Bahnhof Grevenbrück ist Lennestadts Denkmal des Monats

Eine Seltenheit in Westfalen


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Grevenbrück. Der Bahnhof Grevenbrück ist das Denkmal des Monats April der Stadt Lennestadt. Das Bahnsteigdach hat durch seine besondere Konstruktion Seltenheitswert in Westfalen.


Die Bahnsteigüberdachung in Grevenbrück war im Zusammenhang mit dem 1861 errichteten und 1904 erweiterten Empfangsgebäude bedeutend für die Entwicklung der Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte des Ortsteils. Insbesondere auf großen Durchgangsbahnhöfen entstanden mit dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark anwachsenden Verkehr zunehmenden Inselbahnsteige, die zum Wetterschutz der Reisenden entsprechende Überdachungen erforderlich machten.

Die ersten Konstruktionen bestanden dort vor allem aus schlanken, gusseisernen Säulen oder aber aus Stützen aus Profileisen. Eine Sonderform stellten hierbei die Konstruktionen aus vernieteten Eisenbahnschienen dar. Bei dem Grevenbrücker Modell handelt es sich um ein früheres Beispiel für ein einstieliges Bahnsteigdach. Es hat durch diese besondere Konstruktionsweise für Westfalen heute Seltenheitswert (weitere Beispiele nur in Herford, Baujahr 1884, und Altenbeken, Baujahr derzeit nicht bekannt).
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Das ebenfalls denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude veranschaulicht die Zeitstellung dieser Bahnstrecke, die zu einer der frühen und wichtigsten Westfalens zählt. Sie verbindet das Ruhrgebiet unmittelbar mit dem Siegerland. Die zweigleisige Bahn übertraf in ihren Transportleistungen alle Erwartungen. Schon im ersten Jahr des Bestehens rollten Güter im Gewicht von 1 Million Tonnen durch das Lennetal.

Zwölf Jahre später hatte sich die Menge bereits vervierfacht. Das Lennetal erfuhr eine zusätzliche, beachtliche Aufwertung und einen erheblichen industriellen Aufschwung. Das Zurückgreifen auf die Stilelemente der englischen Spätgotik des Tudors weist unter anderem darauf hin, dass die Liebe zur gotischen Kunst im 19. Jahrhundert vor allem in Deutschland fortlebte.

Die Eintragungen in die Denkmalliste der Stadt Lennestadt erfolgten 1991 und 1999.

Nach Aufgabe seiner Funktion als Empfangsgebäude verfiel der Bahnhof zusehends. Die „Ruine“ wurde unter Wahrung des noch vorhandenen Bestandes neu aufgebaut. Der Ausbau des Gebäudes erzählt interessant seine Geschichte, alte und neue Architekturelemente wurden spannend komponiert. Das Gleiche gilt für die Nutzung – Erlebnisgastronomie, Ausstellungs- und Tagungsräume und ein wundervoll eingerichtetes Trauzimmer. Die alte Magnetwirkung eines Empfangsgebäudes wurde mit modernen Mitteln neu geschaffen, sie funktioniert über alle Erwartungen hinaus. Die Ausstrahlung des KulturBahnhofs geht weit über Grevenbrück hinaus.
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