Am Anfang ist der Kaninchendraht

Juliana Schmidt stellt Kunstwerke aus Kunst her und setzt auf große Dimensionen


  • Lennestadt, 12.11.2015
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Redaktion

Juliana Schmidt mit einem ihrer Kunstwerke. von s: Barbara Sander-Graetz
Juliana Schmidt mit einem ihrer Kunstwerke. © s: Barbara Sander-Graetz

Beton wird in erster Linie als Baustoff verwendet. Juliana Schmidt aus Maumke macht daraus Kunstwerke. Genauer gesagt: Figuren. Und die fallen seit 20 Jahren groß und beeindruckend aus.


Kunst und künstlerisch tätig zu sein, das hat Juliana Schmidt schon immer gefallen. Aber von der Kunst zu leben, ist schwierig. Daher schlug die 63- Jährige auch den Weg ein, den viele Frauen gehen: Nach der Elternphase ging sie zurück in ihren Beruf als kaufmännische Angestellte. „Das war aber nicht wirklich das, was ich machen wollte“, erzählt sie im Rückblick. Während der Elternzeit mit ihrem Sohn nutzte sie die Zeit, um ihre kreative Ader auszuleben. Bastelte Porzellanpuppen und Marionetten. Auch das fiel unter „brotlose Kunst“. Mit Mitte 40 änderte Schmidt ihr Leben, weil sie die andere Seite in ihr, die künstlerische, ausleben wollte.
„Ich bin ein Autodidakt"
Mit ihrer Familie an der Seite wagte sie den Schritt aus der beruflichen Sicherheit und widmete sich der Kunst. Doch so einfach, wie sie sich das zunächst vorgestellt hatte, war es nicht. „Ich bin ein Autodidakt, habe nie Kunst studiert, sondern die Ideen und das Können sind in mir drin. Ich musste sie nur irgendwie rauslocken.“ Das brauchte Zeit: Schmidt eröffnete in ihrem Haus einen Laden und schloss ihn wieder. „Das war auch nicht das, was ich wirklich wollte“, erinnert sie sich. Sie gab Kurse an der Volkshochschule: „Auf Dauer auch nicht mein Ding.“
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Am Anfang ist der Kaninchendraht
Und dann kam der Beton in ihr Leben. „Ich habe große Betonfiguren gesehen und wusste, so etwas will ich auch machen. Es sollte groß und beeindruckend sein“, sagt die 63-jährige Maumkerin. Das ist jetzt 20 Jahre her. Ihr erstes Objekt war eine große buckelige Katze. Sie steht noch heute vor ihrem Haus. „Ich habe damals einfach losgelegt. Im Baumarkt hab ich mir Beton geholt und angefangen.“ Auf die Katze folgte damals ein Schneemann. „Da ist mir zunächst der ganze Beton von der oberen auf die untere Kugel gerutscht“, lacht sie heute, wenn sie an diese ersten Versuche denkt. Zwei Plätze hat sie zum Arbeiten. In der Gartenhütte entstehen die Betonfiguren. Ein Tisch im Wintergarten am Haus ist die Kreativwerkstatt für die kleineren Objekte, die aus Modelliermasse entstehen. Die Grundarbeiten sind dabei laut Schmidt immer gleich. Zunächst erstellt sie aus Kaninchendraht die Grundstruktur. Dann folgt als Trägersubstanz normaler Fliesenkleber. Der wird mit bis zu drei Schichten Beton überdeckt. Dann seien die groben Umrisse schon gut zu erkennen.
Dezente Farben für Betonkunst
Hat der Beton angezogen, kommen die Feinarbeiten. Es wird gekratzt und gebürstet und mit Wasser und Schwamm die Oberfläche geglättet. Manchmal trägt Schmidt noch Farben auf, dezente allerdings. Ein blasses Rosa liegt bei ihr gerade voll im Trend. Das Ergebnis: Meterhohe Figuren, Personen oder Tiere, sind seitdem entstanden. Die genaue Anzahl weiß Juliana Schmidt nicht mehr. „Wenn ich einmal anfange, dann höre ich nicht eher auf, bis mein Werk fertig ist.“
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Am Anfang ist der Kaninchendraht
Viele dieser Kunstwerke stehen in ihrem Garten. Elche, Figuren, Schweine und immer wieder Engel. Die gibt es in allen Formen und Größen. „Ich mag Engel“, sagt sie. Eine Krippe, natürlich aus Beton, ist gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit besonders gefragt. Und der Betrachter merkt: Juliana Schmidt hat einen Blick für Formen und Farben. Hat es geschafft, Ideen und Können aus dem Kopf herauszulocken und als Kunst abzubilden. Mit Leidenschaft: „Jeden Tag, an dem ich kreativ arbeite, ist Entspannung für mich.“ Einige Male hat sie einen Teil ihrer Figuren im „Galileo Park“ in Meggen ausgestellt. „Im kommenden Jahr wird es dort Figuren von mir zum Thema Zirkus zu sehen geben“, kündigt Schmidt an. Wer nicht bis dahin warten möchte, kann sich ihre Kunstwerke vom 13. bis 15. November in Haus und Garten der Künstlerin (Am Hasenpfad 42, Maumke) zu folgenden Zeiten ansehen:
• Freitag, 13. November: 15 bis 19 Uhr • Samstag, 14. November: 11 bis 17 Uhr • Sonntag, 15. November: 11 bis 17 Uhr • Weitere Infos online: www.julianas-laden.de
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