Als Schlafzimmer noch unbeheizt waren: Altes Leinen-Nachthemd ist Exponat des Monats

Museumssonntag in Grevenbrück


Dieses alte Nachthemd ist Exponat des Monats im Museum in Grevenbrück. von privat
Dieses alte Nachthemd ist Exponat des Monats im Museum in Grevenbrück. © privat

Grevenbrück. Es ist Februar, noch sind die Nächte lang und kalt. Abends freut man sich, wenn man im beheizten Schlafzimmer zwischen dicke Bettdecken schlüpfen kann. Trotzdem: Mehr als einen dünnen Pyjama oder ein halblanges Baumwoll-Nachthemd braucht es heute meist nicht, um gut zu schlafen.


Annehmlichkeiten der Moderne wie Zentralheizung und Wärmeisolierung sorgen dafür. Reist man nur etwa 100 Jahre in der Zeit zurück, sieht die Situation ganz anders aus. Geheizt wurde üblicherweise noch mit Kohle und dann auch nicht etwa das ganze Haus, sondern meist nur diejenigen Räume, in denen man sich tagsüber die meiste Zeit aufhielt.

Für das Schlafzimmer wurde in der Regel eher wenig der kostbaren Wärme verwendet. Dies führte dazu, dass man neben metallenen Wärmepfannen bzw. -flaschen zum Vorheizen der Bettdecken auch auf robuste Nachtbekleidung aus Leinen oder Flanell, gern in Kombination mit wollenen Socken und Schlafhauben, zurückgriff.
Teil aus der Mitgift
Exponat des Monats Februar im Museum der Stadt Lennestadt in Grevenbrück ist daher ein handgefertigtes, leinenes Damen-Nachthemd mit roter Stickerei. Es stammt aus der Zeit um 1910 und gelangte durch Gertrud Grotmann in die Bestände des Museums. Nachthemden dieser Art waren nicht selten Teil eines Leinenballens aus der Mitgift, den die Ehefrau als Braut mit in das gemeinsame Leben gebracht hatte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kannte man das Nachthemd etwa 400 Jahre. Nachdem es lange Zeit üblich gewesen war, unbekleidet zu schlafen, wurde das Nachthemd zunächst hauptsächlich von der begüterteren Bevölkerung getragen, bevor es schließlich über Standesgrenzen hinweg zum nächtlichen Standard wurde.
Bis 1890 geschlechterübergreifend
Bis etwa 1890 wurde es geschlechterübergreifend, also unisex verwendet. Erst nach 1890 setzte sich vermehrt der Pyjama bei Männern durch. Heute sind Pyjama und Nachthemd, ob mit Spitze oder in lässiger Shirt-Form, gleichermaßen bei Frauen beliebt.

Das Exponat des Monats kann beispielsweise am Museumssonntag, 2. Februar, zwischen 14 und 17 Uhr besichtigt werden. Auch das Team der Webstube wird wieder historische Handwerkstechniken zeigen.
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