Der beschwerliche Weg in ein freiheitliches und integriertes Leben

Lara und Timur Baloev: Integration kann gelingen


  • Lennestadt, 23.05.2021
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Lara und Timur Baloev. von privat
Lara und Timur Baloev. © privat

Grevenbrück. Timur Baloev ist ein erfolgreicher junger Mann. Durch Trainingsfleiß und den beharrlichen Willen, etwas zu erreichen, hat er 2016 den Titel des Amateurweltmeisters im Thaiboxen erreicht.


Seine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation hat er erfolgreich abgeschlossen. Seine Mutter Lara Baloev hat in Maumke mit finanzieller Unterstützung ihres Sohnes ein Änderungsatelier eröffnet. Doch es gab auch ganz andere Zeiten.

Zeiten, in denen der 24-Jährige als Flüchtling das Gefühl nicht los wurde: „Du bist nichts wert, weil du nichts hast“. Trotz seines erfolgreichen bisherigen Lebensweges erinnert sich Timur Baloev noch oft daran.

Eine sichere Bleibe finden

Es begann im Jahr 2009 – kurz vor Ende des zweiten, zehnjährigen Tschetschenien-Krieges. Lara Baloev wurde Zeugin einer politischen Straftat. Die heute 57-Jährige arbeitete bei einer Menschenrechtsorganisation, unterstützte Hilfsbedürftige und beobachtete Unrecht.

Bürger die politisch anders eingestellt sind, hatten keinen guten Status. Sie wurden verfolgt, bedroht und fürchteten um ihr Leben. Im September 2009 fällte Lara Baloev die Entscheidung, das vom Krieg gebeutelte Land zu verlassen und für sich und ihren damals zwölfjährigen Sohn eine sichere Bleibe zu finden.

Timur Baloev bei einem seiner Kämpfe. von privat
Timur Baloev bei einem seiner Kämpfe. © privat

Schon die erste Zeit in Deutschland war für Timur Baloev ein Kulturschock. „Ich war total überfordert, auf dem Dorf zu leben. Wir wohnten vorher in der Großstadt“, erinnert sich Timur Baloev. Erschwerend hinzu kam noch der Ort: Lara und Timur Baloev wohnten im Flüchtlingscontainer in Grevenbrück.

Um für sich eine Perspektive zu haben, setzten beide alles daran, dass Timur die Realschule besuchen kann. „Das war super für mich. Ich habe total schnell deutsch gelernt“, blickt der heute 24-Jährige zurück. In der siebten Klasse fing er an zu boxen, während Mama Lara Baloev damit haderte, keine Arbeitserlaubnis zu haben.

Integration über den Sport

Kämpfe waren zunächst nicht geplant. Über den Sport sollte die Integration gelingen. Für Lara Baloev war die Auswahl des Sports schwer zu verkraften. Sie hat bis heute keinen Kampf gesehen.

Erschwerend kam hinzu, dass der einzige Sohn vor dem Abitur die Schule abbrach. Timur Baloev zog nach Amsterdam und gewann einige Kämpfe – unter anderem den Titel des Amateurweltmeisters im Thai-Boxen.

Mit Beharrlichkeit, Fleiß und Ausdauer hat es der 24-Jährige zu etwas gebracht. von privat
Mit Beharrlichkeit, Fleiß und Ausdauer hat es der 24-Jährige zu etwas gebracht. © privat

Mit 19 Jahren erkannte er, dass er nicht nur auf den Sport setzen kann und begann in Dortmund eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation, die er erfolgreich abschloss. Mittlerweile würde er gerne wieder kämpfen. Timur Baloev weiß aber auch, dass er dafür einige Trainingseinheiten einlegen muss.

Ihre Arbeitserlaubnis erhielt Lara Baloev vor geraumer Zeit und schneiderte zunächst in den heimischen vier Wänden. Rückblickend sind sich beide trotz der Hindernisse, die ihnen ein Leben in Freiheit bescherte, sicher: Es war die richtige Entscheidung und Integration kann gelingen, wenn man will.

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