Wenn Corona hilft, dem runden Geburtstag zu entfliehen

LP Glosse


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 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel


Den 70. Geburtstag zu begehen, ist eine Art Schallmauer, auf die man einerseits dankbar zurück schaut, die aber auch - zack „alt“ macht. Diese Gedanken zeichneten sich jedenfalls schon längst bei meiner Schwester ab, die am 21. April die Schallmauer durchbrach.

Fehlte da die Vorfreude aus vollem Herzen, wie bei den vorherigen Geburtstagen? Kinder, Enkel, Nichten und Neffen standen schon in den Startlöchern, um ihr diesen Tag so schön wie nur möglich zu gestalten.

Aber schon im Januar sprach die Jubilarin davon, dem Rummel zu entfliehen und stattdessen im Ahrtal ein paar schöne Tage zu verleben. Ein wenig zwiespältig, denn ihren Lieben die Freude des gemeinsamen Feierns zu verderben, war auch nicht das Wahre.

Und dann kam Covid-19. Tja, das war’s dann wohl! Wegfahren? Gestrichen! Familienfeier? Gestrichen! Und niemand konnte ihr einen Strick daraus drehen, sie hatte es ja nicht in der Hand. So gab es an dem Ehrentag nur einen kleinen Ausflug mit mir und dem Picknickkorb und mit „social distance“. Es fühlte sich an, wie der 69., ohne jedes „zack alt“.

Und so zeigte sich wieder einmal: Auch wenn wir alle gerne auf Corona verzichten würden, „es gibt nichts Schlechtes, das nicht auch ein wenig Gutes mit sich bringt“. Jedenfalls für diesen einen Tag.

Sigrid Mynar
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