Corona und die Auswirkungen - das Geld reicht vorne und hinten nicht

Hartz IV-Bezieherin beklagt zu wenig Hilfe


  • Lennestadt, 18.06.2020
  • Von Angelika Brill
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Bei Ramona Brinker aus Trockenbrück herrscht Ebbe im Geldbeutel. von Angelika Brill
Bei Ramona Brinker aus Trockenbrück herrscht Ebbe im Geldbeutel. © Angelika Brill

Trockenbrück. Besonders hart trifft die Corona-Krise wirtschaftlich die Familien und Menschen, die ohnehin wenig Geld haben oder Hartz IV beziehen. Ramona Brinker hat sich an unsere Redaktion gewandt, um auf ihre Situation und die anderer Betroffener aufmerksam zu machen.


Nach Abzug von Miete, Strom und Versicherung bleiben der Frau aus Trockenbrück nach eigenen Angaben 200 Euro im Monat zum Leben. Bei unvorhergesehenen Kosten - wie einer kaputten Waschmaschine - muss sie ein zinsloses Darlehen beim Jobcenter beantragen. Die Rückzahlung wird monatlich mit zehn Prozent der Leistungen getilgt.

Sparsamkeit ist auch bei der Ausstattung und der Kleidung oberstes Gebot. Die Wohnungseinrichtung stammt aus der Möbelkammer und die Kleidung ist auch Second Hand. Einmal im Monat gibt es von der Caritas Gutscheine für den Metzger und den Bäcker.
Mehrbelastung durch gestiegene Preise
„Die Lebensmittelpreise sind in den letzten Wochen auch nach oben geschnellt, was wiederum zu finanziellen Mehrbelastungen führt“, klagt Ramona Brinker. Um trotzdem über die Runden zu kommen, hat sie beim Jobcenter um eine Einmalhilfe gebeten. Vergeblich. „Man sagte mir, es müsse doch reichen. Andere kämen auch damit klar“, schildert sie.

„Überall werden große Summen an Corona-Hilfen ausgegeben. So viel Geld geht überall hin, nur für uns ist nichts übrig“, klagt die 45-jährige Hartz IV-Bezieherin. Sie betont, dass es schön wäre, wenn die staatlichen Leistungen erhöht würden, damit die Menschen besser über die Runden kommen.
Bei Discountern nachgefragt
Der Warenkorb sei während der Corona-Krise geschlossen gewesen und die örtliche Caritas habe sich mit Gutscheinen zurückgehalten. „Ich habe bei Discountern nachgefragt, ob es Spenden in Form von übriggebliebenen Lebensmittel gibt, aber es kamen nur Absagen. Zu viele Anfragen, die könne man nicht alle bearbeiten, war die Begründung“, schildert sie.

Ramona Brinker bezieht seit 2004 Leistungen. Von Beruf ist sie Hauswirtschafterin. Mit 17 Jahren bekam sie ihr erstes Kind, mit 20 Jahren das zweite. Als Alleinerziehende rutschte sie schnell in Hartz IV hinein und stockte das Geld noch mit Mini-Jobs auf.

2013 erkrankte sie an Krebs und leidet seit Jahren an Fibromyalgie. Ramona Brinker ist zu 50 Prozent schwerbehindert. Aktuell ist sie wieder in Behandlung, da die Befürchtung besteht, dass der Krebs erneut ausgebrochen ist. Die Untersuchungsergebnisse stehen noch aus.
Erhöhter Bedarf an Hilfsmitteln
Durch Folgeerscheinungen der Krebsoperation hat sie einen erhöhten Bedarf an medizinischen Hilfsmitteln und Medikamenten. Eine Befreiung der Rezeptgebühr ist seitens der Krankenkasse ausgestellt worden. Bei bestimmten Verordnungen wird jedoch von der Krankenkasse nur ein Teil der Kosten übernommen.

Die Lebenssituation von Ramona Brinker ist sicherlich kein Einzelfall. „Mir ist es wichtig, zu betonen, dass ich unter anderem stellvertretend für die Menschen spreche, die sich nicht trauen, ihre Meinung öffentlich zu äußern, sich aber in der gleichen Lage befinden“, betont sie.
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