„Wenn es im Schlafwagentempo weitergeht, verlieren wir den Anschluss“

IHK fordert bessere Verkehrsinfrastruktur


  • Kreis Olpe, 25.02.2022
  • Wirtschaft
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Nahmen Stellung zur Verkehrsinfrastruktur (von links): Klaus Gräbener, Hans-Peter Langer, Felix G. Hensel und Walter Viegener. von Wolfgang Schneider
Nahmen Stellung zur Verkehrsinfrastruktur (von links): Klaus Gräbener, Hans-Peter Langer, Felix G. Hensel und Walter Viegener. © Wolfgang Schneider

Kreis Olpe. Die Industrie- und Handelskammer Siegen schlägt Alarm: Sie ist sehr besorgt über den maroden Zustand der Verkehrsinfrastruktur in der Region. Die Vollsperrung der A 45 bei Lüdenscheid ist derzeit das dringendste Problem der heimischen Wirtschaft, aber beileibe nicht das einzige. Die IHK hat dazu verkehrspolitischen Positionen erarbeitet und diese am Freitagmorgen, 25. Februar, in Olpe vorgestellt.


„Die Verkehrsinfrastruktur entwickelt sich zur Achillesferse unseres Wirtschaftsraumes“, warnte IHK-Präsident Felix G. Hensel (Lennestadt). Besonders die „zerschnittene Lebensader A 45“ mache den Firmen schwer zu schaffen. „Transporte verteuern sich, Fachkräfte wenden sich ab, Lieferketten werden beeinträchtigt und Investitionen werden zurückgestellt“, so Hensel. „Manche Betriebe, die gerade begannen, sich von Corona zu erholen, sehen ihre Geschäfte erneut bedroht.“

7 Bundespräsidenten und 2 WM-Titel

IHK-Vizepräsident Walter Viegener (Attendorn), bekannt für deutliche Worte, prangerte die Versäumnisse von Politikern und Planern in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten an: „Die Planungen für Ortsumgehungen, allen voran der Route 57, reichen 40 Jahre zurück. Seitdem haben wir sieben Bundespräsidenten und 16 Bundesverkehrsminister gehabt und Deutschland ist zweimal Fußball-Weltmeister geworden. Gebaut wurden von diesen Ortsumgehungen exakt null Meter.“

Viegener legte noch nach: „Die Kriegsschäden an der Ruhr-Sieg-Strecke sind bis heute nicht behoben. Seit 50 Jahren fordern wir den Ausbau der Strecke, denn Containerzüge können wegen der schmalen Tunnel dort nicht fahren. Wenn wir weiter im Schlafwagentempo unterwegs sind, werden wir bei der Verkehrsinfrastruktur den Anschluss verlieren.“

Lebensader der Region zerschnitten: die gesperrte Talbrücke Rahmede der A 45. von Autobahn Westfalen/Susanne Schlenga
Lebensader der Region zerschnitten: die gesperrte Talbrücke Rahmede der A 45. © Autobahn Westfalen/Susanne Schlenga

IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener brachte den Grund der Probleme auf den Punkt: „Jahrzehntelang ist zu wenig in Asphalt, Beton, Schienen und Brücken investiert worden. Es ist allerhöchste Zeit, der Betoninfrastruktur wieder die nötige Wertschätzung zukommen zu lassen, den seit Jahrzehnten wird zu lange diskutiert und zu wenig investiert.“

Damit sich das ändert, will die IHK noch mehr Druck machen und schnelle Planungs- und Bauprozesse einfordern. Beschleunigungsgesetze wie seinerzeit beim Infrastrukturausbau in Ostdeutschland könnten dabei helfen. Auch eine zentrale Projektsteuerung sei wichtig, um Großprojekte wie den Neubau der Talbrücke Rahmede zu beschleunigen.

Konkrete Forderungen

Walter Viegener fasste die Situation in einem Satz zusammen: „Wir brauchen die Ertüchtigung von Straße und Schiene schnellstens, denn es ist fünf nach zwölf.“ Falls das nicht passiere, sei das Gift für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen.

Zu den konkreten Forderungen der IHK gehören unter anderem:

  • Ausbau der L 512 zwischen Olpe und Attendorn
  • Ausbau der B 55 durch die Ortsumgehung Bilstein und die Querspange bei Grevenbrück
  • Straßenneubau Krombacher Höhe (A 4/B54) bis L 711 zwischen Neuenkleusheim und Rahrbach
  • Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke (Hagen – Siegen) und der Rhein-Sieg-Strecke (Köln - Siegen)
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