alle Beteiligten zukunftsfähige Lösung erarbeitet werden.

Ziel des jetzt anstehenden In-Praxi-Tests ist die Simulation einer erweiterten Videosprechstunde. Dabei tritt ein überlokaler Arzt (DigiDoc) über die Red connect-Videosprechstunde mit einem Patienten von zu Hause aus in Kontakt und stellt eine Behandlung nach. Dieser Kontakt wird aufgezeichnet und anschließend von den Hausärzten aus Lennestadt bewertet. Letztendlich soll eine wissenschaftliche Auswertung aus allen drei Perspektiven stattfinden.

Kombination Tele und Präsenz

Das Konzept stellt eine Möglichkeit der Kombination von Telemedizin und Präsenzsprechstunde zur Entlastung von niedergelassenen Ärzten dar. Es ist damit ein wichtiger Ausgangspunkt für die nachfolgenden Gespräche über ein Entwicklungsprojekt, das der DigiDocs-Studie nachfolgen könnte.

Während des Workshops wurden einzelne Projektschritte besprochen und der In-Praxi-Test geplant. Es wurden einzelne Optionen der Kontaktaufnahme mit dem DigiDoc, der Ablauf der Videosprechstunde und die Rückmeldung zum Hausarzt diskutiert und gemeinsam ein Konzept erarbeitet.

DigiDoc übernimmt Sprechstunden

Wichtig war allen Beteiligten, dass die Hausärzte nicht zusätzlich zu ihren Präsenzsprechstunden Videosprechstunden anbieten sollen, sondern dass dies vom DigiDoc übernommen wird, der bzw. die standortunabhängig ist und trotzdem mit den Hausärzten in engem Kontakt steht. Es handelt sich also um ein zusätzliches Angebot, das durch einen weiteren Arzt digital umgesetzt wird.

Neben dem Ablauf wurde auch diskutiert, welche Krankheitsbilder für eine Videosprechstunde geeignet sind und wer als DigiDoc zur Verfügung steht. Die anwesenden Ärzte legten den Fokus hier vor allem auf psychiatrische, aber auch auf dermatologische Erkrankungen. Auch der Nutzen für Erkrankte, die eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung benötigen, wurde diskutiert.

Durch die praktische Simulation einer erweiterten Videosprechstunde soll die Fragestellung, wie die Nutzung telemedizinischer Verfahren in Hausarztpraxen unter Beteiligung überlokaler DigiDocs konkret aussehen kann, erste Antworten erhalten.

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