Wie der Telenotarzt aus der Ferne den Rettungsdienst unterstützen soll
Neues System geplant
- Kreis Olpe, 13.06.2023
- Politik , Blaulicht
- Von Wolfgang Schneider
Kreis Olpe. Die fünf südwestfälischen Kreise und der Oberbergische Kreis arbeiten an der Einführung eines gemeinsamen Telenotarzt-Systems. Es soll ab Ende 2024 an den Start gehen und anschließend schrittweise ausgebaut werden. Dem Abschluss einer entsprechenden öffentlich-rechtlichen Vereinbarung zwischen den sechs Kreisen hat der Olper Kreistag am Montag, 12. Juni, einstimmig zugestimmt.
Telenotärzte sind speziell ausgebildete Notärzte, die ihren Dienst in den Rettungsleitstellen der Kreise in Olpe, Siegen, Gummersbach, Lüdenscheid, Meschede und Arnsberg ausüben. Von dort können sie sich per Telemetrie in den Rettungswagen am Einsatzort zuschalten und das vor Ort tätige Rettungsdienstpersonal unterstützen und anleiten. Durch ihre Expertise ist für die bestmögliche Betreuung von Notfallpatienten gesorgt.
Der Telenotarzt kann über eine Funkverbindung Patientendaten und Messwerte oder auch Fotos direkt aus dem Rettungswagen auf seinen Computer in der Leitstelle erhalten und so den Zustand des Patienten beurteilen und die medizinische Behandlung begleiten. Er hat die Möglichkeit, bestimmte medizinische Maßnahmen oder Medikamentengaben anzuordnen.
Ferner kann der Telenotarzt den Transport vom Einsatzort ins Krankenhaus oder die Verlegung von Notfallpatienten aus heimischen in entferntere Krankenhäuser begleiten. Bei Verlegungen in andere Krankenhäuser können durch die Einführung des Telenotarzt-Systems zeitintensive Einsätze für Notarzteinsatzfahrzeuge entfallen, da die ärztliche Transportbegleitung durch einen Telenotarzt erfolgen kann.
Die Arbeitsplätze der Telenotärzte sollen in allen sechs Kreisen identisch ausgestattet werden. Der diensthabende Telenotarzt ist nicht nur für „seinen“ Kreis ansprechbar, sondern auch bei Notfalleinsätzen in den anderen südwestfälischen Kreisen. Analog zum „normalen“ Rettungsdienst sind die Telenotärzte 365 Tage im Jahr rund um die Uhr erreichbar.
Um den Rettungsdienst ging es auch in einem weiteren Tagesordnungspunkt: In der Kreisleitstelle fehlt es an Personal. Das hat das Gutachten eines Fachbüros ergeben. Auf Vorschlag der Verwaltung stimmte der Kreistag mit großer Mehrheit dafür, deshalb elf weitere Stellen einzurichten - für neun Disponenten, einen IT-Administrator und einen stellvertretenden Leiter.
Sind alle neuen Stellen besetzt, bringt das Mehrkosten von 675.000 Euro im Jahr mit sich. Landrat Theo Melcher erklärte, der Stellenausbau werde eine gewisse Zeit dauern. Das liege zum einen am Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt und zum anderen daran, dass nicht mehr als zwei Neue gleichzeitig eingearbeitet werden könnten.
Kritik an der Personalausweitung kam nur von der AfD, die die Aufstockung für überzogen hielt. Alle anderen Fraktionen stimmten zu, denn es gelte, so Fred-Josef Hansen (Grüne), die hohen Standards in der Leitstelle zu halten.