Bäuerliche Betriebe verlieren ihren Wald im Klimawandel

Videokonferenz mit Ursula Heinen-Esser


Eine Videokonferenz mit Ursula Heinen-Esser hat mit Akteuren aus dem Kreis Olpe stattgefunden. von privat
Eine Videokonferenz mit Ursula Heinen-Esser hat mit Akteuren aus dem Kreis Olpe stattgefunden. © privat

Lennestadt. Zum Wochenbeginn hatte sich NRW Umweltministerin Heinen-Esser mit dem neuen AbL-Landesvorstand im Wald des Lennestädter Waldbauern und AbL-Vorstandsmitglieds Gregor Kaiser treffen wollen. Pandemiebedingt fand das Treffen virtuell statt.


Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) NRW beschrieb die Situation der Waldbauernfamilien als katastrophal. Für viele sind die Kosten der Käferholzaufarbeitung höher als die Einnahmen durch den Holzverkauf, so dass kein Geld für die Wiederaufforstung zur Verfügung steht.


Hinzu kommt, dass der finanzielle Verlust, den die Waldbesitzer derzeit erleiden, nicht in naher Zukunft wieder aufgefangen werden kann. „Das sind die Einnahmen der nächsten dreißig bis vierzig Jahre, die heute kaputt gehen“, so Ulf Allhoff-Cramer. „Viele bäuerliche Familienbetriebe, die den Wald als Notreserve hatten, wissen nicht mehr, wie es weitergeht“.

Fehler wiederholen sich

Gregor Kaiser ergänzt: „Wir brauchen nun pragmatische Lösungen und Hilfen, die für die Zukunft die Ökosystemleistungen des Waldes sichern und den Waldbesitzer ökonomische Perspektiven ermöglichen. Die jetzt vorliegende Förderrichtlinie greift zu kurz und ist zu kompliziert“.

Es seien die nun gleichen Fehler wie nach Kyrill gemacht worden – und das Geld werde auf dem Konto der Regierung bleiben, da die Waldbesitzer die Risiken durch Verpflichtungserklärungen nicht tragen könnten.

Die in der Tiefe fortschreitende Dürre ist neben den Monokulturen das grundlegende Problem des Baumsterbens. „Hier müssen alle aktiv ran“, so Schmitz. „Die Klimakrise muss bekämpft werden, es bedarf einschneidender politischer Maßnahmen um bäuerliche Betriebe, um den Wald, um unsere Gesellschaft zu erhalten.“

Schnelle Hilfen gestartet

Dazu gehören vor allem ein Stopp des massiven Flächenverbrauchs und eine Verkehrswende, denn mit Beton und Asphalt werden der Wald nicht gerettet können. Waldbauer Cramer forderte dazu auf, auch alternative Verfahren zur Standardanpflanzung auf ‚blank‘ geräumten Flächen zuzulassen.

Aus dem Ministerium wurde auf die verschiedenen Verknüpfungen der Hilfsmaßnahmen mit notwendigen Voraussetzungen hingewiesen. Schnelle Hilfe sei jetzt haushaltsbedingt gestartet, um im neuen Jahr dann mit ersten Erfahrungen aus der Praxis nachjustiert zu werden.

Zum Abschluss des Gesprächs betonte Kaiser noch, wie wichtig es sei, dass die Waldbesitzer auch wieder Möglichkeiten bekommen müssen, mit den Flächen Geld zu verdienen. Und da sei die Windkraft eine Möglichkeit, regenerativen Strom zu erzeugen und somit was gegen die Klimakrise zu tun und Einnahmen zu erzielen.

Ein Bild der Zerstörung: Der Borkenkäfern hat in weiten Teilen die jahrzehntelange Arbeit der Waldbauern zerstört. von Nils Dinkel
Ein Bild der Zerstörung: Der Borkenkäfern hat in weiten Teilen die jahrzehntelange Arbeit der Waldbauern zerstört. © Nils Dinkel

Bernd Schmitz ergänzte: „Das ist besser als eine wiederkehrende Ausdehnung des Weihnachtsbaumanbaus, wie wir es nach Kyrill gesehen haben.“ Im Gespräch mit Ministerin Heinen-Esser und ihrem Referatsleiter Forst Dr. Joosten waren neben dem Landesvorsitzenden der AbL Bernd Schmitz und Gastgeber Gregor Kaiser noch die Waldbauern Ulf Alhoff-Cramer (Balve) und Michael Alterauge (Droslhagen), die Försterin Iris Niggemeier (Atalay-Consult) sowie der neue Lennestädter Bürgermeister Tobias Puspas. 

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