Wenn der Bautrupp unangekündigt anrückt und die Ausfahrt versperrt
LP-Randnotizen
- Kreis Olpe, 25.09.2021
- Verschiedenes
- Von Sigrid Mynar
Samstagmorgen, noch leicht verschlafen. Den ersten Kaffee in der Hand, locken mich Stimmengewirr und Presslufthammer ans Fenster. Was ist das? Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, was direkt vor meiner Haustür passiert: Ein vielköpfiger Bautrupp hat den Bürgersteig aufgerissen.
Fein säuberlich gestapelte Pflastersteine und eine riesige Schlange dicker Glasfaser-Leerrohre versperren meine Ausfahrt. Irgendwie erinnert mich die Szene an den Werbespot „Morgens, halb zehn in Deutschland“ und ich halte Ausschau nach dem smarten Typ, der mir gleich ein Knoppers gibt.
Habe ich etwas verpasst? Gab es eine Bürgerinformation und ich habe sie nicht gelesen? Aber nein, jetzt höre ich meine Vermieterin mit den orangefarben gekleideten Männern reden. Auch sie ist überrascht, dass ihr Kundenparkplatz dicht ist.
Was heißt reden? Gestikulieren trifft es eher, denn wie sich herausstellt, ist „Sorry“ das einzige Wort, das von den Bauarbeitern verständlich rüberkommt. Na, wenigstens tut es ihnen leid, auch wenn das keine Lösung ist, denke ich angesäuert.
Ich schicke ein „Tatortfoto“ an meinen Sohn und der schreibt zurück: „Ich fresse einen Besen, wenn die heute fertig werden.“ Oh Schreck, aber vermutlich hat er Recht. Zu meinem Pressetermin um 15 Uhr in Grevenbrück werde ich es wohl nicht schaffen. Deshalb rufe ich in der Redaktion an. Der Chef nimmt es mit Humor. Ich selbst schwanke noch, ob ich lachen oder weinen soll.
Schnell überschlage ich, ob meine Vorräte noch fürs Wochenende reichen. Wohl kaum, denn ich hatte ja gestern noch einen langen Einkaufszettel geschrieben. Meine Katze schaut mich vorwurfsvoll an, denn Katzenfutter steht auch auf der Liste. Ich überlege ernsthaft, wie mein Leben ohne Auto aussehen würde. Mit einem Lastenfahrrad nach Olpe? Wohl kaum.
Um 16 Uhr: Ein staunender Blick aus dem Fenster zeigt, dass mein Sohn einen Besen braucht. Die sind tatsächlich fertig! Der Pressetermin fand ohne mich statt, aber mein Wochenende war gerettet.