Zwischen Theorie, Praxis und Emotionen

6. Verkehrssicherheitstage: Übungen an sechs Stationen / Unfallszenario zum Finale


  • Kreis Olpe, 25.08.2015
  • Von Sven Prillwitz
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Einparken auf engstem Raum gehört zu den Übungen mit „gruppendynamischem Verhalten" dazu. von s: Sven Prillwitz
Einparken auf engstem Raum gehört zu den Übungen mit „gruppendynamischem Verhalten" dazu. © s: Sven Prillwitz

Ein simulierter Unfall und ein echter Crash. Rettungskräfte im Einsatz. Bremswege, Ablenkungen im Auto und Diskussionen mit Experten. Alles Bestandteile der 6. Verkehrssicherheitstage der Kreispolizeibehörde Olpe: Bis zu 680 Schüler aus den Berufskollegs und aus der Oberstufe der sechs Gymnasien im Kreis erleben von Dienstag bis Freitag (25. bis 28. August) im Verkehrssicherheitszentrum an der Griesemert jeweils einen Tag lang ein Training zwischen Theorie, Praxis und Emotionen.


Insgesamt 92 im Jahr 2014. Zum jetzigen Zeitpunkt seien es bereits 143 für das laufende Jahr, sagt Frank Beckehoff. Der Landrat meint die Anzahl der Leicht- und Schwerverletzten infolge von Verkehrsunfällen in der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre. Die Fahranfänger. „Auch mit Blick auf die jüngsten Zahlen muss uns diese Gruppe besonders am Herzen liegen“, sagt Beckehoff am Rande der Verkehrssicherheitstage.
Betont, dass vor Risiken wie überhöhter Geschwindigkeit und Selbstüberschätzung gewarnt werden müsse. Am besten „informativ, lehrreich und actionreich“. Mit diesen Worten beschreibt Beckehoff die Verkehrssicherheitstage, deren sechste Auflage er als Schirmherr der Aktion vor wenigen Minuten offiziell eröffnet hat. Die die Fahranfänger, so seine Hoffnung, „zum Nachdenken anregen sollen“.
Jeweils 30 Minuten mit Experten
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchlaufen in Gruppen sechs Stationen auf dem Verkehrsübungsgelände. An jeder einzelnen stehen Rettungskräfte parat: Feuerwehr, Polizei, Sanitäter. Die Experten geben Anweisungen, diskutieren mit den Schülern, begleiten, erklären und steuern Übungen. Knapp 30 Minuten sind es pro Station. Zwei davon beschäftigen sich mit dem Thema Bremsen. „Je höher die Geschwindigkeit, desto länger der Bremsweg“, sagt Polizeihauptkommissar Stefan Ommer. Soweit die Theorie. Wie es sich anfühlt und auswirkt, wegen eines Hindernisses auf der Straße bei 30 und anschließend bei 50 Stundenkilometern plötzlich das Bremspedal voll durchtreten zu müssen, testen die Schüler selbst am Steuer.
Auf dem Gurtschlitten und im „Überschlagsimulaltor“
An einer anderen Station verdeutlicht der so genannte Gurtschlitten die Kräfte, die beim plötzlichen Stoppen auftreten und auf den Fahrer wirken. Der „Überschlagsimulaltor“, eine weitere Apparatur, spielt einen Unfall mit einem Pkw durch, der auf dem Dach landet. Sich selbstständig aus dem Wrack zu befreien, gehört ebenfalls zur Übung.
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Zwischen Theorie, Praxis und Emotionen
„Gruppendynamisches Verhalten“ steht gleich doppelt im Mittelpunkt: An zwei Stationen gilt es, einen Slalom-Parcours zu durchfahren, einzuparken und rechtzeitig zu bremsen. Die Herausforderung dabei: Sich nicht von den euphorisierten Beifahrern und lauter Musik ablenken zu lassen. „Damit wollen wir zeigen, wie etwa anstrengend und gefährlich etwa die Rückfahrt von einer Disco oder einer Feier unter Umständen sein kann“, erklärt Ommer. Außerdem geben Feuerwehrleute und Rettungssanitäter Einblicke in ihre Arbeit. Ermöglichen etwa das Zerschneiden von Karosserieteilen mit einer Blechschere oder gehen die Maßnahmen für Erste Hilfe noch einmal mit den Teilnehmern durch. Im Schulungsgebäude diskutieren Verkehrs- und Suchtberater mit den jungen Erwachsenen.
Die vielleicht eindringlichsten Minuten des Tages stehen immer abschließend an: Die Experten spielen auf dem Übungsgelände gemeinsam ein Unfallszenario durch. Ein Auto fährt mit rund 35 Stundenkilometern in einen geparkten Pkw. An Bord sind Menschen und Crashtest-Dummys, Puppen für Unfallsimulationen. „Dann spielen wir die gesamte Rettungskette durch, das Eintreffen und den Einsatz von Feuerwehr, Notarzt, Krankenwagen und Polizei“, sagt Bernd Neumann. Auch der Rettungshubschrauber aus Siegen soll nach Möglichkeit an ein oder zwei Tagen für die Übung an der Griesemert einfliegen.
Hautnah live dabei - für den pädagogischen Effekt
Die jungen Erwachsenen erleben alles hautnah mit. Darunter auch die Zeit, die es braucht, bis ausgebildete Rettungskräfte alarmiert und vor Ort sind. Die Zeit, in der Verletzte von Umstehenden versorgt werden müssen, denn die Übung läuft laut Neumann in Echtzeit ab. Um Theorie und Praxis mit der emotionalen Ebene zu verbinden und den Lerneffekt zu verstärken – auch nachhaltig.
Zahlen und Fakten
• Die viertägige Veranstaltung steht unter dem Motto „Komm zurück!“. Der Slogan gilt als Appell an junge Verkehrsteilnehmer, wieder gesund nach Hause zu kommen, wenn sie sich hinters Steuer setzen. • An jedem der vier Tage durchlaufen jeweils zwischen 150 und 170 Teilnehmer die einzelnen Stationen. • An den Verkehrssicherheitstagen beteiligen sich neben der Kreispolizeibehörde: die Kreisverkehrswacht, Feuerwehr und Rettungsdienste des Kreises Olpe, DRK, AOK, ADAC, der Abschleppdienst Dietrich und die Straßenverkehrsbehörde Olpe. • Die Städte und Gemeinden des Kreises unterstützen die Aktion finanziell.
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