Zwischen Dankbarkeit, Sorgen und Angriffsmodus
Theo Kruse (CDU) verabschiedet sich nach 22 Jahren aus dem NRW-Landtag
- Kreis Olpe, 04.05.2017
- Von Sven Prillwitz
Sven Prillwitz
Redaktion

Kreis Olpe. Wenn die Bürger im Kreis Olpe am 14. Mai die NRW-Regierung wählen, wird sein Name nicht mehr auf dem Stimmzettel auftauchen: Theo Kruse verabschiedet sich nach 22 Jahren aus dem nordrhein-westfälischen Landtag. Am Donnerstag, 4. Mai, blickte der 68-jährige Christdemokrat in Olpe bei seinem letzten Pressegespräch als Landtagsabgeordneter auf insgesamt fünf Amtsperioden zurück. Er verabschiede sich mit Dankbarkeit, Wehmut und Vorfreude auf den Ruhestand, sagte Kruse, gleichwohl aber auch mit großer Sorge.


Fünfmal stand Kruse zur Wahl, fünfmal zog er als Direktkandidat für den Kreis Olpe in das Düsseldorfer Kabinett ein – zuletzt 2012 nach der Auflösung des Landtags. Immer mit mehr als 50 Prozent der Erststimmen. „Das war ein außerordentlich toller Vertrauensbeweis der CDU-Mitglieder und Wähler“, sagt Kruse heute.

Nur für eine Wahlperiode, von 2005 bis 2010 unter dem damaligen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, gehörte Kruse der Landesregierung an. Die CDU bildete damals mit der FDP die Koalition. Ansonsten übte der zweifache Familienvater sein Mandat stets als Mitglied der Opposition aus. „Immer mit viel Freude“, sagt der gebürtige Lennestädter. Und immer mit sehr kritischen Worten und in sehr scharfem Tonfall. Dennoch sei es immer auch darum gegangen, vor allem zusammen mit dem ärgsten politischen Kontrahenten, der SPD, Probleme zu lösen – „zugunsten der Betroffenen bei uns im Kreis“, betont Kruse. Das sei ihm auch in seiner Funktion als CDU-Kreisvorsitzender wichtig gewesen, die er 20 Jahre innehatte.

„Kaum eine NRW-Regierung hatte eine schlechtere Bilanz als das Kabinett Kraft (SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Anm. d. Red.), nur bei Steinbrück war es ähnlich schlecht“, stellt Kruse der derzeitigen rot-grünen Koalition in Düsseldorf ein schlechtes Zeugnis aus. Der 68-Jährige ist im verbalen Angriffsmodus, als er die „dramatische Finanzlage NRWs“ – Kruse spricht von mehr als 144 Milliarden Euro Schulden – als „tickende Zeitbombe“ bezeichnet. In der Bildungslandschaft gebe es außerdem „erhebliche Unruhen und Unsicherheiten“, die Bürokratie sei „erdrückend“ und Rot-Grün um NRW-Innenminister Ralf Jäger „hilflos in Fragen der inneren Sicherheit“.

„Wir haben es über Jahrzehnte versäumt, Werte und Wertebewusstsein an die nächsten Generationen zu vermitteln“, sagt Kruse. Er hält auch eine Diskussion über eine Leitkultur für richtig – für eine deutsche und eine europäische. Die aktuelle Kritik an Bundesinnenminister Thomas de Maziére, der Thesen zu einer Leitkultur formuliert hat, hält Kruse für überzogen: „Es geht nicht darum, dass wir da etwas absolut setzen wollen. Das war ein Vorschlag, eine Anregung.“
Und doch freut er sich darauf, künftig mehr Zeit für Dinge jenseits der Politik zu haben. Für Wanderungen und Sport. Für Ska, Doppelkopf und Schach. Und natürlich für Freunde und die Familie, darunter seine drei Enkelkinder.
Zur Person
- Geboren am 24. Mai 1948 in Lennestadt-Grevenbrück; verheiratet, zwei Kinder.
- Industriekaufmann. Studium der Wirtschaftswissenschaft und Politikwissenschaft an der Fachhochschule Siegen von 1969 bis 1972 und an der Universität Köln von 1972 bis 1976; 1972 Betriebswirt (grad.), erstes und zweites Staatsexamen 1976 und 1978 für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Seit März 1978 Lehrer an den beruflichen Schulen des Kreises Olpe.
- Mitglied der CDU seit 1971. Von 1973 bis 1977 Vorsitzender der Jungen Union des Kreises Olpe. 1989 bis 1995 Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Olpe. Seit 1995 Kreisvorsitzender der CDU des Kreises Olpe. 1984 bis 1999 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Olpe.
- Abgeordneter des Landtags Nordrhein-Westfalen vom 1. Juni 1995 bis zur Auflösung des Landtags im März 2012, von Okt. 1999 bis März 2012 innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und damit Mitglied des Fraktionsvorstandes.
Mitglied in Ausschüssen des Landtags
Innenausschuss - Sprecher und ordentliches Mitglied
Verfassungskommission – stellvertretendes Mitglied
Kontrollgremium gemäß § 23 des Verfassungsschutzgesetzes NRW - ordentliches Mitglied
Ausschuss für Kommunalpolitik - stellvertretendes Mitglied
Haushalts- und Finanzausschuss - stellvertretendes Mitglied
Ausschuss für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr - stellvertretendes Mitglied
(Quelle: http://www.theo-kruse.de)

