Wiedersehen in Kolumbien: Zusammenhalt, der Träume erfüllen kann
Schönauer Familie bei „Lazos de Amistad“
- Kreis Olpe, 10.07.2023
- Verschiedenes
- Von Lorena Klein

Kreis Olpe/Santa Rosa de Cabal. Nach acht Jahren reist Alexander Sieler aus Schönau zurück in das Land, das ein Teil von ihm geworden ist. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Carolin, dem vierjährigen Jonathan und der gerade mal sechs Monate alten Mathea verbringt er drei Monate in Kolumbien. Es ist ein besonderes Wiedersehen für den Familienvater, der vor mehr als zehn Jahren den Verein „Lazos de Amistad – Bänder der Freundschaft“ gründete, um jungen Menschen in Kolumbien eine Ausbildung und somit ein unabhängiges Leben zu ermöglichen.


Als Alexander Sieler 2010 und 2011 während seines Lehramtsstudiums die ersten beiden Reisen nach Kolumbien unternimmt, sieht er das Leben in den Armutsvierteln. Eine Begegnung, die ihn verändert: „Man kann nach Hause fliegen und so tun, als ob man all das nicht gesehen hätte. Oder man stellt sich dem und hilft.“ Und für ihn war klar: Er möchte helfen.
So wurden die ersten Bänder der Freundschaft zwischen Deutschland und Kolumbien geknüpft, ein Verein gegründet, der jungen Kolumbianerinnen und Kolumbianern aus armen Verhältnissen eine essentielle und lebensverändernde Basis gibt: die Möglichkeit eines Studiums.

Im Rahmen der Elternzeit für die kleine Mathea reist der 36-jährige Vereinsvorsitzende zum fünften Mal – und zum ersten Mal mit seiner Familie – nach Kolumbien. Ende April ging die Reise von Schönau erst nach Brasilien, ein paar Wochen später dann in das Land, von dem der Familienvater schon so viel erzählt hat. Dort halten sie sich hauptsächlich rund um Santa Rosa de Cabal auf – einer Gemeinde in einem Kaffeeanbaugebiet, in dem auch der kolumbianische Leiter von Lazos de Amistad wohnt.

„Wir reisen nicht die ganze Zeit herum, sondern erleben auch den Alltag, auch wenn es nur ein kleiner Ausschnitt ist“, erzählt Carolin Sieler. Für die 32-Jährige ist es die erste Reise nach Kolumbien. „Ich habe mich in das Land verliebt.“ Es herrsche eine unglaubliche Gastfreundschaft. Doch es gebe einige strukturelle Probleme, die Armut sei erdrückend.


Viele Jugendliche, die der Verein unterstützt, hätten ein Leben, dass man sich kaum vorstellen könne, erzählt die Mutter von ihren Eindrücken. Junge Menschen, die inmitten von Armut, Gewalt und Konflikten mit der Guerilla ganz auf sich allein gestellt seien. „Entweder man schafft es oder man schafft es nicht.“
Ein Studium, oft die einzige offizielle Ausbildungsmöglichkeit in Kolumbien, sei der Schlüssel zur Unabhängigkeit. Doch ein Studium kostet Geld. Geld, das viele nicht haben.
Dank der Förderung durch Lazos de Amistad konnten bisher etwa 15 junge Menschen eine Ausbildung abschließen. Rund 50 Geförderte erhalten momentan Unterstützung. Einige engagieren sich auch nach ihrem Abschluss weiter in dem Projekt, erzählt Alexander Sieler. Denn nicht nur die finanzielle Hilfe steht im Mittelpunkt:

„Es geht uns darum, Orientierung, Motivation und Unterstützung in den Träumen und Visionen zu geben. Und darum, soziale Verantwortungsträger für die Gesellschaft in Kolumbien heranzuziehen, die Menschen helfen, denen es noch schlechter geht.“

Auch am dreitägigen Jahrestreffen mit allen Geförderten nimmt die Familie teil. „Es war sehr bewegend zu sehen, aus welchen Verhältnissen die Menschen kommen und was Lazos in diesen schwierigen Situationen bewirken kann. Und es herrscht große Dankbarkeit“, betont der Vorsitzende.
Immer wieder macht das Ehepaar Begegnungen, die ihren Blick auf die Dinge verändern. Sie erzählen von einer Familie aus der Hauptstadt Bogotá, die aus ihrem Haus vertrieben wurde. Die Mutter alleinerziehend mit mehreren Kindern, ihr Bruder von der Guerilla ermordet. Ihr Sohn hat es mittlerweile an eine namhafte Universität geschafft, eine Hoffnung.
Sie erzählen von der Einladung einer Familie zum Mittagessen – doch für die Gastgeber bleibt der Teller leer. Von Harving, dem ersten Geförderten, der seiner Mutter endlich einen Flug bezahlen kann, um ihn zu besuchen. Und auch von der wunderschönen Landschaft, die alle Klimazonen der Welt vereint.

„Es gibt nicht nur Misere in Kolumbien, doch es gibt diese Seite“, betont Alexander Sieler. Diese Seite ist es, die Lazos unterstützt. „Kolumbien ist ein Teil von mir, für mich war diese Reise wie ein Zurückkommen nach Hause. Es ist schön zu sehen, wie sich das Projekt entwickelt hat.“


Kurz vor der Wendener Kirmes geht es wieder zurück nach Schönau. Doch die Bänder der Freundschaft bleiben und bestehen auch von der Heimat in Deutschland aus.
Lazos de Amistad - Spenden und Patenschaften
Um jungen Menschen in Kolumbien den Traum einer Ausbildung zu erfüllen, freut sich der Verein über jegliche Unterstützung in Form von Spenden, einer Vereinsmitgliedschaft oder Patenschaften. Mehr über Lazos de Amistad und die Hilfsmöglichkeiten findet man auf der Website des Vereins.
Spendenkonto:
Sparkasse Mitten im Sauerland
IBAN: DE81 4645 1012 0068 0040 27
