Wenn die Mama eine E-Mail Adresse mal eben weitergeben will
LP-Glosse
- Kreis Olpe, 11.04.2020
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Nachdem ich ihr kurz - genau genommen etwa 15 Minuten - erklärt hatte, dass es bei einer E-Mail Adresse eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielt, ob man die Groß- oder Kleinschreibung benutzt, stand die nächste Herausforderung an: Das @-Zeichen.
Oder auch „A mit Kringel“, wie es meine Mutter verniedlichte. Jou, ließ sich für mich leicht identifizieren. Meine Erklärung, dass es „ät“ ausgesprochen wird, veranlasste meine Mutter, das „A mit Kringel“ zu streichen und durch ein „ät“ zu ersetzen. „Nein“, das „A mit…“ ist im Prinzip richtig“, hauchte ich ins Telefon. „Sag ich doch“, kam es triumphierend von der anderen Seite. Unkommentiert ließ ich es so stehen. Und weiter ging es.
„Jetzt ein Plus dazu“, erklärte meine Mutter. Auf Nachfrage, ob es ausgeschrieben wird oder nicht, kam ganz selbstverständlich „Halt plus. Also kein Stern, der hat ja mehr Zacken“.
Sterne sah ich mittlerweile auch. Immer noch nicht geklärt war ausgeschrieben oder nicht? Das veranlasste meine Mutter, mich aufzufordern, mir einen Stift und ein Blatt zu nehmen – wenn’s eben nicht anders geht. Und nun einen senkrechten Strich durch den waagerechten ziehen. Genial: Es ergab ein +. „Na also, jetzt hast du es endlich“, freute sie sich. Ja, ich freute mich auch, und wie!
„Wie kann man denn nun die Mail sehen, ist doch keiner mehr im Büro“, fragte meine Mutter nach dem Prinzip der modernen Post. Engelsgleich gab ich ihr die Erklärung für das Phänomen. „Mails haben die Eigenschaft, sich selbst durch die engste Türspalte zu schleichen, in den PC zu klettern, und von dort so lange zu winken, bis sie einer bemerkt.“ - „Das ist ja toll“, posaunte sie mir voller Freude ins Ohr. Fand ich auch! Dass die Mail wieder zu mir zurückkam, das nur am Rande.
Morgen rufe ich meine Versicherung an und frage nach, ob eine angebissene Tischkante zwecks Unterdrückung eines hysterischen Kreischanfalls übernommen wird…
Angelika Brill