Wie eine MPU abläuft und was sie kostet

Vorbereitungskurse auf freiwilliger Basis


  • Kreis Olpe, 08.04.2017
  • Von Christine Schmidt
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Nils Lüke arbeitet als Diplom-Sozialarbeiter bei Caritas AufWind und gibt MPU-Vorbereitungskurse. von privat
Nils Lüke arbeitet als Diplom-Sozialarbeiter bei Caritas AufWind und gibt MPU-Vorbereitungskurse. © privat

Kreis Olpe. Immer wieder werden auch im Kreis Olpe Verkehrsteilnehmer von der Polizei erwischt, die sich unter Drogen- und/oder Alkoholeinfluss ans Steuer gesetzt haben. Konsequenzen: Ein sattes Bußgeld, Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot - und für einige obendrein noch die Medizinisch-Psychologische-Untersuchung, kurz: MPU. Im Volksmund: der „Idiotentest“. Wie genau eine MPU abläuft, erklärt Nils Lüke, Diplom-Sozialarbeiter bei Caritas AufWind.


Es gilt: Wer mit mindestens 1,6 Promille am Steuer erwischt wird, muss zur MPU. Wer mit Drogen am Steuer erwischt wird, muss zur MPU. Einzige Ausnahme sei unter Umständen der Cannabis-Konsum, da komme es auf den Einzelfall an, erklärt Nils Lüke. Bei allen anderen Arten von Rauschmittel ist auf jeden Fall mit einer Untersuchung und mit einem Jahr Führerschein-Abstinenz zu rechnen.  

Zurück zum Minimum von 1,6 Promille. „Bei einer solchen Menge an Alkohol ist sicher, dass derjenige nicht zum ersten Mal getrunken hat und häufiger größere Mengen konsumiert. Mit der MPU wird dann geprüft, ob ein Alkoholproblem oder eben ein Drogenproblem vorliegt“, sagt Lüke. Das Wichtigste, das Ziel der MPU sei, dass eine Veränderung bei den Betroffen zu erkennen ist. Die Psychologen stellen daher unter anderem Fragen nach der Häufigkeit des Konsums, nach der Situation des Konsums oder nach den empfundenen Vor- und Nachteilen.
Kurse beseitigen Unwissenheit
Um bestens für die MPU gewappnet zu sein, gibt es Kurse, die die Teilnehmer darauf vorbereiten. Ursachen, Auslöser und das Trinkverhalten werden besprochen sowie mögliche auftretende Fragen. „Wo gehen bei Ihnen die roten Lampen an?“ oder „Sind Sie Genusstrinker?“ sind solche Beispiele. Lüke versucht, die Teilnehmer so auf die Medizinisch-Psychologische-Untersuchung vorzubereiten. Dass eine Vorbereitung Sinn mache, belegen laut Lüke die Zahlen: 80 bis 90 Prozent derjenigen, die einen Vorbereitungskurs absolviert haben, kommen auch durch die MPU. Wer im Vorfeld auf einen Kurs verzichtet, habe ein deutlich höheres Risiko, „durchzufallen“. Lüke: „Die Vobrereitungskurse sind nicht verpflichtend. Sie unterstützen und schaffen die Unwissenheit aus dem Weg.“

Der Sozialarbeiter ist der Meinung, dass es auch die Unwissenheit sei, wegen der die meisten Menschen Angst vor den Tests hätten. „Solche Äußerungen wie ,Da muss man ja Bälle stapeln´ sind absoluter Quatsch“, lacht Lüke. Auch in manchen Foren werde zu sehr übertrieben. Die Leute, die bei der MPU durchfallen, seien in der Regel einfach nur unvorbereitet und zeigten keine Veränderung ihres Verhaltens. Sätze wie „Das hat doch jeder mal gemacht“ oder „Im Sauerland gehört das Bier dazu“ gefielen den Psychologen eben so gar nicht, Nils Lüke.
Kein „Bierchen“ oder „Tütchen“
Auch Verniedlichungen wie „Bierchen“ oder Sätze, in denen das verallgemeinernde „man“ statt des persönlichen "Ichs" benutzt wird, seien Kleinigkeiten, auf die bei der MPU geachtet wird. „Wer da eine Story auftischen will, der muss schon gut sein. Offenheit ist wichtig. Die Probleme ehrlich anzusprechen, ist der richtige Weg“, so der Diplom-Sozialarbeiter. Wer durchfällt, bekommt ein negatives Gutachten, in dem eine Empfehlung steht, sich Hilfe zu holen.

Lüke fügt hinzu, dass es deutlich mehr alkoholisierte als berauschte Autofahrer treffe. Außerdem seien in den Kursen so gut wie nie Frauen. Bei der Frage nach dem Alter der Teilnehmer, erklärt der Sozialarbeiter, dass von 18 bis 70 alle Altersgruppen vertreten seien.
 von Caritas AufWind
© Caritas AufWind
Zusätzlich zu der langen Zeit, die eine MPU samt Kurs und eventueller Abstinenz beinhaltet, kommen die hohen Kosten.  Die Kosten der eigentlichen Medizinisch-Psychologischen Untersuchung sind unterschiedlich. Wer unter Alkoholeinfluss erwischt wurde, muss zwischen 400 bis 500 Euro bezahlen. Ein Vorbereitungskurs bei der Caritas AufWind kostet 620 Euro. Da viele noch eine Abstinenz von einem Jahr vorweisen müssen, kommen sechs Urinproben á 100 Euro hinzu. So kann für eine MPU samt Kurs schnell eine Summe von 2000 bis 3000 Euro zusammenkommen.
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