Zwei Jahre Mindestlohn: NGG empfiehlt „Januar-LohnCheck“

Drei Prozent mehr Jobs im Kreis Olpe


Der unterste Lohnsockel liegt jetzt bei 8,84 Euro pro Stunde. von Tobias Seifert
Der unterste Lohnsockel liegt jetzt bei 8,84 Euro pro Stunde. © Tobias Seifert

Kreis Olpe. Wer im Kreis Olpe vom Chef den gesetzlichen Mindestlohn bekommt, verdient im Januar mehr Geld – und zwar 34 Cent pro Stunde. „Genau zwei Jahre gibt es den gesetzlichen Mindestlohn. Und jetzt ist er zum ersten Mal geklettert – auf 8,84 Euro“, sagt Isabell Mura von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Im nordrhein-westfälischen Gastgewerbe gilt dabei bereits heute ein Mindest-Stundenlohn von neun Euro. Die NGG Südwestfalen ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten im Kreis Olpe dazu auf, einen „Januar-LohnCheck“ zu machen.


„Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn bis auf den letzten Cent nachrechnen. Die tatsächlich geleisteten Stunden und das Geld müssen dabei am Ende passen“, so Mura. Die NGG-Geschäftsführerin warnt zudem vor „Lohn-Tricksereien durch die Hintertür“: „Es ist eine beliebte Chef-Masche, die Menschen länger arbeiten zu lassen, die Überstunden dabei aber nicht zu bezahlen. Das ist illegal.“

Vom „Schreckgespenst Mindestlohn“ spreche keiner mehr, so die NGG Südwestfalen. „Auch Arbeitgeber, die vor dem gesetzlichen Mindestlohn als ‚Job-Killer‘ und ‚Konjunktur-Bremse‘ gewarnt haben, sind in der Realität angekommen und kleinlaut geworden. Der absolute Pflichtlohn für den Chef ist auch von den Arbeitgebern akzeptiert. Mehr noch: Er hat sich bewährt und dazu beigetragen, die ruinöse Dumping-Lohnspirale nach unten zu stoppen“, sagt Isabell Mura.
Mehr Arbeitsplätze durch den Mindestlohn
Als Zwei-Jahres-Bilanz zum Mindestlohn hat die NGG jetzt eine Beschäftigungsanalyse vorgelegt. Dazu hat das Pestel-Institut in Hannover Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der Gewerkschaft untersucht. Im Fokus dabei steht auch die Job-Entwicklung im Kreis Olpe. Ein Ergebnis: Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns sind im Kreis laut NGG mehr reguläre Arbeitsplätze entstanden. Mitte vergangenen Jahres waren im Kreis Olpe rund 55.300 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – fast drei Prozent mehr als zwei Jahre zuvor, als es den gesetzlichen Mindestlohn noch nicht gab.

Auch Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten im Kreis Olpe haben mehr Personal eingestellt: Hier arbeiteten vor einem halben Jahr rund 940 Menschen mit einem sozialversicherungspflichtigen Job. Im Vergleich zu 2014 macht das ein Plus von 2,4 Prozent.
NGG fordert 11,50 Euro Mindestlohn
Die NGG Südwestfalen hatte sich für den gesetzlichen Mindestlohn stark gemacht. Der Gewerkschaft ging es dabei insbesondere auch um die Situation der Frauen. „Denn viele von ihnen wurden mit Niedrigstlöhnen abgespeist. Jetzt profitieren gerade sie von einem steigenden Mindestlohn“, sagt Isabell Mura. So seien im Kreis derzeit rund 230 Frauen weniger arbeitslos gemeldet als bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren.

Doch für Mura ist beim Mindestlohn noch „deutlich Luft nach oben“. Die NGG-Geschäftsführerin spricht sich für eine rasche Anhebung des untersten Lohnsockels aus: „Wir müssen Richtung zehn Euro pro Stunde – und dann weiter. Da werden wir dranbleiben. Denn alles unter einem Stundenlohn von 11,50 Euro ist Niedriglohnbereich. Und der bedeutet später Altersarmut.“
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