Zeitzeugenbesuch an der Sekundarschule Olpe-Drolshagen

NS-Zeit


Die AG „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ aus Jahrgang 9. von privat
Die AG „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ aus Jahrgang 9. © privat

Drolshagen/Olpe. Die Zeitzeugin Michaela Vidláková hat kürzlich die Sekundarschule Olpe-Drolshagen an beiden Standorten besucht. Hier erzählte sie den oberen Jahrgängen mitreißend von ihren Erlebnissen in der NS-Zeit.


Die mittlerweile 84-Jährige ist als Kind in das Ghetto/KZ Theresienstadt verschleppt worden. Sie erzählte den Schülern von den Anfängen des Nationalsozialismus und von den Anfängen der Besetzung Tschechiens durch die Deutschen. Dabei berichtete sie zum Beispiel, dass frühere Freunde plötzlich nicht mehr mit ihr spielen wollten und durften. 

Die jüdischen Kinder mussten die Schulen verlassen. Ihre Eltern und viele jüdische Menschen verloren ihre Jobs. Wohnungen und Eigentum wurden ihnen weggenommen. Das Leid und die Ungewissheit der jüdischen Menschen konnten die Jugendlichen gut nachempfinden. Über ihre Zeit im KZ bemerkte sie mehrmals, dass Vidlákovás Glück hatte. Unvorstellbar für die Zuhörer.
Vater schnitzte Holzspielzeug
Glück zu haben, dass sie im KZ Theresienstadt untergebracht wurde. Zusammen mit ihren Eltern. Glück zu haben, dass sie ein Holzspielzeug als einzige persönliche Habseligkeit mitnahm. Denn dieses Holzspielzeug hat ihr Vater für Vidlákovás geschnitzt und konnte dadurch vor den Nazis behaupten Handwerker zu sein. Dadurch wurde er besser behandelt und die Familie durfte gemeinsam dortbleiben - Während viele in Vernichtungslager weitergeschickt wurden.

Sie erzählte den Schülern, dass sie schwer erkrankte und auf die Kinderkrankenstation verlegt wurde. Dort lernte Vidlákovás auch einen deutschen Waisenjungen kennen, der ihr verloren schien, weswegen sie sich mit ihm anfreundete und dabei Deutsch lernte. Leider wurde dieser Freund später ins KZ Ausschwitz deportiert und dort ermordet.

In der anschließenden Fragerunde beschäftigte die Jugendlichen vor allem die Frage nach der Menschlichkeit. „Kann man überhaupt noch Mensch sein in einem KZ?“
Vidláková hofft, dass Geschichte sich nicht wiederholt
Vidlákovás Antwort war ein klares: „Ja.“ Auch wenn dort Hunger und Elend herrschten, wie in allen KZs, so erinnerte sie sich an besondere Momente, wie das Spielen mit den anderen jüdischen Kindern oder das Versteckspiel mit den Ärzten.

„Bei den Schülern bleibt wohl noch lange ein von ihr erzähltes Bild von älteren Menschen mit Hunger und den großen Augen in Erinnerung, mit denen sie ihr spärliches Essen gerne und bereitwillig geteilt hat“, teilt die Sekundarschule mit.
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Zum Schluss mahnte Vidláková ihre Zuhörer eindringlich darauf zu achten, dass so etwas nie wieder passieren kann und dass die die Geschehnisse und Menschen nicht in Vergessenheit geraten.
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