Die Kunst der Kalkulation

„Rockade": Mitorganisator Fabian Baßenhoff spricht über Booking, Planung und Wünsche


  • Lennestadt, 02.09.2015
  • Von Sven Prillwitz
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Fabian Baßenhoff. von Sven Prillwitz
Fabian Baßenhoff. © Sven Prillwitz

Für seinen großen Traum hat es wieder nicht gereicht. Wird es wohl auch nie, und das weiß er selbst. Das „Rockade Festiwoll“ ist einfach zu klein für die Kultrocker von „Motörhead“, und zwar gleich mehrere Hausnummern. Das gilt auch für Bands wie das „Farin Urlaub Racing Team“ oder die „Beatsteaks“. Und trotzdem sorgt Fabian Baßenhoff seit vier Jahren hauptverantwortlich dafür, nationale wie internationale Geheimtipps, Senkrechtstarter und Szenegrößen nach Kirchveischede zu locken.


Auf die „Bloodlights“ folgte „Egotronic“, auf „Die Kassierer“ folgte „Rantanplan“: Die Headliner der Jahre 2011 bis 2014, die auf der Kirchveischeder Heide auftraten, sind namhaft, zum Teil legendär und allesamt große Bühnen gewöhnt. Der diesjährige Top-Act, „Marathonmann“ aus München, hat es binnen vier Jahren längst zu bundesweiter Bekannt- und Beliebtheit gebracht und wird hoch gehandelt – auch abseits der alternativen Musikszene. Und auch bei den Fans des „Rockade Festiwolls“ stehe die Band hoch im Kurs, sagt Baßenhoff. Das habe eine Umfrage über das soziale Netzwerk Facebook ergeben.
„Künstlerischer Leiter“ - und ein Helfer von vielen
Der gebürtige Kirchhundemer versteht sich als einer von vielen, die das aufwendige eintägige Spektakel Jahr für Jahr auf die Beine stellen. Das Kulturkartell als Organisator, Uli Korte als Techniker, die OT Grevenbrück und der Jugendtreff Kirchveischede als Caterer und Team für die Vorbereitung und den Aufbau des Festival-Geländes. Und Baßenhoff selbst als „künstlerischer Leiter“, als derjenige, der zuständig ist für die finale Auswahl der Bands und die Betreuung der Musiker vor Ort. Knapp ein Jahr vor der nächsten „Rockade“, in der Regel im Oktober, nehme er erstmals Kontakt mit den Booking-Agenturen der Bands auf, die als Headliner infrage kommen. „Mittlerweile haben die eine immer längere Vorlaufzeit“, sagt Baßenhoff. Auch die finanzielle Kalkulation mache eine lange Planungsphase erforderlich. „Sobald wir die Preise eingeholt haben, loten wir aus, was uns ein Line-up kosten würde und was machbar ist“, erklärt der 27-Jährige.
 von Chris Noltekuhlmann
© Chris Noltekuhlmann
Allzu große Sprünge, wie von Fans und Festival-Besuchern häufiger gefordert, seien allerdings nicht drin. „Es ist eine Fehlauffassung, dass wir die ganz Großen wie die ,Beatsteaks´ einfach kriegen können“, sagt Baßenhoff. Was einerseits generell an den Gagen der großen Musiker liege, die „immer weiter in die Höhe schießen“. Und andererseits nicht zur Preispolitik der „Rockade“-Organisatoren passe. „Wenn wir für eine richtig große Band die Preise auf 40 Euro anheben müssten, wäre uns das finanzielle Risiko einfach zu groß“, so Baßenhoff. Weil hohe Preise Besucher abschrecken könnten. In diesem Jahr kosten die Tickets im Vorverkauf 15 Euro, an der Abendkasse werden 18 Euro fällig.
Berechnungen bedeuten im Vorfeld Spekulation
Mit dem Festival Gewinn zu machen oder zumindest eine schwarze Null zu schreiben, bedeute ohnehin „immer viel Spekulation und jedes Jahr aufs Neue einen Kampf“. Zumal nicht nur die Bands, sondern auch die Besucher professionelles Equipment in Sachen Bühne sowie Licht- und Tontechnik erwarten und voraussetzen. Dazu kommen die Gema-Gebühren. Außerdem halte sich die Zahl der Sponsoren in Grenzen. „Für Events im kulturell alternativen Bereich ist es leider schwieriger, Geldgeber zu finden“, sagt Baßenhoff. „Dabei sind Konzerte und Alternativen zu Schützenfesten und Hospizkonzerten doch auch wichtig, um eine Region attraktiv für junge Leute und Arbeitnehmer zu machen.“
Beim Buchen der Bands erweisen sich Baßenhoffs Kontakte als Vorteil. Der 27-Jährige lebt und studiert in Hamburg, ist nach eigenen Angaben viel mit Bands unterwegs, derzeit etwa als Tour-Manager für „Abramowicz“. Nach seinem Geografie-Studium möchte er auch im Musikbereich sein Geld verdienen. Konzerte sind es auch, die ihn von der Weltmetropole Hamburg zurück ins Sauerland locken. In die OT Grevenbrück und zum „Rockade Festiwoll“. Für letzteres wünscht er sich für eine der nächsten Auflagen einen Auftritt von „Social Distrust“. Weil er mit den Lennestädter Punkrockern gut befreundet und groß geworden sei.
„Lemmy“ Kilmister ständig auf der Gästeliste
Das ist realistischer, wesentlich wahrscheinlicher als ein Auftritt von „Motörhead“. Obwohl deren Bassist und Frontmann „Lemmy“ Kilmister jederzeit einen Platz auf der Gästeliste in Kirchveischede sicher habe, sagt Baßenhoff. Und den ganzen Abend einen ganz besonderen Service genießen dürfte: „Ich würde ihm sehr gerne Whiskey-Cola einschenken.“
13. Rockade Festiwoll
Am Samstag, 5, September, geht die 13. Auflage des Festivals über die Bühne. Der Zeitplan: • 13.30: Einlass • 14.30 bis 15.00: Frozen Acid • 15.15 bis 15.45: Los Potatoes • 16.00 bis 16.30: Holz • 16.50 bis 17.35: The Tips • 17.55 bis 18.40: Fubahema • 19.10 bis 20.00: Abramowicz • 20.30 bis 21.30: Honningbarna • 22.00 bis 23.15: Marathonmann • 23.45 bis 00.45: The Rogues from County Hell
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