Zwischen Verständnis und Verzweiflung: Lockdown trifft Gastronomen

Stimmen aus dem Kreis Olpe


Topnews
Beim Gastgeberstammtisch im November 2017 im Gasthaus Mester herrschte noch optimistische Stimmung. von Nils Dinkel
Beim Gastgeberstammtisch im November 2017 im Gasthaus Mester herrschte noch optimistische Stimmung. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Die einen bezeichnen es als Katastrophe, die anderen sehen es als Chance: Ab Montag, 2. November, müssen alle Gastronomiebetriebe schließen. LokalPlus hat im Kreis Olpe ein Stimmungsbild eingeholt: Was halten die heimischen Gastronomen von der Entscheidung der Politik - und wie blicken sie in die Zukunft?


Bernhard Schwermer (Rhein-Weser-Turm): „Wir werden für Sachen bestraft, die wir nicht verursacht haben. Wir haben uns an alle Regeln gehalten. Die Zeit jetzt wird richtig ekelig. Selbst Weihnachten werden wir als Gastronomen nicht erleben. Die Möglichkeit, Essen außer Haus zu verkaufen, kann die Betriebe auch nicht retten.“

Bujar Berisha (Benediktiner Wirtshaus in Attendorn): „Wir hatten uns gerade vom ersten Lockdown erholt. Jetzt wissen wir nicht, wie es weiter gehen soll. Wir hatten für die Zeit viele Reservierungen. Ich hoffe, dass wir im Dezember wieder öffnen dürfen, sonst wird es schwierig.“
 von Gasthof Steinhoff
© Gasthof Steinhoff
Kerstin Mosch (Steinhoffs, Schönholthausen): „Ich sehe die Situation zweigeteilt. Wir haben, seit der Kreis Olpe Risikogebiet ist, gemerkt, dass weniger Gäste kommen und kaum Reservierungen vorgenommen werden. Die wirtschaftlichen Folgen kann ich noch nicht abschätzen und was als Hilfspaket kommen soll, ist ja auch noch nicht klar. Wir werden dieses Wochenende noch durchziehen und dann auf Lieferservice umstellen, um so für unsere Kunden da zu sein und die Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. Das Problem ist, dass wir keine Planungssicherheit haben und der Dezember vermutlich auch nicht besser wird.“

Andrea Kiyek (Landhaus Wacker in Brün): „Die Stimmung bei uns ist leicht angespannt. Höchstwahrscheinlich wird die Kurzarbeit fortgesetzt, aber wir blicken hoffnungsvoll und optimistisch in die Zukunft, dass dadurch alle Mitarbeiter bei uns bleiben können und wir keine Kündigungen aussprechen müssen. Natürlich ist der Beschluss ein herber Schlag für die Gastronomie, die Wirtschaft und alle, die betroffen sind. Aber ich kann die Entscheidung der Regierung nachvollziehen: Die Zahlen sind heute auf mehr als 16.000 Neuinfektionen gestiegen, da muss die Regierung handeln. Die Sicherheit der Menschen steht im Vordergrund.“
"Wirtschaftliche Vollkatastrophe"
Daniel Seubig (Hotel und Gasthof „Zum Hobel“, Frenkhausen: „Für uns ist die Entscheidung eher positiv und wir wollen den Kopf nicht in den Sand stecken. Die Kundschaft war eh schon weggebrochen und im Übernachtungsbereich hatten wir 90 Prozent Stornierungen. Wenn die Gastronomie generell geschlossen wird, müssen wir den Betrieb nicht auf 100 Prozent laufen lassen, können Einkäufe besser planen und für die Mitarbeiter Kurzarbeit beantragen. Für unsere Gäste bieten wir eine kleine Karte mit Speisen zum Mitnehmen an.“

Olli Mester (Gasthaus Mester in Oedingen): „Die Entscheidung ist eine wirtschaftliche Vollkatastrophe und absolut unverständlich. Die hohen Infektionszahlen kommen nicht aus der Gastronomie, wir haben alle Konzepte und Vorschriften eingehalten. Ich hoffe, dass wir Gastronomen jetzt alle zusammenhalten – nur gemeinsam kommen wir da durch. Jetzt müssen wir versuchen, mit Konzepten zu Essen außer Haus die Verluste aufzufangen.“

Bernardo Alessandra (Restaurant und Pizzeria,  bei Bernardo, Altenhundem): „Für viele ist es eine Katastrophe. Wir haben finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten. In anderen Ländern ist es schlimmer. In Italien bespielsweise gibt es keine Hilfen. Wir möchten unsere Gäste zwar gerne im Restaraunt verwöhnen, aber unsere Speisen eignen sich auch gut zum Mitnehmen und das bieten wir auch weiterhin an.“

Artikel teilen: