Zahl der ausgesetzten Tiere im Kreis Olpe steigt in der Sommerzeit

Kritik am Online-Handel mit Vierbeinern


  • Kreis Olpe, 27.07.2017
  • Von Christine Schmidt
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Kreis Olpe. Sommerzeit bedeutet Urlaubszeit. Die Menschen verreisen, wollen etwas unternehmen und oft gibt es da ein Hindernis – das Haustier. Besonders in den Sommermonaten nimmt die Zahl der ausgesetzten Tiere zu, weiß auch das Tierheim in Olpe. Vor allem Kleintiere und Katzen werden oft von ihrem zu Hause getrennt.


In einen Karton oder ein Körbchen gesetzt und am Waldesrand abgestellt – ein Szenario, dass Iris Drosten, Leiterin des Tierheims in Olpe, nur zu gut kennt. Die Vierbeiner werden meistens in der Natur freigelassen - „Manche denken wirklich, dass die Tiere dort alleine überleben könnten“, sagt Iris Drosten fassungslos.

Dass Tiere nur in den Sommerferien ausgesetzt werden, kann die Leiterin nicht bestätigen. Allerdings merke man den Anstieg der Fundtiere in den Sommermonaten deutlich. „Vielleicht haben die Leute bei gutem Wetter weniger Skrupel“, erklärt Drosten mit einem Hauch Ironie. Im Grunde sei die Jahreszeit egal, Tiere werden immer ausgesetzt und „das ist die große Problematik“. Sie fügt hinzu, dass es auf der einen Seite glücklicherweise kaum noch Hunde seien, die ausgesetzt werden, auf der anderen Seite aber immer noch viele Katzen und Kleintiere im Tierheim landen. 
Schlimmes Schicksal
Vor allem Katzenkinder seien es, die im Kreis Olpe immer wieder vor die Tür gesetzt werden. „Man überlässt die Kleinen einem ganz schlimmen Schicksal“, sagt Iris Drosten. Die Babys hätten in der freien Natur kaum eine Chance zu überleben.

Dass die Tiere tatsächlich ausgesetzt wurden und nicht entlaufen sind, können die Heim-Mitarbeiter nicht immer zu 100 Prozent sagen. „Wenn ein Tier aber wegläuft, setzt man doch alle Hebel in Bewegung, um es wieder zu finden“, so Drosten. Durch ihre jahrelange Erfahrung haben die Pfleger ein Gespür dafür, ob die Haustiere absichtlich verstoßen wurden.
Vermittlung wird schwierig
„Alles in allem ist das Tier einfach betrogen“, erklärt Drosten. Denn zu den Fundtieren haben die Pfleger keinerlei Informationen und können das Alter beispielsweise nur vermuten. Das mache die Vermittlung des Tieres natürlich noch schwieriger, erklärt die Leiterin. Außerdem ist das Heim dazu angehalten, das Tier ein halbes Jahr in Obhut zu halten, falls sich der Halter noch melden sollte.

Die Leiterin erinnert sich und berichtet, dass es vor einigen Jahren noch deutlich mehr ausgesetzte Tiere gegeben hätte. „Da hatten wir über’s Jahr verteilt rund 200 Katzen, 50 Kleintiere und 15 Hunde als Fundtiere.“ Iris Drosten schätzt, dass es jetzt „nur noch“ rund 20 Katzen seien.
eBay statt Tierheim
Dieser Rückgang der Zahlen sei allerdings keiner Vernunft geschuldet, im Gegenteil. „Heute läuft das alles über’s Internet“, schimpft die Tierheim-Leiterin. „Die Tiere werden einfach zum Verkauf ins Netz gestellt. Früher kamen die Tiere zu uns, heute gibt es eBay. Da überprüft niemand, an wen die Tiere verkauft werden.“

Iris Drosten sieht den Online-Handel der Vierbeiner als ebenso schlimm an, wie das Aussetzen von Tieren. „Da bekommt man einfach alle möglichen Arten. Die Tieren werden ständig weiter gereicht.“ Vor allem die Massen von Katzen, die das Tierheim sonst aufgenommen hat, bleiben weg. „Die Katzen, die uns fehlen, müssen ja irgendwo abgeblieben sein. Das Internet ist ein schwarzes Loch, da verschwinden einfach so viele Tiere“, erklärt Iris Drosten.
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Für viele Menschen seien es einfach nur „Wegwerfartikel“, so die Leiterin. Man wolle immer alles haben, aber so eine Anschaffung müsse auch gut überlegt sein. Iris Drosten bezeichnet diese Menschen als gleichgültig – ob Tiere auszusetzen oder sie einfach wie Ware im Internet zu verkaufen, „das ist einfach eine Katastrophe“.

Im Internet, insbesondere Facebook, sieht das Tierheim hingegen einen großen Vorteil. „Durch die gesetzliche Chippflicht und tatsächlich auch wegen Facebook, trauen sich die Leute nicht mehr, ihren Hund auszusetzten“, erklärt Drosten. Wenn dem Tierheim ein ausgesetzter Hund vermittelt wird, posten die Mitarbeiter den Vierbeiner auf der Facebook-Plattform. „Das wird so oft geteilt, am Ende findet sich meistens immer der Besitzer“, erklärt Iris Drosten. Diese hemmungslosen Menschen dann über die soziale Plattform zu ertappen, sei wirkungsvoller als jede gerichtliche oder finanzielle Strafe, so die Tierheim-Leiterin.
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