Wie die hohen Spritpreise den Unternehmen zusetzen
„Dieselpreis von 2 Euro pro Liter ist möglich“
- Kreis Olpe, 03.03.2022
- Wirtschaft
- Von Adam Fox
Kreis Olpe. Das Kriegsgeschehen in der Ukraine wirkt sich auf nahezu alle Wirtschaftszweige aus. Auch an der Zapfsäule müssen sich Verbraucher auf erhebliche Preissteigerungen einstellen. Nachdem sich LokalPlus am Mittwoch erkundigt hat, wie die steigenden Preise dem Privatmann schmecken, hat LP auch Unternehmen aus dem Region gefragt, wie sie mit den Erhöhungen umgehen und was sie für die nähere Zukunft erwarten.
Unmittelbar betroffen ist auch die Drolshagener Unternehmensgruppe Heuel, bestehend aus dem Speditions- und Logistikunternehmen Heuel und dem Busunternehmen & Reiseveranstalter Sauerlandgruss-Reisen. Das Unternehmen verfügt über einen eigenen Fuhrpark mit rund 100 eigenen Lkw und 25 Bussen. Hinzu kommen diverse Stapler und Pkw. Neben dem eigenen Lkw-Fuhrpark werden unterschiedliche feste Partner eingesetzt, welche nochmals rund 130 Lkw für die Unternehmensgruppe Heuel stellen.
Der eigene Jahresverbrauch liegt bei circa vier Millionen Liter Diesel. Im Jahresvergleich ist der Dieselpreis von Januar 2021 bis Januar 2022 schon um 33,4 Prozent gestiegen. Allein im Januar 2022 haben die Rohölpreise um knapp 20 Prozent angezogen. Auch Reifen, die einen hohen Ölanteil haben, kosten aktuell acht bis zehn Prozent mehr. Stefan Heuel, Geschäftsführer von Sauerlandgruss Reisen, ist sich sicher: „Solange der Ukraine-Konflikt nicht beigelegt ist, rechnen wir mit vorerst weiter steigenden Dieselpreisen. Ein Preis von 2 Euro pro Liter ist möglich.“
Trotz der angespannten (Preis-)Lage sagt Heuel: „Das Geschäft muss weitergehen. Wir haben eine Verantwortung gegenüber unseren Kunden, die erwarten, dass Ihre Güter sicher und zuverlässig transportiert werden. Auch unsere Bus- und Reisegäste wollen Ihre gebuchte Reise antreten.“
Der Geschäftsführer zur Strategie: „Wir versuchen unsere Kosten überall da, wo es möglich ist, zu senken, müssen aber anderseits unsere Preise anpassen, also erhöhen. Im Busgeschäft sind Gespräche mit unseren Auftraggebern und Kunden erforderlich. Die meisten wissen, dass wir gezwungen sind, die Mehrkosten umzulegen und zeigen Verständnis.“
Einen beträchtlichen Teil des Spritpreises, so Heuel, machen Steuern und Abgaben aus: „Die Energie bzw. Mineralölsteuer beträgt bei Diesel 48 Cent. Die Mehrwertsteuer wird darauf noch aufgeschlagen. Die Preisexplosion bei Treibstoffen stellt eine massive Belastung der Wirtschaft und der Verbraucher dar.“
Entlastung durch Senkung der Mineralölsteuer sei hier ein erster richtiger Schritt. Um die Endverbraucher zu entlasten, könnte der Staat einen kostenlosen Nahverkehr einrichten. Dann hätten diese die Möglichkeit, den eigenen Pkw stehen zu lassen oder sogar ganz darauf zu verzichten. Dafür müsse der ÖPNV aber weiter ausgebaut und verbessert werden.
Mit hohen Spritpreisen hat auch das Finnentroper Unternehmen Heisiep Spedition zu kämpfen. Nicht nur das aktuelle Kriegsgeschehen, auch der steigende Rohölpreis sei ausschlaggebend für den Anstieg der Spritpreise. Inhaber Bernhard Heisiep: „Am Ende müssen die Kunden die Preiserhöhung tragen. Der Spediteur muss und kann die Preise durchsetzen.“ Es sei davon auszugehen, dass andere Spediteure ihre Preise ebenfalls erhöhen.
Heisiep weiter: „Ob die seit zwei Jahren eingeführte CO2-Steuer das Mittel der Wahl ist, sollten sich die Verantwortlichen überlegen.“ Auch die Mineralölsteuer sei zu hoch. In Polen könne man derzeit 40 Cent günstiger tanken als hierzulande. Heisieps Lösungsvorschlag: „Die Preise senken – und zwar für alle.“
Die Spritpreise machen auch Andreas Pobis zu schaffen, Inhaber des Lennestädter Taxiunternehmens Bräutigam. Es hat einen Fuhrpark von fünf Taxis. „Wegen der Lage in der Ukraine wird es teurer. Wie viel, dass wissen wir noch nicht. Die Kunden müssen mit steigenden Preisen rechnen,“ so Pobis.
Hinzu komme, dass die Taxibranche zusätzlich durch die Anhebung der Mindestlöhne beeinflusst werde. Während der Minijob-Lohn von 450 auf 520 Euro ansteigen wird, wird der Mindestlohn auf 10,45 Euro (ab 1. Juli) bzw. 12 Euro (ab 1.Oktober) ansteigen.