Zwischen Oberelspe und Düsseldorf: Dr. Gregor Kaiser ein Jahr im Landtag

Grünen-Politiker über Zugfahren, GEG und Familienzeit


  • Kreis Olpe, 14.06.2023
  • Politik
  • Von Kerstin Sauer
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Dr. Gregor Kaiser sitzt seit einem Jahr für die Grünen im Düsseldorfer Landtag. Über seine Erlebnisse sprach er mit der LokalPlus-Redaktion. von Nils Dinkel
Dr. Gregor Kaiser sitzt seit einem Jahr für die Grünen im Düsseldorfer Landtag. Über seine Erlebnisse sprach er mit der LokalPlus-Redaktion. © Nils Dinkel

Kreis Olpe/Düsseldorf. Knapp ein Jahr ist es her, dass Dr. Gregor Kaiser aus Oberelspe für die Grünen in den Düsseldorfer Landtag eingezogen ist. Dort ist er Mitglied in drei Ausschüssen: Umwelt, Haushaltskontrolle und Vorsitzender im Integrationsausschuss. Ein Jahr, in dem sich für den 48-jährigen vierfachen Vater viel verändert hat, wie er im großen LokalPlus-Interview erzählt.


Ein Jahr Landtag – fühlen Sie sich in Düsseldorf inzwischen heimisch?

Ich fühle mich wohl in Düsseldorf und bin gut angekommen. Zwei bis vier Mal in der Woche fahre ich, meistens mit dem Zug, nach Düsseldorf, übernachte dort manchmal im Hotel. Ich habe ein gutes Team aus drei Mitarbeitern. Die Arbeit macht mir Spaß – auch wenn ich nicht immer zufrieden mit dem bin, was passiert, was raus kommt und wie lange es dauert.

Welche Themen liegen Ihnen überregional besonders am Herzen?

Meine Themenschwerpunkte sind die Wald- und Nachhaltigkeitspolitik. Als Vorsitzender im Ausschuss Integration beschäftige ich mich außerdem mit den Themen Flucht, Migration und Integration. Dabei haben wir vor allem die kommunalen Herausforderungen im Blick. In Lennestadt läuft es überwiegend gut: Viele Menschen haben hier ihren Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, außerdem steht ein ganz engagiertes Helferteam dahinter. Auf Landesebene bleibt es schwierig: Die Asylbewerberzahlen steigen, es werden dringend Landesunterkünfte gesucht – die Kapazitäten sind hier am Limit. Insbesondere der Bund ist gefordert, endlich die notwendigen Finanzmittel bereitzustellen.

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Sie sind weiterhin in der Kommunalpolitik aktiv. Was liegt Ihnen mehr?

Der Schwerpunkt liegt auf der Landespolitik: 60 bis 70 Stunden schluckt mein Landesmandat in der Woche. Daher habe ich meinen Vorsitz in der Lennestädter Grünen-Fraktion niedergelegt, mir fehlt die Zeit, um an vielen Terminen teilzunehmen. Trotzdem ist es mir wichtig, auch hier noch in der Politik aktiv zu sein und vor Ort alles mitzubekommen. Es ist praktische Politik vor Ort, die Probleme und Anliegen der Menschen in Lennestadt im Rat anzugehen und zu lösen.

Das ist der Unterschied zur Landespolitik: Während hier in Lennestadt die Anliegen viel konkreter sind – Beispiel Bündelungsschule – und man hier auch viel gezielter helfen kann, werden im Landtag viele E-Mails und Anträge geschrieben, Sitzungen und Ausschüsse abgehalten und Themen auf einer breiteren Ebene diskutiert. Das ist wichtig, sehr spannend und definiert den Handlungsrahmen, aber eben auf einer anderen Ebene. Mir liegt beides. Beides ist notwendig im Rahmen der Demokratie.

Heißes Thema der Bundespolitik ist das Gebäude-Energie-Gesetz (GEG). Ist das Gesetz so der richtige Weg?

Ja. Ich finde es wichtig: Wir sehen gerade, wie katastrophal die klimatische Situation weltweit ist und auch in Deutschland und NRW sind wir von den Auswirkungen bereits betroffen. Es ist notwendig, jetzt zu handeln, und da ist die Gebäudeenergie ein viel zu lange vernachlässigter richtiger Ansatzpunkt. Was einige Bürger nicht wissen: Viele Punkte, die jetzt diskutiert werden, waren schon vorher festgelegt, zum Beispiel die Erneuerung von 30 Jahre alten Heizungen. Bekannt ist auch, dass fossile Heizungen (Gas, Öl) ab 2028 aufgrund der CO2-Bepreisung wesentlich teurer werden. Um Klimaneutralität zu erreichen, ist auch schon lange klar, dass in Zukunft immer weniger fossil geheizt werden kann.

Neu ist nur, dass das GEG ein Jahr vorgezogen werden soll. Dass einige Punkte jetzt so in den Fokus rücken, ist meiner Meinung reiner Populismus. Das GEG ist richtig, aber an einigen Stellen verbesserungswürdig, z.B. beim Heizen mit Holz in Nahwärmenetzen oder bestimmten Neubauten.

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Sie sind ein Familienmensch – bleibt als Landtagskandidat genug Zeit für die Familie?

Zu wenig. Aber meine Familie steht hinter mir und unterstützt mich. Mit dem Landtagsmandat habe ich die Aufgabe übernommen, mit den Menschen zu kommunizieren. Und das möchte ich erfüllen. Daher freue ich mich immer über Einladungen von Vereinen/Verbänden, Fragen und Anregungen aus der Bürgerschaft.

Wo erholt sich der Landtagsabgeordnete Gregor Kaiser, wo kann er abschalten?

Ich kann gut abschalten, wenn ich im Wald bin. Ich vermisse, dass ich nicht einfach mal fünf Stunden lang in den Wald gehen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich doch besser Akten und Unterlagen durchgehen sollte. Zum Arbeiten im Wald komme ich so gut wie nicht mehr. In meinem Forstbetrieb habe ich im vergangenen Sommer einen Mitarbeiter eingestellt, der sich nun überwiegend um die Arbeit kümmert. Da ich fast immer mit dem Zug nach Düsseldorf oder zu landes- und bundesweiten Terminen fahre, kann ich auch auf der Fahrt manchmal abschalten. Und im Juli steht mein erster Jahresurlaub an.

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