Begriff „Disco" sorgt für Streit und Irritationen

„Needles and Pins": Stadt sieht keine Rechtsgrundlage für Disco-Betrieb / Cordes: "Mir fehlen die Worte"


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Hatten zur Pressekonferenz geladen: (v.l.) Beigeordneter Carsten Schürheck, Stefan Crummenerl (Leiter Bauaufsicht) und Bürgermeister Stefan Hundt. von Kerstin Sauer
Hatten zur Pressekonferenz geladen: (v.l.) Beigeordneter Carsten Schürheck, Stefan Crummenerl (Leiter Bauaufsicht) und Bürgermeister Stefan Hundt. © Kerstin Sauer

Zu einer kurzfristigen Pressekonferenz hatte am Montagmorgen, 21. Dezember, die Stadt Lennestadt eingeladen. Thema: Das „Needles and Pins“, Sportsbar und Club in Altenhundem.


Wie LokalPlus berichtet hatte, dürfen im „Needles and Pins“ keine „lauten Tanzveranstaltungen“ mehr stattfinden. Als Konsequenz daraus wurden bereits die für Samstag, 19. Dezember, und Mittwoch, 23. Dezember, angesetzten Veranstaltungen abgesagt. Diese Maßnahmen seien eine Reaktion auf „Nachbarschaftsbeschwerden im Außenbereich und dadurch resultierende Maßnahmen der Stadt Lennestadt“, heißt es auf der Facebook-Seite der Gaststätte.
Für beide Seiten ein Ohr
Mit einer Pressekonferenz reagierte nun die Stadt Lennestadt. „Die Stadt hat eine objektive Rolle einzunehmen und beiden Seiten ihr Ohr zu schenken. Das ,Needles and Pins´ ist ein genehmigter Gaststättenbetrieb, und die ursprüngliche Genehmigung hat Bestand“, sagte Bürgermeister Stefan Hundt. Und da liegt der Kern des Problems: Was ist genehmigt? Was nicht? Beigeordneter Carsten Schürheck antwortet: „Der Stadt war nicht bekannt, dass dort eine Discothek ungenehmigt betrieben wird. Und dagegen gehen wir nun vor.“ Soll heißen: Es geht demnach gar nicht in erster Linie um den Lärm, der bei einigen Nachbarn der Gaststätte für Verärgerung sorgt. Auch nicht um sonstige Störungen. Sondern in erster Linie darum, dass im rechten Bereich des Betriebes eine Sports-, im linken Bereich eine Cocktailbar genehmigt sei – aber keine Disco.
Beschwerden der Nachbarn
Durch die Beschwerden der Nachbarn wegen verschiedener Belästigungen sei die Stadt erst darauf aufmerksam geworden, dass in der Cocktail-Bar ein disco-ähnlicher Betrieb betrieben werde. Vorher hätte man davon nichts gewusst, sagte Stefan Crummenerl, Chef der Bauaufsicht: „Die Tanzfläche in dem Bereich hat sich für uns dadurch begründet, dass auch eine Tanzschule mit einsteigen wollte.“ Doch auch dem Punkt Lärmbelästigung sei man nachgegangen: Ein unabhängiges Büro hatte in einer Nacht die Lautstärke in einem der anliegenden Häuser gemessen. Resultat: In dieser Nacht sei die genehmigte Lautstärke deutlich überschritten worden. Darauf reagierte die Stadt im Herbst mit einer Bauordnungsverfügung, die den Betreibern – Andreas und Monika Cordes sowie ihrem Sohn Maik Schröder – untersagte, die Cocktailbar weiterhin als Disco zu nutzen.
Zwei Urteile
Gegen diese Verfügung gingen die Betreiber vor Gericht, doch sowohl das Verwaltungsgericht in Arnsberg als auch das Oberverwaltungsgericht in Münster wiesen die Beschwerde zurück. Die Konsequenz: Im „Needles and Pins“ darf alles betrieben werden, was genehmigt ist – aber eben keine Disco. „Wir wollten immer eine Lösung finden, auch jetzt noch“, betonte Bürgermeister Hundt. Sein Wunsch: „Dass Betreiber und Nachbarn aufeinander zugehen und eine Lösung finden.“ Betreiber Andreas Cordes und Maik Schröder hingegen verstehen die Welt nicht mehr. Man habe immer offen darüber gesprochen, dass es im Bereich der Cocktail-Bar auch laute Musik, Live-Musik und Tanz geben werde. „Daraus haben wir doch kein Geheimnis gemacht – im Gegenteil“, betont Andreas Cordes: Mit diesen Plänen sei man sogar in die Werbung gegangen.
Ein Wort, das stört
„Mir fehlen die Worte für das, was hier passiert“, sagt Andreas Cordes auf Anfrage von LokalPlus. Und Thomas Ludwig von der Firma Mees, Besitzerin des Gebäudes, fügt hinzu: „Alles, worum es hier geht, ist im Bauantrag genehmigt: Betriebszeiten bis 5 Uhr morgens, Lärm durch laute Musik, möglicher Lärm auf dem Parkplatz, viele Besucher. Es geht lediglich um das Wort Disco, das im Bauantrag nicht vorkommt.“ Zu Recht, sagt Andreas Cordes: „Wir wollten doch gar keine Disco, sondern einen kleinen Club, wo sich die Leute treffen und am Wochenende aufhalten.“ Daher habe man bei der Einrichtung bewusst auf große Lichtuntermalung und Lasershows verzichtet, sondern alles im kleinen, gemütlichen Rahmen gehalten.
Keine Gespräche
Seit Monaten, so sagen Andreas Cordes und Thomas Ludwig, suche man ein Gespräch mit der Stadt – erfolglos. Mehrere vereinbarte Termine seien kurzfristig abgesagt worden. Unter Androhung von Zwangsgeld sind die Betreiber des „Needles and Pins“ nun angehalten, den Betrieb nur noch im Rahmen des Genehmigten zu öffnen. Andi Cordes ist verzweifelt: „Man entzieht uns die Existenzgrundlage“, sagt der Gastronom mit Blick auf ein Gesamt-Investitionsvolumen – den Umbau durch die Firma Mees und die Einrichtung durch ihn selbst – von knapp einer halben Millionen Euro. Hier gehe es um Existenzen: „Wir müssen ganz hart kämpfen, um unsere drei Gastronomiebetriebe zu retten.“
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