Wenn Fitnessstudios drei Wochen vor Kinos öffnen – Lockerungen werfen Fragen auf

LP-Kommentar


  • Kreis Olpe, 09.05.2020
  • Von Wolfgang Schneider
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 von Grafik: Sarah Menn
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Von vielen Menschen sind sie herbeigesehnt worden – deutliche Lockerungen nach dem wochenlangen Corona-Stillstand. Vorweg gesagt: Ich freue mich über das Licht am Ende des Tunnels, über erste Perspektiven für die besonders arg gebeutelte Gastronomie und die Tourismusbranche.

Ich freue mich über ein bisschen Entlastung für Eltern, die ihre Kinder wochenlang zu Hause „beschulen“ mussten. Jetzt können sie zumindest tageweise in die Schule und Klassenkameraden wiedersehen. Und ich hoffe, dass Eltern von Vorschulkindern schnellstmöglich vernünftige Perspektiven erhalten für die Betreuung ihrer Kinder. In den Bereichen Schulen und Kita ist besonders viel Druck auf dem Kessel, denn das Kindeswohl ist in Gefahr, wenn nicht gemeinsam gespielt und gelernt werden kann.
Wirtschaft nicht vor Wand fahren
Lockerungen sind wichtig, um die Wirtschaft nicht gänzlich vor die Wand zu fahren und einer Generation junger Menschen keinen nachhaltigen Schaden zuzufügen. Lockerungen mit Augenmaß, die einerseits Hoffnung machen und andererseits nicht riskieren, dass die deutlich abgeflachte Infektionskurve wieder ansteigt.

Doch was uns die Landesregierung diese Woche präsentiert hat, wirft Fragen bei mir auf. Vieles ist gut und sinnvoll, doch warum dürfen Fitnessstudios schon am kommenden Montag wieder öffnen - und Hallenbäder Ende Mai? Wie auf schwitzigen Hantelbänken und in schwülfeuchten Hallenbad-Umkleiden vernünftige Abstands- und Hygienekonzepte möglich sein sollen, vermag ich mir nicht vorzustellen.
Kinos und Kicker
Kinos und Theater, in denen Einlasskontrollen und die Einhaltung der Abstandsregeln problemlos möglich wären, müssen dagegen noch drei Wochen geschlossen bleiben. Es ist schon beinahe bizarr, dass sie genau dann öffnen können, wenn die Amateurfußballer wieder kicken dürfen – ohne Mindestabstand und Maskenpflicht.

Ich bin in Sachen Corona kein Verschwörungstheoretiker, kein Berufspessimist und auch kein Übervorsichtiger, der alleine im Auto fährt und dabei Maske trägt. Aber ich finde, dass Lockerungen mit Bedacht und Konzept erfolgen sollten. Doch das stimmige Konzept sehe ich in dem Zeitplan aus Düsseldorf nicht.

Da liegt es an jedem von uns, die Freiheiten der nächsten Wochen verantwortungsvoll zu nutzen. Ich jedenfalls gönne allen die Freude, wieder ins Lieblings-Restaurant oder Stamm-Café zu gehen – oder eine Runde Golf oder Tennis zu spielen.

Wolfgang Schneider
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