„Die Blutsbrüderschaft bricht eine Lanze für die Völkerverständigung“
Vor der Premiere von „Winnetou I“: Interview mit den Hauptdarstellern
- Lennestadt, 23.06.2017
Elspe. Die beiden berühmtesten Blutsbrüder der Welt stehen sich bei den diesjährigen Karl-May-Festspielen auf der Naturbühne in Elspe zunächst als Feinde gegenüber: Das Stück „Winnetou I“ erzählt, wie aus dem Indianerhäuptling und dem Greenhorn Old Shatterhand Freunde werden. Kurz vor der Live-Premiere des Stücks hat LokalPlus-Praktikantin Marla Rohrmann mit den beiden langjährigen Hauptdarstellern Kai Noll und Jean-Marc Birkholz über Bühnenfeindschaft und Prügelszenen, ihre Lieblingsszene und ihre beruflichen Pläne gesprochen.
Noll (Old Shatterhand): Man muss sich ja erstmal kennenlernen, um eine Freundschaft zu schließen, und es ist natürlich eine Ausnahmesituation, dass das Land der Apatschen bedroht wird und Old Shatterhand quasi am Anfang auf der anderen Seite steht. Aber da er ja eine Moral hat, weiß er, dass den Apatschen Unrecht geschieht. Er schlägt sich sehr schnell auf deren Seite. Das Problem bei der Sache ist nur: Er muss sie überzeugen, dass sie ihm glauben. Das schafft er nur, indem er das Gottesurteil abwartet.
Birkholz (Winnetou): Es ist so, dass man sich erstmal kennenlernen muss. Es muss aus der anfänglichen Disharmonie die Harmonie entstehen. Das ist mit das Schönste an der ganzen Blutsbrüderschaft: Wie sie entsteht und dass wir so ein gut eingespieltes Team sind.
Haben Sie sich mal versehentlich bei einer Prügelszene getroffen?
Noll (lacht): Es kam schon mal vor, und es tut mir auch sehr leid. Es ist aber nichts Schlimmes passiert.
Birkholz: Es gibt Kollegen, die wurden schon aus Versehen getroffen. Ich habe auch schon mehrere Schläge abbekommen.
Noll: Eine Lanze zu brechen für die Völkerverständigung.
Birkholz: Die Blutsbrüderschaft, denn mit Winnetou I“ beginnen die Abenteuer. Das ist der Reiz, dass das Unbekannte zum besten Freund wird.
Was ist Ihre Lieblingsszene in dem aktuellen Stück?
Noll: Einige. Wenn ich jetzt eine hervorheben müsste, wäre das natürlich die Sterbeszene und die, in der wir Blutsbrüderschaft schließen.
Birkholz: Die Blutsbrüderschaft, alle Szenen mit Nscho-Tschi (Schwester von Winnetou, Anm. d. Red.) – und, auch wenn es doof klingt, auch die Sterbeszene.
Noll: Das sind ganz viele Sachen. Ich kann nicht eine groß hervorheben, aber das Spielen mit den Kollegen macht unendlich viel Spaß. Das Reiten und das Schießen natürlich auch.
Birkholz: Was mir generell seit Jahren Spaß macht, ist das Spielen an der frischen Luft. Auch das Schreien und dass immer alle so laut sind. Wenn es regnet, wirst du nass, und wenn es heiß ist, schwitzt du. Die Arbeit und die Ritte mit den Pferden über die hundert Meter lange Bühne sind einzigartig für mich, und deshalb komme ich auch jedes Jahr gerne wieder.
Haben Sie – abgesehen von den Karl-May-Spielen – aktuell noch andere Projekte am Laufen?
Noll: Ich spiele seit 16 Jahren bei „Unter uns“ (TV-Serie, Anm. d. Red.) mit, und das lastet einen völlig aus. Wir drehen täglich, das heißt, ich werde morgens drehen und nachmittags auf der Bühne stehen.
Birkholz: Ich habe bis zum Anfang der Proben einen tollen Film in Russland gedreht, in dem ich einen Scharfschützen spiele. Der Film erscheint nächstes Jahr. Davor habe ich viel Werbung gedreht, und man kann mich in vielen Dokumentationen sprechen hören. Nach dieser Saison (den Karl-May-Festspielen in Elspe, Anm. d. Red.) geht es wieder zurück nach Russland, um weiter zu drehen.
Noll: Das können wir erst nächstes Jahr sagen. Es ist nichts ausgeschlossen.
Birkholz: Wenn nichts passiert, bin ich auf jeden Fall wieder dabei und freue mich sehr darauf.