Baustelle in Grevenbrück: Geduldsprobe, Notwendigkeit und Verkehrschaos
Vor-Ort-Reportage
- Lennestadt, 30.06.2018
- Von Christine Schmidt
![In Grevenbrück ist die Kölner Straße nur halbseitig befahrbar. von Sina Schneider](https://media1.lokalplus.nrw/articles/2018/06/25814/51018-16239-w-41100.webp)
Grevenbrück. Die Fensterscheiben sind runtergekurbelt, Autofahrer stützen gelangweilt ihren Kopf auf ihre Hand, die Motoren der Autos laufen. Wann wird die Ampel endlich grün? Zweieinhalb Minuten warten. Zweieinhalb Minuten in der Schlange an der Baustelle in Grevenbrück. Eine tägliche Geduldsprobe für Verkehrsteilnehmer, aber auch für Anwohner und Geschäfte. Eine Mischung aus Geduldsprobe, Notwendigkeit und Verkehrschaos.
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Einige Anwohner allerdings nicht, zum Beispiel diese beiden: „Hier geht nichts voran“, schimpfen die zwei Männer, die gerade vor ihrem Haus an der Baustelle das Unkraut beseitigen. „Die machen ständig früher Feierabend.“ Gemeint sind die Straßenbauarbeiter. Auch an den Freitagen nach einem Feiertag laufe hier nichts, sagt der Ältere der beiden Anwohnern. „Wir kommen ja nicht mal mit dem Auto hier raus“, ärgert er sich und zeigt auf die aufgerissene Asphaltdecke. Manche versuchen es aber doch: Ein mutiger BMW-Fahrer rollt langsam und vorsichtig über die scharfe Fräskante – es passt aber.
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„Nötig war die ganze Sache ja nicht“, sagt die Grevenbrückerin Iris Klossek und lacht. „Aber mich stört es nicht.“ Eigentlich habe die Baustelle ja auch etwas Gutes: Man läuft mehr. „Ich überlege zweimal, ob ich mit dem Auto fahren muss“, lächelt die Frau, nimmt ihre Tasche und geht weiter. Auch Jennifer Kloss, eine Anwohnerin, sieht das Problem mancher Bürger nicht. „Uns wurde vorher Bescheid gegeben. Jetzt parke ich mein Auto eben woanders“, sagt die Mutter. „Außerdem sind die Arbeiter immer nett. Aber es gibt immer Leute, die meckern.“
![Baustelle in Grevenbrück: Geduldsprobe, Notwendigkeit und Verkehrschaos](https://media1.lokalplus.nrw/gallery/2018/06/16385/39155-62326-a-24301.webp)
Ist viel Betrieb am Kreisel, herrscht pures Chaos, erzählt Wolfgang Wigger. Ihm gehört das Lotto-Geschäft an der Ecke. Vor allem zu den Stoßzeiten gehe hier mitunter nichts mehr. Gerade will er seinen Kaffee beim örtlichen Bäcker trinken. Den rechten Arm auf den gläsernen Tresen gelehnt, lässt er seinem Frust freien Lauf: „Der Ort wird gemieden. Als die Baustelle vor meiner Tür war, hatten wir 70 Prozent Einbußen. Eine absolute Katastrophe ist das hier.“ Mit verschränkten Armen erklärt Wolfgang Wigger, dass er vor allem von Straßen.NRW enttäuscht sei. „Es kam niemand und hat uns benachrichtigt, das ist unmöglich. Nur durch die Presse wussten wir, dass hier gebaut wird.“
In der Baustelle suchen sich die Arbeiter gerade ein schattiges Fleckchen. Die Ampel steht auf Grün, und der Fahrer eines kleinen Transporters drückt nochmal aufs Gaspedal. Er schafft die Grünphase noch so eben. Heikel wird es auf Höhe des Geschäfts „knosch.net“: Springt die Ampel auf Grün, scheren einige Autos einfach aus, und noch vor dem Baustelle bilden sich zwei Reihen - trotz einspuriger Verkehrsführung. Es wird versucht, noch schnell zu überholen. Bevor dann nur eine Spur befahren werden kann, muss sich alles im „Reißverschlussverfahren“ einfädeln. Chaos.
![von Sina Schneider](https://media1.lokalplus.nrw/articles/2018/06/25814/13215-47192-w-75414.webp)
Weitere Szenen: Viele Fahrradfahrer und Passanten sind hier am Mittag unterwegs. Eine Frau trägt ihre Einkäufe nach Hause, ein Beamter des Gerichts hat für die Mittagspause eingekauft und Schüler gönnen sich auf dem Heimweg ein Eis. Es scheint, als würden sich die meisten Grevenbrücker mit der Baustelle arrangieren – irgendwie.
Fest steht, dass die Bürger noch einige Wochen Geduld haben müssen, denn nach dem Bauabschnitt im Ort folgt in Trockenbrück die kontrovers und hitzig diskutiere Vollsperrung. Immerhin: Eberhard Zimmerschied von Straßen.NRW versichert allerdings, dass die Arbeiten in Grevenbrück bis zu Beginn der Sommerferien (Beginn 16. Juli) erledigt sein sollen.
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